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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben
Autoren: Lois Duncan
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Liegestühlen umgebener Pool befand. Nur ein paar der Stühle waren belegt, das Becken selbst war leer.
    »Mist«, brummte Bram. »Hätte ich doch bloß meine Badehose eingepackt.«
    »Ich bin mir sicher, dass wir dir morgen in einer der Hotelboutiquen eine besorgen können«, tröstete ich ihn.
    »Aber mir ist jetzt heiß«, quengelte Bram. »Ich will nicht bis morgen warten. Warum hat Onkel Max nicht gesagt, dass es hier einen Pool gibt?«
    Ich ließ ihn allein weiterschmollen und ging wieder nach drinnen. Mittlerweile war der Page weg und unser Gepäck stand aufgereiht im Eingangsbereich. Jim legte gerade die Sicherheitskette vor die Tür, und Mom starrte blicklos auf ein Bild, das an der Wand gegenüber hing. Sie wirkte so erschöpft, als hätte sie einen Zwölfstundentag an ihrem Computer hinter sich.
    Jim musterte sie besorgt. »Alles in Ordnung, Mrs Corrigan?«
    »Nicht wirklich, nein«, sagte Mom. »Ich fühle mich ein bisschen zittrig. Aber sollten Sie mich nicht lieber Liz nennen? Da wir gemeinsam diese Suite bewohnen, nehme ich an, dass man uns für eine Familie halten soll. Deshalb sollten wir uns vielleicht besser duzen.«
    »Du hast recht«, stimmte Jim zu. »Ich könnte als dein Onkel oder Vater durchgehen.« Er setzte sich in den Sessel ihr gegenüber, und weil ich hinter ihm stand, sah ich zwischen seinen schütteren grauen Haaren die Kopfhaut hindurchschimmern. Plötzlich fühlte ich mich schmerzhaft an meinen Großvater Clyde erinnert. Auch Jims ruhige, sachliche Stimme glich der meines Großvaters. »Bram, kommst du bitte wieder rein? Wir müssen uns über ein paar Dinge unterhalten und ein paar grundsätzliche Regeln für unseren Aufenthalt hier festlegen.«
    Als Bram vom Balkon ins Wohnzimmer kam, war sein Hemd aufgeknöpft. Er bereitete sich offensichtlich schon auf seinen Besuch am Pool vor.
    »Meint ihr, sie lassen einen auch in normalen Shorts in den Pool?«, fragte er hoffnungsvoll. »Ich hab welche eingepackt, die sehen ein bisschen wie Schwimmshorts aus.«
    Mom setzte zu einer Antwort an, aber Jim kam ihr zuvor. »Es tut mir leid, mein Junge, aber das mit dem Schwimmen wirst du dir aus dem Kopf schlagen müssen. Es sind noch keine Ferien, und wenn dich hier jemand sieht, wird er sich fragen, warum du nicht in der Schule bist.«
    »Na und?«, gab Bram zurück. »Hier ist doch niemand, der uns kennt.«
    »Vermutlich nicht, nein«, sagte Jim. »Wir werden das Risiko trotzdem nicht eingehen. Wenn da draußen jemand nach euch sucht, wird er die Hotels abklappern.«
    »Aber es weiß doch niemand, dass wir in Richmond sind«, sagte ich genervt.
    »Ich hoffe, du hast recht, aber wir müssen vorsichtig und auf alles gefasst sein.«
    »Ihr haltet euch an das, was Jim sagt, keine Widerrede«, schaltete sich Mom ein. »Er macht das schließlich nicht, um euch den Spaß zu verderben, sondern weil es sein Job ist, uns zu beschützen.«
    »Wovor? Dass jemand versucht, uns im Pool zu ertränken?« Ich konnte nicht glauben, welche Wendung das Gespräch genommen hatte. »Außerdem, in den Speisesaal gehen wir doch auch. Sollen wir uns da vielleicht Servietten übers Gesicht hängen?«
    Jim schüttelte den Kopf. »Wir werden nicht im Speisesaal essen, sondern unsere Mahlzeiten hier einnehmen.«
    »Was soll das heißen? Willst du uns in dieser verdammten Suite etwa wie Gefangene festhalten?« Ich deutete auf das Telefon auf dem Couchtischchen. »Als Nächstes verbietest du mir wahrscheinlich auch noch, meinen Freund anzurufen und ihm zu sagen, dass wir uns heute Abend nicht sehen können.«
    »Du kennst die Regeln bereits, was das Telefonieren angeht«, entgegnete Jim ruhig.
    »Aber Steve und ich sind verabredet, wir wollten zusammen an einer Hausarbeit für Englisch arbeiten! Es ist schon schlimm genug, dass ich nach dem Training nicht auf dem Tennisplatz war. Wenn er zu uns nach Hause fährt und sieht, dass niemand da ist, wird er sich wahnsinnige Sorgen machen!«
    »Beruhige dich, April«, sagte Mom. »Das ist nicht das Ende der Welt. In ein paar Tagen sind wir wieder zu Hause und du kannst ihm alles erklären.«
    »Wenn sich Dad solche Sorgen machen würde, würdest du nicht so reden!« Ich wurde von Minute zu Minute wütender. »Außerdem würde Steve mit niemandem darüber sprechen, wenn ich ihn darum bitten würde. Diese ganze Heimlichtuerei ist einfach lächerlich!«
    Das wäre jetzt das Stichwort dafür gewesen, Türe knallend den Raum zu verlassen. Aber wohin sollte ich gehen? Wenn ich Jim richtig
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