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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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vorigen Minuten.
    Schon bald hatte er mindestens ein halbes Dutzend Stiche.
    Â»Schnooke«, zischte er den alemannischen Fachausdruck.
    Mücken! Das war also nun der »Campingurlaub im Einklang mit der Natur«, wie Elke sich ausgedrückt hatte.
    Er schlug um sich, traf aber doch meist ins Leere. Man hörte sie angreifen, die Surrgeräusche wurden lauter, tückischerweise wusste man aber nie so recht, wo genau sie gerade waren.
    Er hörte durch die dünne Schiebetür den leisen Atem Martinas und war sich sicher, sie würde im Schlaf lächeln. Von wem sie träumen würde, war nicht schwer zu erraten.
    Hummel wollte das Licht nicht anschalten, um die anderen nicht zu wecken, nahm sich stattdessen eine Taschenlampe und eine Zeitschrift zur Hand und begab sich auf die Jagd. Er zog die Fliegengitter herunter. Nach einer weiteren halben Stunde und rund zwei Dutzend platt gedrückten Insektenkadavern auf seiner Zeitschrift hatte er den heldenhaften Eindruck, sich und seine Familie vor dem nächtlichen Luftangriff gerettet zu haben.
    Nun dauerte es tatsächlich nur noch wenige Sekunden, bis Hubertus völlig erschöpft einschlief.
    Er träumte von Mücken. Mücken, die auffallend weiß gekleidet waren und den Kopf eines jungen Italieners hatten.
    Mücken, die ihn berühren, ihn küssen wollten!
    Immer wieder. »Amooore!«
    Hubertus Hummel schlief nur wenig in dieser Nacht.

2. Harald
    Schlipp, schlapp. Immer wieder: schlipp, schlapp.
    Das durchdringende Geräusch, das die Flipflop-Sandalen der Frühaufsteher auf dem Weg zum Toilettenhäuschen machten – immer wieder unterbrochen von durchdringenden »Mooorgeeeen«-Rufen –, ließ Hubertus schon viel früher wach werden, als er es eigentlich vorgehabt hatte.
    Ein Blick auf den Wecker bestätigte ihn: 7   Uhr   30.
    Für die Ferien viel zu früh!
    Höchstens drei bis vier Stunden Schlaf hatte er heute Nacht bekommen. Er fühlte sich gerädert, zumal die Matratzen der Sauers nicht gerade den Anforderungen seines überstrapazierten, bereits von mehreren Bandscheibenvorfällen gezeichneten Rückens entsprachen.
    Und denen seines Gewichts auch nicht. 120,2   Kilogramm hatte vor zwei Jahren das letzte offizielle Wiegen in einer Kurklinik ergeben. Seitdem hatte es sich vermutlich noch das eine oder andere zusätzliche Gramm an seinem Bauch gemütlich gemacht.
    Hubertus sehnte sich nach seinem eigenen Bett.
    Noch zwanzig Nächte.
    Immerhin war die Morgenluft etwas weniger drückend. Eigentlich ja auch ganz positiv, dass er schon so früh wach war. Denn das Vorzelt musste schleunigst aufgebaut werden, bevor der Campingplatz zum Glutofen wurde. Sauers hatten ihm dafür eine handgeschriebene Kurzanleitung mitgegeben.
    Hubertus öffnete die Wohnwagentür, wurde sogleich mit zwei »Mooorgeeen« von den Nachbarn rechts (Schnarcher) und links (Klimaanlage) bombardiert. Er bemühte sich, freundlich zu nicken, und simulierte mit den Lippen irgendeine Begrüßung. Zu mehr war er noch nicht fähig.
    Nach einer Stunde, die er mit ausgiebiger Morgentoilette, einem kurzen Strandspaziergang sowie einer Tasse selbst zubereitetem Espresso verbracht hatte, fühlte er sich besser, ja, beinahe fit für den ersten Urlaubstag. Das Vorhaben Vorzelt konnte beginnen.
    Dass er nun doch getrödelt hatte, ärgerte ihn etwas. Denn zum einen hatte inzwischen wieder jemand am Temperaturregler gedreht. Die Sonne brannte bereits jetzt unbarmherzig. Warum nur hatte Elke auf einen Sonnenplatz bestanden?
    Im Schwarzwald, am Titisee oder Schluchsee etwa, hätte man das aushalten können. Hier nicht!
    Zum anderen saßen die Nachbarn von gegenüber bereits beim Frühstück und schienen Hubertus’ Vorzelt-Aufbaumanöver als willkommene Abwechslung von ihrem Fernseher zu betrachten, der zu dieser frühen Tageszeit bereits den halben Zeltplatz beschallte.
    Immer wieder schauten sie gebannt – mal grinsend, mal winkend – zu ihm herüber. Hubertus glaubte, an ihrem Gesichtsausdruck ablesen zu können, dass sie nur auf einen Fehler von ihm warteten.
    Sein Ehrgeiz war geweckt. Die konnten lange warten …
    Seine Familie schlief erstaunlicherweise noch immer, weshalb er die Zeltstangen ganz behutsam aus den Stoffsäcken nahm und sie auf den Boden legte.
    Wohnwagenbesitzer Sauer war wirklich ein sehr ordnungsliebender Mensch.
    Das
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