Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
Vom Netzwerk:
bellissima. Ti amo. Dammi un bacio«, säuselte jemand.
    Er musste direkt vor ihrem Wohnwagen stehen!
    Hubertus hörte schmatzende Geräusche.
    Â»Nicht, Marco«, entgegnete eine ihm gut bekannte Frauenstimme. »Das ist mir zu stürmisch, mein Lieber.«
    Mein Lieber?
    Da ließ man seine Tochter ein paar Stunden aus den Augen, und schon warf sie sich dem erstbesten Italiener an den Hals.
    Immerhin war sie verheiratet!
    Ãœber den Zustand von Martinas Ehe mit seinem alten Freund Didi war Hubertus allerdings nicht so recht auf dem Laufenden. Genau genommen wollte er es auch nicht sein. Überhaupt nicht.
    Didi war jedenfalls zu Hause in Deutschland geblieben. Unter den üblichen Ausreden: viel Arbeit, keinen Urlaub bekommen und so weiter.
    Â»Amooore«, säuselte Marco unbeirrt weiter. Man hörte in seiner vibrierenden Stimme förmlich, wie er jetzt zur Sache gehen wollte.
    Â»Voglio fare l’amore con te!«
    Hubertus’ Italienischkenntnisse beschränkten sich zwar auf das Notwendigste – Pane, Pizza, Pasta und Grazie –, aber um »fare l’amore« als »Liebe machen« zu übersetzen, dafür brauchte er kein Wörterbuch.
    Â»Langsam, Marco«, sagte seine Tochter. Doch der Klang ihrer Stimme verriet Hubertus, dass Marcos Säuseleien ihr nicht ausreichend Unbehagen bereiteten.
    Â»Wir kennen uns doch eigentlich gar nicht.«
    Eben!, wollte Hubertus schon empört hinzufügen.
    Doch statt Marco wegzuschicken, folgten nun noch weitere Schmatzgeräusche.
    Â»Amooore!«
    Martina antwortete mit einem zögerlichen »Nicht doch, Marco …«
    Nun reichte es Hubertus: »Nix da amore«, rief er, fuhr hoch und riss die Wohnwagentür auf. »Du jetzt ab ins Bett«, versuchte Hummel seine Tochter mit einem kommandoartigen Stakkato in den Wohnwagen zu zitieren, und ließ dabei bewusst außer Acht, dass Martina längst volljährig war.
    Â»Du jetzt gehen. Heute finito amore«, bemühte sich Hubertus bei Martinas neuem Freund um ein kommunikatives Kauderwelsch aus Deutsch und Italienisch.
    Eigentlich verachtete er Menschen, die mit Ausländern so sprachen, als hätten sie es mit kleinen Kindern zu tun. Als Deutschlehrer war er normalerweise darum bemüht, komplette Sätze zu bilden – Subjekt, Objekt, Prädikat. Unter diesen Umständen war sein Verstand jedoch ebenso wenig wach wie der Rest seines verschwitzten Körpers.
    Mit einer wischenden Handbewegung versuchte Hummel zu unterstreichen, dass sich der Einheimische aus dem Staub zu machen hatte.
    Â»Mi scusi«, verbeugte sich der junge Mann mit seinem schicken weißen Anzug. »Sono Marco, de Barkeeper vonne de Strandbar. Abbe isch das Frollein Tochter nur nack Ause begleitet.« Er verbeugte sich erneut, diesmal noch tiefer.
    Â»Soso, nur nach Hause begleitet … Und wie war das mit amore?«, begann Hubertus, den jungen Mann ins Verhör zu nehmen.
    Bevor Marco antworten konnte, ging Martina allerdings dazwischen:
    Â»Papa, du bist ja so was von peinlich. Ich bin dreiundzwanzig, wenn ich dich daran erinnern darf. Und ich kann schon sehr gut auf mich alleine aufpassen. Du brauchst hier nicht den Lageraufseher zu spielen«, hielt sie ihm eine Standpauke.
    Â»Pssst!« und »Ruhe!« kam es vereinzelt schon von den umliegenden Wohnwägen.
    Auch A17 schnarchte nicht mehr.
    Â»Ci vediamo domani, Marco«, verabschiedete sich Martina, die für Italienisch offenbar mehr Talent hatte als Hubertus. Dann drückte sie ihrem verblüfften Begleiter demonstrativ einen Kuss auf die Backe …
    Hubertus brummte ein schnelles »Buonanotte« hinterher und zog die Türe leise zu, nachdem Martina in den Wohnwagen gehuscht war.
    Seine Tochter stürmte ins hintere Abteil und knallte wutentbrannt die Schiebetür zu.
    Elke und Maximilian waren nicht aufgewacht – zum Glück.
    Hubertus verzichtete auch wegen der weit geöffneten Fenster auf eine Vater-Tochter-Diskussion und bemühte sich, endlich Schlaf zu finden.
    Ein leichtes, kühlendes Lüftchen vom Meer begünstigte das Vorhaben nun. Das Rauschen des Wassers tat ein Übriges. Hubertus begann zu dösen.
    Doch wieder waren es Nachtschwärmer, die ihn plötzlich hellwach werden ließen. Sie gaben durchdringende Surrgeräusche von sich und versetzten Hubertus kleine Nadelstiche – offenbar eine Folge der offenen Tür der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher