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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber
Autoren: Fritz Leiber
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ausgestreckt und aufgeregt grinsend, wie Afreyt noch feststellen konnte, ehe sie sich duckte, zumindest hatte Fafhrd die Zähne gebleckt. Die beiden landeten auf halbem Wege zwischen ihr und Groniger an der Spitze der Kolonne; die Reifbewohner hatten ihren Schritt verlangsamt und starrten staunend auf die Erscheinung. Fafhrd und Mara ruhten nun etwa einen Fuß über dem Heidekraut, das auf einer großen ovalen Fläche niedergedrückt war, als lägen die beiden auf einer unsichtbaren Matratze, die breit und dick genug war für ein Königsbett.
    Im nächsten Augenblick hatten sich die Luftreisenden aufgerappelt und waren nach einigen unsicheren Schritten zu Boden gesprungen. Skor und Afreyt eilten von der einen Seite auf sie zu und May und Gale von der anderen, während die Reifländer mit offenem Mund zuschauten. Mara schrie den anderen Mädchen entgegen: »Ein übler Dämon hat mich entführt, aber Fafhrd hat mich gerettet! Er hat ihm die Hand abgehackt!« Und Fafhrd umarmte Afreyt und sagte: »Afreyt, Kos sei Dank, daß du hier bist! Was trägst du da um den Hals?« Ohne Afreyt loszulassen, wandte er sich an Skor: »Wie geht es den Männern? Wie ist die Lage?« Und die ganze Zeit marschierten die herüberstierenden Reifländer langsam und stur weiter wie Schlafende, die aus dem Bann eines Alptraums auf ein Wunder starren.
    Plötzlich verstummten alle, und Fafhrd löste die Arme von Afreyt; eine Stimme, die sie zuletzt in einer Höhle Dunkelfeuers gehört hatten, ertönte wie eine sprechende Fanfare: »Leb wohl, Mädchen! Leb wohl, Barbar! Denke das nächstemal an die Gebote der Höflichkeit zwischen den Ordnungen und an deine Grenzen. Ich bin meiner Schuld ledig, die deine aber hat gerade erst begonnen.«
    Und ein Wind wehte von der Stelle herüber, an der Fafhrd und Mara gelandet waren (der Hauch schien unter der unsichtbaren Matratze hervorzukommen), beugte das Heidekraut und ließ die Mäntel der Mädchen straff zur Seite wehen (Afreyt spürte den Luftzug und eine tierische Ausdünstung, die von keinem Fisch, Vogel oder Vierbeiner stammen konnte), und dann war es, als stiege etwas Großes und Lebendiges in die Luft empor und entferne sich in schnellem Flug, während ein silbrig-perlendes Lachen verhallte.
    Fafhrd hob zum Abschied die Hand und senkte sie in einer ausholenden Geste, mit der er wohl sagen wollte: »Lassen wir das alles hinter uns!« Auf seinem Gesicht, das sich während Hirriwis Worten beunruhigt verdüstert hatte, erschien ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit beim Anblick der Kolonne der Inselbewohner, die langsam immer näher rückte. »Meister Groniger!« sagte er energisch. »Kapitän Fafhrd?« erwiderte der Mann mit schwerer Zunge, wie jemand, der halb aus einem Traum gerissen worden ist. »Laß deine Männer anhalten!« befahl Fafhrd und drehte sich zu Skor um, der ihm Meldung machte, indem er detailliert schilderte, was er zuvor Afreyt nur umrissen hatte. Währenddessen kam die Kolonne langsam zum Stillstand und gruppierte sich ohne Ordnung rings um Groniger.
    Afreyt kniete neben Mara nieder und überzeugte sich, daß das Mädchen äußerlich keinen Schaden genommen hatte. Amüsiert hörte sie zu, wie Mara voller Stolz, doch geringschätzig, den anderen Mädchen von ihrer Entführung und Rettung erzählte. »Aus meinem Mantel und dem Schädel des letzten kleinen Mädchens, das er bei lebendigem Leibe gegessen hatte, machte er eine Vogelscheuche und berührte mich immer wieder ähnlich wie Odin, doch Fafhrd hackte ihm die Hand ab, und Prinzessin Hirriwi brachte mir heute früh meinen Mantel. Es war ein schönes Gefühl, durch den Himmel zu fliegen. Mir ist auch nicht schwindlig geworden.«
    Fafhrd hörte geduldig zu, denn er wollte wissen, was das häßliche Ding um Afreyts Hals zu bedeuten hatte. Doch als Mara ihn aufforderte, den Kopf zu senken, und er den Blick hob und die verhangene Sänfte erblickte und dahinter den ausgegrabenen Galgen, durchströmte ihn ein Schauder des Widerwillens. »Nein, die Schlinge trage ich nicht«, sagte er ärgerlich. »Auf dieses achtbeinige Pferd möchte ich nicht steigen. Nehmt die Schlingen ab, ihr alle!«
    Aber dann bemerkte er den gekränkten, mißtrauischen Ausdruck in Maras Augen. »Die Schlinge soll dich doch im Kampf stark machen«, sagte sie. »Sie ist eine Ehre Odins.« Und dann den besorgten Blick in Afreyts Augen, als sie auf die Sänfte deutete, deren Vorhänge im Wind wehten (er spürte die grimmige Aura der Heiligkeit, die von ihr ausging)
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