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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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Inspektor Kain informieren würde, rechtzeitig, bevor die hier …?
Tränen traten Berenike in die blinden Augen. Nach allem, was geschehen war,
sollte sie sterben? Wut mischte sich unter ihre Hilflosigkeit. Nein, sie würde
jetzt nicht zusammenbrechen.
    Eine Tür polterte gegen eine Mauer. Rumsen und Donnern.
Scheppern und Klingeln. Motorengeräusche. Waren das etwa vertäute Boote?
Schritte, Stimmen. Eine Sprache, die Berenike nicht verstand. Also doch die
Rumänen? Feindliche Kälte kroch ihr zwischen die Schulterblätter. Breitete sich
von dort aus. Ihre Arme wurden starr. Das Knie schmerzte. Die sumpfig dunstige
Luft roch verwest. Sie schauderte. Aber da war noch etwas. Der Geruch von
Harzen, von Rauch und Kräutern. Fast wie bei Madame Montego. Was hatten diese
Kriminellen mit der alten Frau gemacht? Die Kidnapper konnten nur sie mit der
Andeutung gemeint haben. Schon wieder Tränen. Das Salz schmerzte hinter den
Lidern. Eine Tür krachte ins Schloss, dann war es wieder still. Totenstill.

42
    China Rose
    Plitsch. Platsch. Plitsch. Platschplatsch.
Plitsch. Irgendetwas tropfte, klopfte. Wieder wollte Berenike die Augen
aufreißen. Und stieß nur gegen Dunkelheit. Plitsch. Platsch.
Plitschplatschplatsch. Folgte das Tropfen einem Rhythmus?
    »Hallo?« Plitschplatschplatsch. Eine Stimme oder nur eine
Einbildung? Egal. Platsch. Plitsch. Das war außer dem Rhythmus. Plitsch.
Platsch.
    »Berenike?«
    »Wer ist da?« Sie konnte reden, flüstern, immerhin kein
Knebel mehr, den mussten sie vergessen haben. Irgendetwas war passiert.
    »Ganz ruhig, Frau Roither. Sie sind doch Frau Roither?«
    Da waren Arme, die sie anfassten, umfassten. Loch in der
Zeit, begann alles von vorne, was sie schon kannte, tausendmal kannte?
    »Fräulein Berenike?«
    Inspektor Kain. Sie hatte ihm nie recht getraut, aber das war
jetzt …
    »Berenike …«
    Ein Flüstern. Sie musste träumen.
    »Nike …«
    Schmeichelnd. Sie kannte diesen Tonfall. Wollte in dem Wort
versinken. Das Schwarz vor ihren Augen machte sie wahnsinnig. Sie schrie, aber
nur ein Keuchen entrang sich ihr. Dann konnte sie endlich sehen.
    »Du?«
    »Nike, endlich!« Ein Grammeln und Krachen. Worte, die
keinen Sinn ergaben. Das Gesicht einer Frau über ihr. Verzerrte Stimmen. Ein
Funkgerät. Die Frau trat einen Schritt zurück. ›Polizei‹, las Berenike, gelbe
Blockbuchstaben auf blauem Stoff. Langsam wich die Finsternis zurück. Schemen
wurden erkennbar. Plitschplatsch. Berenike erkannte Besorgnis in den
Polzistinnenaugen, sie sahen so jung aus. Neben der Beamtin tatsächlich
Inspektor Kain. Alles war zu hell. Zu grell. Berenike atmete tief durch und
schloss die Augen. Das Qi im Raum hatte sich gedreht. Wie gut.
    »Nicht, Berenike – nicht einschlafen!«
    Also doch ein Traum. »Jonas, bist du das?« Die Polizistin
trat zur Seite. Da stand er, Jonas Lichtenegger, in Zivil. Jeans, Sakko, weißes
Hemd. »Bin ich gerettet? Ich meine – oder – oder seid ihr Gefangene?«
    »Entspann dich. Wir haben Sieghard Lahn – erwischt.«
Ernster Blick aus dunklen Augen. Er versteckte etwas unter seiner Jacke. Nur
eine schusssichere Weste. »Lahn hat sich der Festnahme entziehen wollen«,
Seitenblick auf Kain. »Er wurde wohl gewarnt. Wir mussten schießen. Es gab
Indizien dafür, dass er hinter den Morden an Rabenstein und Donner steckt. Dass
er dich mit einem Trick ausschalten wollte, haben wir zu dem Zeitpunkt nicht
gewusst. Wir wollten Lahn stellen, zu Hause in Lupitsch, wo er bei seiner
Mutter wohnt. Die alte Dame ist ein wenig gebrechlich, aber geistig voll da.
Hübsches Häuschen, sehr gepflegt, das hält alles sie in Schuss. Der Herr Sohn
sei viel auf Reisen, blabla, momentan sei er beim Narzissenfest, wie jedes
Jahr. Dort haben wir ihn zunächst nicht entdeckt. Doch später gingen Hinweise
ein. Jemand hat versucht, in der Menge zu flüchten. Das musste Lahn sein. Er
hat so getan, als könne er kein Deutsch, wollte sich wohl als Rumäne ausgeben.
Er hat eine Waffe gezogen, sich durch die Menschenmenge gedrängt. Irgendwer hat
die Polizei gerufen – bingo, wir waren schon da.«
    »Und jetzt ist er …?«
    »Tot? Nein, aber schwer verletzt. Derzeit nicht ansprechbar.«
    Sie hätte ihn umgebracht. Er oder ich.
    »Wir haben kein Geständnis.«
    Aber ich, dachte Berenike.

     
    »Können Sie aufstehen?« Inspektor Kain hatte
sich mit den Fesseln an ihren Armen und Beinen abgemüht und sie endlich
befreit. Wackelig erhob sich
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