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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel
Autoren: Harald Schneider
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haben. Irgendetwas bedrückte sein Gemüt. Um das zu erkennen, musste man wirklich kein Psychologe sein.
    »Sebastian Windeisen ist mein Name, ich bin hier Assistenzarzt, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich begrüßte ihn ebenfalls, stellte mich vor und deutete anschließend auf den Studenten.
    »Ich wollte aber nicht Ihr Gespräch mit Herrn Becker stören. Ich kann gerne warten.«
    »Ach, Sie kennen sich?«
    Dietmar Becker war inzwischen ebenso aufgestanden. »Nein, Herr Palzki, Sie stören überhaupt nicht. Ich bin für heute sowieso fertig mit Herrn Windeisen. Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Der Student ging zurück zum Besprechungstisch und schnappte sich einen dort liegenden Schreibblock nebst Kugelschreiber. »Bis morgen, Herr Windeisen, gleiche Uhrzeit wie heute?«
    Der Angesprochene nickte und wartete, bis wir alleine waren.
    »Wieso sitzen Sie hier mit Herrn Becker zusammen?«, wollte ich wissen. »Soweit mir bekannt ist, studiert er doch Archäologie und nicht Medizin.«
    Der Assistenzarzt zögerte, er schien nicht zu wissen, wo er anfangen sollte. »Ich bin verwirrt«, fand er schließlich seine Sprache wieder. »Ich hoffe nicht, dass er sich hier unter einem Vorwand rechtswidrig eingeschlichen hat. Ein Haftbefehl scheint nicht vorzuliegen?«
    Jetzt erst erkannte ich den Irrtum, dem der Arzt offensichtlich erlegen war. »Nein, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Die Polizei kennt auch Menschen, die keine kriminelle Vergangenheit haben. Dietmar Becker hat nichts mit meinen Ermittlungen zu tun. Unsere Begegnung war rein zufällig.«
    Windeisen schien etwas beruhigt zu sein. Dennoch, die Sorgenfalten blieben.
    »Gott sei Dank. Er stellte sich als freier Journalist der ›Rheinpfalz‹ vor. Er möchte eine Artikelserie über die Kinderklinik schreiben, insbesondere über den neuen Anbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie.«
    »Da kann ich Sie beruhigen. Becker schreibt tatsächlich neben seinem Studium für die Zeitung.«
    »Okay, in diesem Fall werde ich ihm morgen wieder zur Verfügung stehen. Wir sind nämlich sehr froh darüber, dass diese Serie in der Zeitung erscheinen soll. Unser Krankenhaus hat im Moment ein riesiges Imageproblem. Sie haben doch bestimmt von den Todesfällen im Zusammenhang mit Pseudokrupp gehört?«
    Inzwischen hatte der Assistenzarzt wieder Platz genommen und ich ließ mich dort nieder, wo vor Kurzem Becker gesessen hatte.
    »Genau deswegen bin ich hier.«
    »Wegen der Pseudokruppsache? Das ist doch alles erledigt. Die Frankenthaler Staatsanwaltschaft hat die Untersuchungen inzwischen eingestellt.« Windeisen wurde zusehends nervöser.
    »Das mag sein. Ich ermittle aber in einem anderen Zusammenhang. Heute Morgen …«
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, fast wäre dabei das Türblatt aus den Angeln gefallen. Ein Mann wie ein Mammut, eingepackt in grüner OP-Kleidung stürmte in den Raum. Schweiß tropfte von seinen Schläfen. »Sie sind der Kripobeamte?«, sprach er mich ohne Begrüßung an. »Man hat mich benachrichtigt, dass Polizei im Haus ist. Was ist denn jetzt schon wieder los? Hat man nie seine Ruhe? Bitte kommen Sie schnell zur Sache, ich muss gleich wieder zurück in den OP!«
    Windeisen hatte er bis jetzt nicht einmal registriert. Er setzte sich polternd zu uns an den Besprechungstisch.
    »Ich vermute, dass Sie Professor Doktor Zynanski sind. Mein Name ist Reiner Palzki.«
    »Ja, ja, ist schon recht«, fiel er mir ungeduldig ins Wort. »Die akademischen Titel können Sie sich sparen. Warum sind Sie also hier?«
    »Heute Morgen«, begann ich erneut, »wurde in Haßloch ein Kinderarzt tot aufgefunden.«
    »In Haßloch? Und was hat das mit unserem Krankenhaus zu tun? Sie können uns doch nicht für alles verantwortlich machen!«
    »Das tue ich gar nicht, beruhigen Sie sich. Der Kinderarzt wurde ermordet. Mit unseren Ermittlungen stehen wir derzeit ganz am Anfang. Wir haben weder Tatmotiv noch andere eindeutige Indizien. Der einzige Anhaltspunkte, warum ich hier bin, wird sich höchstwahrscheinlich als reiner Zufall herausstellen. Doch als Polizeibeamte müssen wir alle Unwägbarkeiten ausschließen. Da stimmen Sie doch mit mir überein, Herr Professor?«
    »Ja, ja, um was für einen Zufall geht es denn?«
    »Bei dem Kinderarzt hat es kürzlich einen Todesfall gegeben, der mit Pseudokrupp in Zusammenhang gebracht wird.«
    »Ach, Doktor Dipper wurde ermordet?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Nein, nicht persönlich. Ich habe die Obduktion des Kindes durchgeführt. Das ist in
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