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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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mal ’ne Grüllfete in unserer Straße machen«, fuhr er ohne Punkt und Komma fort und streckte seinen Bauch demonstrativ Elke entgegen, als zeige er ihr stolz seine durch Fleisch und Bier erschaffene Trophäe.
    Â»Du sprichs g’rade mit dem Grüllkönich persönlich, mein Freund«, verkündete er.
    Hubertus störte allein schon die Aussprache des Wortes. Und ihn störte, dass man diese kümmerliche Aneinanderreihung von modernen (Harald und Dietmar) sowie altbackenen Wohnwagen (Hummel) im Camper-Jargon offenbar wirklich eine Straße nannte – als sei das Ganze tatsächlich ein dauerhafter Hausersatz, eine auf Langfristigkeit angelegte soziale Einheit.
    Â»Was ist denn nun mit meinem Vorzelt? Könnten Sie mir vielleicht helfen, es aufzubauen?«, konnte Hubertus nun einen leicht ungehaltenen Tonfall nicht verhehlen.
    Sonst würde er halt den Platzwart fragen.
    Oder erneut auf Dietmar zurückgreifen, dessen Gesicht er sporadisch durch eine runde Fensterscheibe sah.
    Â»Is schon gut, Alter. Wir machen datt jetzt. Gordon Haraaald«, johlte er nun so laut, dass seine Stimme vermutlich sogar noch auf den benachbarten Campingplätzen zu hören war.
    Â»Ja, Vatter?«
    Â»Kommse mal bei Oppa Hubertus bei!«
    Wie war das? Hatte er wirklich Oppa Hubertus gesagt?
    Tatsächlich: »Datt is mein Sohn Gordon Harald«, stellte er sie nun vor. »Datt is der Oppa Hubertus und seine bezaubernde Gattin Elke und sein Prachtenkel Maximilian.«
    Wie konnte er es wagen! Harald war allenfalls ein paar Jahre jünger als er, hatte aber mindestens doppelt so viel auf den Hüften und sah bei genauerer Betrachtung auch doppelt so alt aus wie er.
    Sein Sohn Gordon Harald war ein blasser, sommersprossiger Junge, vermutlich zwölf oder dreizehn Jahre alt, kam aber offenbar ebenso gern und üppig wie der Vater in den Genuss der häuslichen Küche und der selbst hergestellten Fleisch- und Wurstwaren. Figürlich war er eine Miniaturausgabe von Harald.
    Â»Gordon Harald: an die Schippe«, ging der Vater nun in einen Kommandoton über. »Wir müssen datt Vorzelt von Oppa Hubertus überziehen!«
    Â»Ich hab’s eigentlich nicht so gern, wenn Fremde mich als Opa bezeichnen. Hubertus reicht völlig«, sagte Hummel so genervt, dass es sogar Harald hätte auffallen müssen. Doch entweder prallte das Gesagte an seiner rotbraunen Lederhaut ab, oder er wollte es einfach nicht hören.
    Â»Freunde nennen ihn auch Huby«, sagte Elke, die die Situationskomik entweder sichtlich genoss oder überhaupt nicht verstand. Wohl eher Letzteres. Auf die Frequenz von Elkes Stimme schien Haralds Gehör wenigstens eingestellt zu sein.
    Â»Dem Vorzelt vom Oppa Huby kann geholfen werden«, tat Harald kund, machte sich daran, die unteren Gestänge wieder abzumontieren, dann das Vorzelt unter lauten Kommandos (»Schieben, schieben!«) durch die vorgesehene Schiene zu bugsieren, um schließlich das Gestänge wieder anzuheben.
    Harald gab dabei den Vorarbeiter. Er stand auf seiner Klappleiter, fuchtelte wild mit einer Hand, während er mit der anderen das Vorzelt zog.
    Hubertus hielt sich zusammen mit Gordon Harald unten auf und war zum Hilfsarbeiter degradiert.
    Als das Vorzelt endlich über dem Gestänge war, bedankte sich Hubertus pflichtschuldig.
    Â»Moooment. Wir sind ja noch nich fertich. Datt Vorzelt muss noch gespannt werden. Datt ist die wichtigste Aabeit. Da muss der Profi ran.«
    Natürlich konnte Harald damit nur sich selbst meinen. Wortreich und erneut lautstark kommentierte er, wie, wo und warum er das Vorzelt spannte.
    Â»Da darf sich nich mal ’ne Pfütze drauf bilden«, erklärte er im Tonfall des Lehrmeisters. Hummel fühlte sich derart bloßgestellt, dass er nur noch stumm nickte und lieber gar nicht mehr zu den anderen Zeltnachbarn hinüberschaute, die ihn vermutlich mitleidig beobachteten.
    Â»Danke vielmals. Ich muss jetzt Frühstück machen. Mein Enkel hat Hunger«, sagte Hubertus, als Harald mit dem Spannen fertig war.
    Er hoffte, den neuen Nachbarn endlich loszuwerden. Doch das war nicht so einfach. Denn »Frühstück« war für Harald das richtige Stichwort.
    Â»Also, nach der ganzen Plackerei hab ich mir jetzt, glaub ich, mal ’n Käffchen verdient«, sagte er und setzte sich auf einen der Campingstühle.
    Hubertus grinste nur gequält und schwieg.
    Elke sprang
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