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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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Arm und ist holterdipolter bei der Oma in der Küche verschwunden. Ebenfalls küchentechnisch aktiv ist freilich die Mooshammer |224| Liesl. Sie dreht Ćevapčići im Hackfleisch-Knoblauch-Verhältnis eins zu eins und redet dabei ohne Punkt und Komma. Dabei ist es ihr völlig egal, wer eigentlich zuhört. Auch wenn sie mit der Oma ganz alleine ist, plappert sie munter drauflos. Wobei ich sagen muss, dass die Oma von allen Menschen auf diesem Planeten die Liesl am besten versteht. Vielleicht einfach, weil sie die schon so lang kennt und es ohnehin immer wieder das Gleiche ist, was sie erzählt. Wer kann das schon wissen.
    Dann rollt der einzigartige Leopold in den Hof ein. Er hievt die Sushi aus ihrem Sitzchen und drückt sie mir in den Arm.
    »Schau mal, Bruderherz, hier kommt deine Lieblingsnichte«, sagt er.
    Ist der betrunken?
    Die Panida verschwindet mit ein paar Tupperschüsseln ebenfalls in der Küche.
    Der Leopold zündet den Grill an.
    Die Sushi patscht mir ihre Hände ins Gesicht.
    »Ogiwans, Ogiwans«, quietscht sie vergnügt.
    Der Papa schenkt Bier ein.
    Dann erscheinen Herr und Frau Flötzinger ungewohnt in trauter Eintracht und haben ganz offensichtlich sogar einen Babysitter für ihre nervige Brut gefunden. Wer diese undankbare Aufgabe wohl übernommen hat? Die Hexen von Eastwick?
    Kurz darauf kommen auch schon die Simmerls und haben einen Wäschekorb voller Fleisch dabei. Das ist wunderbar. Weil mir jetzt schon langsam der Hunger hochkommt. Dann radelt die Susi in den Hof. Ihre Haare flattern im Fahrtwind, und sie hat einen köstlichen Apfelkuchen dabei. Leider bringt sie ihn aber direkt in die Küche.
    Irgendjemand deckt dann den Tisch ein, und ein anderer |225| macht Musik. Es sind die Beatles, die laufen. So war es wahrscheinlich der Papa.
    Das Fleisch liegt auf dem Rost und brutzelt so vor sich hin, und meine Nasenflügel fangen direkt an zu beben. Die Frauen bringen das Beiwerk nach draußen und setzen sich nieder. Endlich wird das Essen verteilt, und wie von selbst findet meine Gabel den Weg dort hinein und genau in den Mund.
    Die Stimmung ist großartig. Es wird geredet und gelacht, und man könnte fast sagen, es kommt so was wie eine Idylle auf.
    Dann aber läutet mein Telefon. Ich persönlich wär ja gar nicht erst rangegangen. Hätt es halt einfach nicht gehört. So was kann passieren. Wirklich. Rangegangen ist aber der Leopold. Und der reicht mir den Hörer über den Tisch.
    »PI Landshut. Für dich«, sagt er.
    Und wie wir bereits wissen, gibt’s dort momentan eine Riesenunterbesetzung. Und darum brauchen sie mich jetzt. Unbedingt. Und zwar sofort. Mein Einspruch zerschellt wie ein Schneeball an einer Betonmauer.
    »Magst du noch ein Scheibchen Fleisch, Papa?«, fragt die alte Schleimsau fröhlich. Meine tödlichen Blicke ignoriert er total. Der Ludwig drückt mir den Kopf gegen den Schenkel und winselt ganz leise. Und die Susi streicht mir durch die Haare. Dann schieb ich mir noch ein Stück Fleisch in den Rachen und mach mich auf den Weg.
    Dass ich jetzt nicht grad singend und pfeifend in der Inspektion erscheine, dürfte ja wohl klar sein, weil meine Laune ziemlich hinüber ist.
    »Sind Sie der Eberhofer aus Niederkaltenkirchen?«, tönt eine Stimme hinter mir, grad wie ich so den Gang entlangwandere. Ich kenn den Typen nicht. Er ist gute zehn Jahre jünger wie ich, und seine zwei silbernen Sterne zeigen mir |226| deutlich, dass er ein Oberkommissar ist. Dass er ein Oberarschloch ist, zeigt er mir persönlich.
    »Ja, sagen Sie mal, was machen Sie denn für ein Gesicht? Immer freundlich bei der Arbeit, verstanden? Und jetzt fahren Sie gleich mal zur Sparkassenarena raus, da ist nämlich heute ein Sommerfest. Und da holen S’ dann ein paar schöne Führerscheine, und zwar flott!«
    »Hab ich Sie grad richtig verstanden, es ist aktuell kein Banküberfall hier in Landshut?«
    »Kein Banküberfall.«
    »Keine Amoklage?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Kein Atomunfall im Kernkraftwerk Ohu?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Herrgott?«
    »Sie holen mich hier in die PI, damit ich Ihnen ein paar Scheine zwicke? Und zwar flott. Ist das Ihr Ernst?«
    »Ob das mein Ernst ist? Ich bin Ihr Vorgesetzter, mein Freund, und Sie tun genau das, was ich Ihnen sage! Haben Sie mich verstanden?«
    Jetzt werd ich aber böse.
    »Ja, du Bürscherl, du windiges!«, sag ich. »Wie alt bist du eigentlich? Fünfzehn? Lass dir erst mal ein paar Sackhaare wachsen, dann kannst du mir vielleicht einen Befehl erteilen.
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