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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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viel Gesprächsstoff, aber   …«
    »Nein, es ist eher unwahrscheinlich, dass man sich gleich tagelang verratscht«, muss ich ihm beipflichten.
    Der Özdemir nickt. Die zwei Alten starren zu Boden.
    »Gibt’s vielleicht irgendein Foto von dem Vermissten?«, frag ich weiter.
    Er zieht eins aus der Jackentasche und schiebt’s mir übern Schreibtisch.
    Ich fall gleich tot um!
    Auf dem Foto ist eindeutig das Unfallopfer von der letzten Woche. Der hat sich ja wirklich gründlich aus dem Staub gemacht, muss man schon sagen.
    Die Medine schnäuzt sich, und ich weiß gleich gar nicht, wo ich hinschauen soll. Damit jetzt hier im Büro keine türkischen Weinkrämpfe stattfinden, deut ich den werten Herren an, mir in den Gang zu folgen. Nachdem ich meine Informationen mit ihnen geteilt hab, mach ich mich auch gleich vom Acker. Geh zur Susi ins Büro und gieß mir einen Kaffee ein. Keinen Atemzug später ertönen bereits die Wehgesänge durch unseren Korridor.
    »Was ist denn da draußen los?«, fragt die Susi und geht zur Tür.
    »Mach bloß nicht auf!«, ruf ich ihr zu.
    Sie gehorcht.
    |222| Wie die Özdemirs endlich im Auto hocken und Ruhe einkehrt in unsere dienstlichen Hallen, genieß ich erst mal meinen Kaffee. Weil: so ein Stress gleich am Montag in der Früh ist halt ärgerlich. Da kann man noch so viel Energie tanken am Wochenende, die ist dann praktisch gleich wieder hinüber, gell.
     
    Dann beginnt endlich der Küstner-Prozess. Am ersten Verhandlungstag ist ein Remmidemmi im Gerichtsgebäude, das ist direkt unglaublich. Kameras, wohin das Auge schweift, und Schaulustige in allen Variationen. Den Küstner bringen die Kollegen an Händen und Füßen geschellt, und dieses Mal brüllt er nicht wie ein Irrer, sondern geht schweigend und mit gesenktem Kopf dem Gerichtssaal entgegen. Irgendwie direkt geistesabwesend, muss man schon sagen. Vermutlich haben sie ihm was zur Beruhigung gegeben. Es ist ja auch wirklich eine Zumutung, wenn ständig einer mit blöden Zwischenrufen stört. Besonders, wenn es so unqualifizierte sind wie die seinen. Und erst recht, wenn es sich dabei auch noch um den Angeklagten selbst handelt. Dann doch lieber ruhigstellen. Das leuchtet ein.
    Der Moratschek steht am Kaffeeautomaten und trägt Zivil. Weil er ja heute keine richterliche Autorität ist in diesem Fall. Ich dagegen hab mir die Uniform angezogen, und der silberne Stern kommt großartig an, gar keine Frage. Der Papa ist auch da und freilich auch der Birkenberger. Die Frau Moratschek hat sich hervorragend in Schale geschmissen und ist der Liebling von der Presse. Weil sie halt todesmutig in ihr Heim gegangen ist, obwohl sie befürchten musste, dass der Psychopath darin lauert. Aber das hat sie aus reiner Liebe zu ihrem Gatten gemacht. Und das nach so vielen Ehejahren. Das freilich rührt sogar das kälteste Journalistenherz.
    |223| Dass der Rudi und ich die eigentlichen Helden sind, interessiert überhaupt gar kein Schwein nicht. Im Gegenteil. Pflichterfüllung, heißt es. Aus. Da kann ich mit meinem silbernen Stern auf und ab flanieren, wie ich will.
    Der Rechtsanwalt vom Küstner ist fast genauso ruhig wie sein Mandant, man könnte bald phlegmatisch sagen. Womöglich steht er auch unter Drogen, wer weiß. Na gut, am Anfang gibt es auch noch nicht wirklich viel zu tun für ihn. Verlesen der Anklageschrift und Vorführung der Beweismittel. Da kann er sich schon mehr oder weniger raushalten. Aber auch in den folgenden Verhandlungstagen ist es nicht anders. Der Küstner und sein Advokat hocken eher teilnahmslos in der Bank und harren der Dinge, die da kommen.
    Unglaublich, wirklich.
    Dadurch wird natürlich die ganze Prozedur enorm verkürzt. Weil: wenn niemand ein Veto einlegt, kann man das alles ja prima ganz flott durchziehen. Am Schluss kriegt er noch mal fünfeinhalb Jahre zu seiner ohnehin noch offenen Strafe, anschließende Sicherheitsverwahrung steht gar nicht erst zur Diskussion. Selbst wenn der Küstner die Gene von der Oma hätte, dürfte er das kaum mehr erleben.
     
    Ein paar Tage später ist Grillfest bei uns am Hof. Der Papa hat das so beschlossen, weil er einfach mal ein paar nette Leute um sich haben will, sagt er. Das hat er jetzt schon jahrelang nicht mehr getan, und ich hab den Verdacht, es ist auch nur ein Vorwand. Ein Vorwand, um den Moratschek wiederzusehen. Dieses Mal aber muss er ihn teilen, weil die werte Gattin natürlich auch mit von der Partie ist. Sie trägt ein hellblaues Kostüm und eine Schüssel Salat im
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