Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
Vom Netzwerk:
spiegelte sich nicht nur in seinem allmorgendlich akribisch gekehrten Gehweg in Villingen wider, sondern auch in der Kennzeichnung der Zeltstangen. Jedes Ende war mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen versehen. Die Kurzanleitung war ebenfalls eindeutig: »A1 auf A1 stecken. A2 auf A2 und so weiter.«
    Hubertus kam gut voran. Die Campingnachbarn würden nichts zu lästern haben.
    Ohne fremde Hilfe und unter schweißtreibenden Turnübungen schaffte es Hummel, das Gestänge aufzustellen. Die Nachbarn grinsten kauend zu ihm herüber.
    Im Fernseher lief offenbar Super RTL oder etwas Ähnliches. Hektische Comics ohne jede Handlung.
    Euch wird das Grinsen gleich vergehen, dachte sich Hubertus. Denn jetzt musste nur noch die Plane drüber, schon war alles fix und fertig.
    Doch genau damit begannen die Probleme: Diese musste durch eine Schiene an der Oberkante des Wohnwagens gezogen werden.
    Dafür brauchte er eine Leiter. Und vermutlich auch Helfer, denn die Zeltplane war schwer wie Blei. Das bereits befestigte und festgeschraubte Gestänge war dabei außerdem eigentlich eher hinderlich. Wie sollte er das schwere Ding über das schon fertig aufgestellte Vorzeltgestänge hieven?
    Hummel, der sich sein T-Shirt ausgezogen hatte und nur noch eine Turnhose trug, schwitzte unbotmäßig.
    Er behalf sich mit einem wackligen Campingstuhl – die Grinser um Hilfe zu bitten kam nicht infrage –, stellte sich auf diesen und versuchte, das Vorzelt durch die Rille zu schieben. Doch als er ansetzte, es schwungvoll anzuheben, gab der Stuhl unter lautem Krachen nach. Hubertus landete auf dem von Pinienzapfen übersäten Sandboden. Die Zeltplane begrub ihn unter sich.
    Unter lauten Flüchen und mit etlichen Kratzern am ganzen Körper krabbelte er hervor.
    Während sich bei der offenbar dreiköpfigen Familie gegenüber das Schmunzeln zu einem Gelächter auswuchs, hatte der direkte Nachbar zur Linken ein Einsehen: »Hallo! Ich bin der Dietmar«, gab sich der Schnarcher von nebenan zu erkennen. »Aus Furtwangen. Und du? Auch Schwarzwald, hab ich recht?« Er trug einen glänzenden, schwarzen Trainingsanzug und wirkte im Gegensatz zu Hubertus durchtrainiert. Die Haare hatte er akkurat gescheitelt, sein Gesichtsausdruck war dominiert von einem Dauerlächeln. Typ Verkäufer …
    Â»Aus VS . Ich bin Hubertus«, entgegnete Hummel mit schmerzverzerrtem Gesicht. Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, erst mal per Sie zu sein. Gleich per Du, das war ihm prinzipiell unsympathisch. Und eigentlich fuhr man nicht nach Italien, um dann neben jemandem zu wohnen, der aus einem Nachbarort stammte …
    Â»Hast du dir wehgetan?«
    Hummel blickte auf den weitaus schickeren Wohnwagen von Dietmar, was den Schmerz gleich noch verstärkte. In einem solchen Gefährt mit Doppelachse und Klimaanlage würde er sicher auch gut schlafen. Den Spoiler am Auto würde er hingegen nicht benötigen. Vermutlich war dieser Dietmar Autoverkäufer – vielleicht machte er in Anbetracht seiner Campingbehausung aber auch eher in Wohnmobile und Wohnwagen. In Anbetracht Tausender deutscher Camper hier sicher ein einträgliches Geschäft.
    Â»Geht schon«, stöhnte Hubertus. »Ich habe nur gerade versucht, die Zeltplane anzubringen. Ist gar nicht so leicht.«
    Â»Allerdings. Ich versuch’s mal – hab ein paar Jahre Erfahrung.«
    Also doch Wohnmobil-Verkäufer?
    Er hätte es schlechter treffen können, dachte sich Hummel nun. Dietmar wirkte in seiner Sportlichkeit ein bisschen wie ein Exfußballer oder so etwas – ein hilfsbereiter allerdings.
    Er war mit seiner Frau oder Freundin hier. Von der Brünetten hatte Hubertus bislang aber nur ein Kopfnicken wahrgenommen. Sie war wohl ein paar Jahre jünger als der Gatte, so Mitte, Ende dreißig. Kinder hatten sie offenbar nicht. Zumindest waren keine zu sehen oder zu hören.
    Obgleich er selbst mit Kleinkind angereist war, beruhigte Hubertus das. Er war im Urlaub, da störten fremde Kinder nur – auch wenn es sicher nicht politisch korrekt war, so etwas zu denken. Dann lieber diese etwas spießigen, aber hoffentlich eher unaufdringlichen Zeitgenossen. Vielleicht war es auch gar nicht so schlecht, neben einem Landsmann zu wohnen. Wobei Hubertus unter Landsmann einen Schwarzwälder und nicht etwa nur einen Deutschen verstand.
    Â»Sag mal«, meinte Dietmar, nachdem er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher