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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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der Mausling wissen.
    Der junge Mann kratzte sich am Kopf.
    »Nein. Ist doch nur altes Gemäuer. Zu nichts mehr gut.«
    »Die Dämmerung dauert noch ziemlich lange«, sagte Fafhrd, der den Blick nicht vom Turm nehmen konnte. »Es reicht jedenfalls, daß wir uns mal genauer umsehen.«
    »Ich würde Ihnen ja gern den Weg zeigen«, sagte der junge Mann, »aber ich muß Wasser holen.«
    »Egal«, erwiderte Fafhrd. »Wann gibt es Abendessen?«
    »Wenn die ersten Sterne herauskommen.«
    Sie ließen den jungen Mann bei den Pferden zurück und gingen geradewegs in den Wald. Kaum waren sie zwischen die Bäume getreten, als es auch schon viel dunkler wurde – als wäre die Dämmerung bereits vorbei und hätte nicht eben erst begonnen. Das Unterholz war dichter als erwartet. Von überallher ragten Äste und dornige Ranken, denen sie ausweichen mußten. Über ihnen wurde in unregelmäßigen Fetzen der Himmel sichtbar.
    Der Mausling ließ seinen Freund vorangehen. Seine Gedanken waren müßig mit der Bauernfamilie beschäftigt. Die Vorstellung, daß diese Menschen ihr ganzes arbeitsames Leben hier verbracht hatten, reizte ihn irgendwie – mehrere Generationen, die nur wenige Schritte von der vielleicht größten Schatzkammer der Welt entfernt wohnten. Es erschien ihm unglaublich. Wie konnte man einem Juwelenschatz so nahe sein, ohne davon zu träumen? Aber diese Leute träumten wahrscheinlich nie.
    So achtete der Graue Mausling während des Marsches durch den Wald wenig auf seine Umwelt und registrierte nur im Unterbewußtsein, daß sich Fafhrd viel Zeit zu nehmen schien – was ihm seltsam vorkam, da der Barbar doch ein erfahrener Waldläufer war.
    Schließlich ragte ein noch schwärzerer Schatten zwischen den Bäumen auf, und wenige Sekunden später standen sie am Rande einer kleinen felsübersäten Lichtung, beherrscht von dem unförmigen Gebilde, das sie gesucht hatten.
    Noch ehe seine Augen die baulichen Einzelheiten aufnehmen konnten, war der Mausling plötzlich von Sorgen erfüllt. War es etwa ein Fehler gewesen, die Pferde einfach bei den fremden Leuten zurückzulassen? Und hätten die Räuber sie nicht zum Bauernhof verfolgen können? Und war heute nicht noch der Tag der Schildkröte, ein schlechter Tag, wenn es darum ging, verlassene Gebäude zu betreten? Und hätten sie nicht besser einen kurzen Speer mitbringen sollen, falls sie auf einen Leoparden stießen? Und hörte er da nicht links einen Ziegenmelker singen, ein böses Vorzeichen?
    Das Schatzhaus Urgaans von Angarngi bot einen seltsamen Anblick. Der Hauptteil des Gebäudes war eine große flache Kuppel auf Wänden, die ein Achteck bildeten. An der Vorderseite schlossen sich zwei kleinere Kuppeln an, die mit dem Hauptgebäude verschmolzen. Dazwischen gähnte ein großer viereckiger Eingang. Der Turm erhob sich asymmetrisch am hinteren Teil der Hauptkuppel.
    Mit hastigem Blick versuchte der Mausling den Grund für die offensichtliche Eigentümlichkeit des Gebildes auszumachen und kam zu dem Schluß, daß diese wohl in der absoluten Schlichtheit liegen mußte. Es gab keine Pfeiler, keine hervortretenden Simse, keine Friese, keinen irgendwie gearteten architektonischen Schmuck, sei er nun mit Schädeln verziert oder nicht. Bis auf den Eingang und ein paar winzige Fenster, die sich hier und da an unerwarteter Stelle auftaten, war das Haus Angarngis eine kompakte Masse aus eintönig dunkelgrauen Backsteinen, die sehr dicht aneinandergefügt waren.
    Doch schon betrat Fafhrd die breiten Stufen, die auf die offene Tür zuführten, und der Mausling folgte ihm, obwohl er sich lieber noch etwas länger umgesehen hätte. Mit jedem Schritt spürte er ein seltsames Widerstreben in sich stärker werden. Die fröhliche Erwartung, die ihn erfüllt hatte, verschwand so plötzlich, als wäre er in Treibsand geraten. Es kam ihm vor, als gähnte ihm der Eingang wie ein zahnloser Schlund entgegen. Und dann durchfuhr ihn ein leiser Schauder, denn er sah, daß dieser Mund einen Zahn hatte, ein Stück geisterhaftes Weiß, das vom Boden in die Höhe ragte. Fafhrd bückte sich zu dem Objekt hinab.
    »Ich möchte wissen, wessen Schädel das ist«, sagte er.
    Der Mausling betrachtete das Ding und die durcheinanderliegenden Knochen und Knochenstücke daneben. Seine Unruhe steigerte sich schnell, und er hatte das unangenehme Gefühl, daß bald irgend etwas geschehen würde. Wie mochte die Antwort auf Fafhrds Frage lauten? Welcher Tod war diesem früheren Eindringling widerfahren? Es war sehr
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