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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel
Autoren: Harald Schneider
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sprach ich ihn an. Er schaute zu mir auf und lächelte. »Man muss halt etwas auf seinen Körper achten. Dann klappts auch mit den Studentinnen.«
    »Na ja, da haben Sie recht. Das ist besser als da oben vor dem Eingang zu stehen und mit den anderen Lungenkranken eine zu rauchen. Warten Sie hier zufällig auf mich?«
    »Nein, wie kommen Sie denn auf so etwas? Ich habe nur keine andere Sitzgelegenheit gefunden.«
    »Okay, raus mit der Sprache. Was ist los? Schreiben Sie wirklich an einer Artikelserie über das Krankenhaus?«
    »Ja klar, Herr Kommissar. Was denken Sie denn von mir?«
    »Was ich von Ihnen denke, ist nebensächlich. Es kommt mir nur etwas sehr zufällig vor, dass Sie hier über die Klinik schreiben wollen, nachdem es in den Schlagzeilen stand. Haben Sie schon etwas herausgefunden?«
    »Herausgefunden? Was meinen Sie damit, Herr Palzki? Übrigens, die Geschichte mit dem Haßlocher Kinderarzt kam vorhin schon im Radio. Ermitteln Sie in der Sache?«
    Ich war hochgradig erstaunt. »Wie bitte, die Meldung über die Ermordung Doktor Dippers lief schon im Radio?«
    Becker stand mit offenem Mund vor mir und war sprachlos.
    »Ja, was ist jetzt? Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«
    Becker druckste einen Moment herum, bevor er antwortete: »Sprachen Sie eben von Doktor Dipper? Der Name wurde im Radio nämlich nicht erwähnt.«
    »Ja, ja, ist schon recht, das mit dem Namen ist mir halt rausgerutscht. Richtig, der Tote hieß Dipper. Kannten Sie ihn?«
    »Nein, natürlich nicht.« Becker stotterte immer noch unbeholfen vor sich hin.
    »Nun sagen Sie doch endlich, was Sache ist, Becker. Ich merke doch, dass Sie etwas wissen. Also raus mit der Sprache.«
    »Okay, Herr Palzki, das dürfte wohl das Vernünftigste sein.« Dietmar Becker holte tief Luft. »Natürlich halte ich die Augen offen und versuche, irgendwelche Details im Zusammenhang mit den beiden Pseudokrupp-fällen zu finden. Doch so sehr ich mich auch bemühte, konnte ich bisher nicht wirklich etwas von Belang entdecken. Na ja, vielleicht von einer kleinen Ausnahme abgesehen.«
    »Welche Ausnahme?« Ich war durch diesen Nachsatz, den er in Inspektor-Columbo-Manier anfügte, außerordentlich erregt.
    »Ich fand vor zwei Tagen eine Liste im Büro von Windeisen, als er sich verspätet hatte. Darauf stehen ein paar Namen von Kinderärzten, die hier in der Gegend praktizieren.«
    »Und was ist an dieser Liste so außergewöhnlich?«
    »Es stehen die beiden Ärzte darauf, deren Patienten hier in der Klinik verstarben. Und damit nicht genug: Das Verzeichnis ist mit ›Pseudokrupp-Beta‹ betitelt.«
    »Lassen Sie mich raten, Herr Becker. Der Name Dipper ist ebenfalls aufgeführt.«
    Becker nickte.
    »Oh Mann, da haben Sie vielleicht etwas Bedeutsames entdeckt. Können Sie mir die Liste geben?«
    Becker öffnete seinen Schreibblock, in dem mehrere lose Blätter lagen. Nach kurzer Suche zog er eines heraus und übergab es mir. Fünf Namen standen auf dem Papier, Dipper war der vierte.
    »Danke, ich muss jetzt zurück ins Büro. Kann ich Sie ein Stück mitnehmen?«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich werde gleich abgeholt.«
    Ich verabschiedete mich von dem Studenten und war mir jetzt schon sicher, dass dies nicht die letzte Begegnung mit ihm bleiben würde.
    Als ich die Fahrertür aufschließen wollte, bemerkte ich, dass irgendetwas mit dem Wagen nicht stimmte. War es mein sechster Sinn oder nur Einbildung? Nachdem ich einen Schritt zurückgetreten war, war es eindeutig. Plattfuß links vorne. Die Flüche, die ich losließ, sind nicht wirklich für eine Niederschrift geeignet. Schallendes Gelächter drang an meine Ohren. Die Rauchergemeinde vor dem Klinikeingang hatte mein Unglück bemerkt. Oder hatten sie das Ganze sogar mitverschuldet? Es wäre nicht das erste Mal, dass selbst ernannte Oberlehrer das Gesetz in die Hand nahmen und meinten, andere Autofahrer maßregeln zu müssen. Gewöhnlich bestand dies zwar im Ausbremsen auf der Überholspur der Autobahn, aber vielleicht hatte sich in meinem Fall ein Zeitgenosse an dem absoluten Halteverbotsschild gestört, neben dem mein Wagen stand. Wie dem auch war, nachweisen konnte ich nichts und so biss ich in den sauren Apfel. Aus dem Kofferraum holte ich das Wagenkreuz hervor und schmetterte es aus Wut mit voller Wucht auf den betonierten Vorplatz.

5.kein Sekundentod
    Trotz allen Widrigkeiten kam ich rechtzeitig zur Teambesprechung in der Schifferstadter Kriminalinspektion an. Ursprünglich befand sich mein
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