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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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meisten. Sie blieben also eine Zeitlang und machten die Stadt wieder zum Ausgangspunkt ihrer Abenteuer.

II. Der Schatz im Walde
The Jewels In The Forest (1939)
    Es war der Tag der Schildkröte im Monat des Stachelschweins im Jahr des Behemoth. Eine heiße Sommersonne senkte sich über dem schwermütigen, fruchtbaren Land Lankhmar dem Abend entgegen. Die Landarbeiter auf den endlosen Kornfeldern hielten einen Augenblick inne, hoben ihre erdverschmutzten Gesichter und dachten daran, daß nun bald die Zeit des Feierabends heranrückte. Das Vieh, das die Stoppeln abfraß, begann sich langsam in Richtung Stall zu bewegen. Verschwitzte Händler und Ladenbesitzer überlegten, daß sie das Vergnügen eines Bades noch etwas hinauszögern sollten. Diebe und Astrologen drehten sich unruhig im Schlaf, denn sie spürten, daß die dunklen Nachtstunden ihrer Arbeit heranrückten.
    Im südlichsten Teil des Landes Lankhmar, ein Tagesritt jenseits des Dorfes Soreev, wo die Kornfelder in gewaltige Ahorn- und Eichenwälder übergehen, trabten zwei Reiter gemächlich eine schmale staubige Straße entlang. Sie waren von sehr gegensätzlicher Statur. Der größere trug eine Tunika aus ungebleichtem Leinen, die um die Mitte von einem breiten Ledergürtel zusammengehalten wurde. Ein Stück Stoff schützte seinen Kopf vor der Sonne. Ein langes Schwert mit einem granatapfelförmigen goldenen Knauf baumelte an seiner Seite. An seiner rechten Schulter wippte ein Köcher mit Pfeilen, und in einem ledernen Sattelschuh steckte der dazugehörige Bogen aus dickem Eibenholz. Die ausgeprägten Muskeln des Mannes, seine weiße Haut, das kupferne Haar, die grünen Augen und vor allem der wilde Gesichtsausdruck – all das deutete auf ein Heimatland hin, das kälter und rauher war als Lankhmar.
    Während der größere Mann also etwas Wildes an sich hatte, machte sein Begleiter, der ein gutes Stück kleiner war, einen ausgesprochen städtischen Eindruck. Sein dunkles Gesicht ließ an einen Hofnarren denken. Leuchtende schwarze Augen, eine Knopfnase, ein ironisches Lächeln um die Mundwinkel. Hände eines Taschenspielers. Seine ganze Haltung ließ erkennen, daß er sich bei Straßenkämpfen und Wirtshausraufereien außerordentlich gut zu behaupten wußte. Er war von Kopf bis Fuß in graue Seide gekleidet. Sein schmales Schwert, in graues Leder gehüllt, war an der Spitze leicht gekrümmt. An seinem Gürtel hingen eine Schleuder und ein Beutel mit Geschossen.
    Trotz dieser vielen Gegensätze gab es keinen Zweifel, daß die beiden Männer Weggefährten waren, daß zwischen ihnen ein Band gegenseitigen Verständnisses existierte, das aus Melancholie, Humor und mancherlei anderem Material gewoben war. Der kleine Mann ritt eine grauscheckige Stute, der andere einen kastanienbraunen Wallach.
    Sie näherten sich einem Punkt, an dem die schmale Straße einen Hügelkamm erreichte, eine leichte Biegung vollführte und sich dann in das nächste Tal hinabwand. Der grüne Wald zu beiden Seiten rückte näher. Es herrschte eine beträchtliche Hitze, die jedoch nicht bedrückend war; sie ließ an Satyrn und Zentauren denken, die auf verborgenen Lichtungen schlummerten.
    Im nächsten Augenblick begann die graue Stute, die ein paar Schritte voraus war, zu wiehern. Der kleine Mann zog die Zügel an und suchte mit wachsamem Blick hastig die beiden Seiten der Straße ab. Ein leises Kratzen war zu hören, als schabte Holz über Holz.
    Ohne Vorwarnung duckten sich die beiden Männer im Sattel zur Seite und klammerten sich fest. Gleichzeitig erklang das Surren von Bogensaiten, und mehrere Pfeile zischten dort entlang, wo die beiden Reiter eben noch gewesen waren. Schon galoppierten die Stute und der Wallach um die Wegbiegung und rasten, den Staub hoch aufstiebend, davon.
    Hinter den beiden ertönten aufgeregte Schreie, und gleich darauf tauchten die Verfolger auf. Es schienen tatsächlich sieben oder acht Männer im Hinterhalt gelegen zu haben – kräftige Burschen in Kettenhemden und mit Eisenhelmen. Die Stute und der Wallach hatten kaum einen Steinwurf weit zurückgelegt, als der Trupp auch schon unterwegs war. Ein schwarzes Pferd mit einem schwarzhaarigen, bärtigen Reiter nahm die Spitze ein.
    Doch auch die Verfolgten verschwendeten keine Zeit. Der größere der beiden stellte sich in seinen Steigbügeln auf und zerrte den Eibenbogen aus dem Sattelschuh. Mit der Linken stemmte er ihn in den Steigbügel und bog ihn durch, während seine rechte Hand die obere Schlinge der
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