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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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verstehen.«
    Sie kamen so langsam voran, daß die Hufe der Stute und des Wallachs kaum Staub aufwirbelten. Sie hatten nicht das Gefühl, daß ihnen von hinten noch Gefahr drohte. Allenfalls ein gut vorbereiteter Hinterhalt hätte sie noch überraschen können.
    Die schmale Straße wand sich weiter. Blätter strichen ihnen durch das Gesicht, und von Zeit zu Zeit mußten sie sich niederbeugen, um nicht von Ästen aus dem Sattel gestreift zu werden. Der schwere Duft des Spätsommerwaldes hatte sich hier am Rande des Tales noch verstärkt. Er vermischte sich mit einem Duft nach Wildbeeren und aromatischem Unterholz. Unmerklich wurden die Schatten länger.
    »Neun zu eins«, murmelte der Mausling träumerisch, »daß das Schatzhaus schon vor einigen hundert Jahren ausgeräumt wurde – von Männern, deren Körper längst zu Staub geworden sind.«
    »Das mag schon sein«, stimmte Fafhrd zu. »Im Gegensatz zu den Menschen ruhen Rubine und Smaragde selten still in ihren Gräbern.«
    Diese Möglichkeit, die sie schon mehrmals durchgesprochen hatten, beunruhigte sie nicht weiter und machte sie auch nicht ungeduldig. Vielmehr vermittelte sie ihrem Ritt etwas von der angenehmen Melancholie einer vergeblichen Hoffnung. Sie atmeten mit vollen Zügen die schwere Luft und ließen ihre Pferde nach Belieben an den Blättern zupfen. Ein Eichelhäher stieß einen schrillen Schrei aus, und irgendwo im Wald schlug eine Spottdrossel; die Vogelstimmen erhoben sich über das leise Summen der Insekten. Die Nacht rückte heran. Die inzwischen fast waagerechten Sonnenstrahlen vergoldeten die Baumwipfel. Da vernahmen Fafhrds scharfe Ohren das Muhen einer Kuh.
    Nach einigen weiteren Wegbiegungen erreichten sie die Lichtung, die sie schon vom Hang aus gesehen hatten. Wie erwartet, stand dort ein kleines Gehöft, ein sauberes hingeducktes Gebäude aus verwittertem Holz, das sich in der Mitte eines hektargroßen Kornfeldes erhob. An einer Seite befand sich eine Reihe Bohnenstangen, auf der anderen ein Holzstapel, der fast das Hausdach überragte. Vor dem Haus stand ein drahtiger alter Mann, dessen Haut fast so braun war wie seine selbstgesponnene Tunika. Offenbar hatte er die Pferde eben erst gehört und drehte sich nun um.
    »Ho, Vater!« rief der Mausling. »Heute ist ein guter Tag zum Reiten, und ein schönes Heim haben Sie da.«
    Der Landmann bedachte diese Worte und nickte dann.
    »Wir sind zwei müde Reisende«, fuhr der Mausling fort.
    Wieder nickte der Mann.
    »Würden Sie uns die Nacht über einquartieren – für zwei Silbermünzen?«
    Der Bauer rieb sich das Kinn und hielt drei Finger in die Höhe.
    »Gut, also drei Silbermünzen«, sagte der Mausling und stieg ab. Fafhrd folgte seinem Beispiel.
    Als sie dem alten Mann eine Münze gegeben hatten, um das Geschäft zu besiegeln, fragte der Mausling beiläufig: »Gibt es hier nicht ein altes verlassenes Gebäude, das das Haus Angarngis genannt wird?«
    Der Bauer nickte.
    »Was für ein Haus ist denn das?«
    Der Mann zuckte die Achseln.
    »Kennen Sie es denn nicht?«
    Kopfschütteln.
    »Aber haben Sie es denn nie gesehen?« In der Stimme des Mauslings schwang unverhohlene Verwunderung.
    Wieder erhielt er nur ein Kopfschütteln zur Antwort.
    »Aber Vater, es liegt doch nur ein paar Minuten zu Fuß von deinem Haus hier, nicht?«
    Der Bauer nickte langsam, als ob das alles nicht neu wäre.
    Ein muskulöser junger Mann, der hinter dem Haus hervorgekommen war, um ihre Pferde fortzuführen, schaltete sich ein.
    »Sie können den Turm von der anderen Seite des Hauses sehen. Ich zeig's Ihnen.«
    Nun stellte der alte Mann unter Beweis, daß er nicht völlig stumm war. Mit ausdrucksloser Stimme sagte er: »Schauen Sie ihn sich an, so lange Sie wollen.«
    Und er verschwand im Haus. Fafhrd und der Graue Mausling erhaschten einen Blick auf ein Kind am Türpfosten, auf eine alte Frau, die in einem Topf rührte, und auf eine Gestalt, die vor einem kleinen Feuer auf einem Stuhl hockte.
    Der obere Teil des Turmes war durch eine Lücke zwischen den Bäumen eben noch sichtbar. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten ihn in ein tiefes Rot. Er schien etwa vier oder fünf Pfeilschüsse entfernt zu sein. Noch während sie hinschauten, ging die Sonne unter und ließ die Turmspitze zu einem formlosen schwarzen Steinklotz werden.
    »Ein ganz altes Gemäuer«, erklärte der junge Mann unbestimmt. »Ich habe mich da oft herumgetrieben. Vater hat sich einfach nie darum gekümmert.«
    »Bist du auch drinnen gewesen?« wollte
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