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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Merciel
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als der Stammesführer von Sennos Mühle ihr von Oralias Ende berichtet hatte. Sie dachte an die Sonnenritternovizen in den Übungshallen der Kuppel – so wenige, so jung, so entschlossen, allem Bösen auf der Welt zu trotzen – und fragte sich, wie viele von ihnen in den verfluchten Tiefen Duradh Mals sterben und wie viele weitere vielleicht von diesen Toden verwundet würden.
    War es Kapitulation, das Schwert herzugeben?
    Ja, befand Asharre, aber das war nicht alles.
    Sollten sie den vergifteten Köder nehmen. Sollten sie Cardental mit seinem Wahnsinn und seinen Geistern haben. Sie benutzen uns, hatte Kelland gesagt. Warum können wir nicht sie benutzen?
    Bringt sie mir zurück, hatte der Hohe Solaros ihr aufgetragen.
    Sie nahm das Schwert vom Hals des Dorns.
    Schnell, bevor Malentir einen neuen Verrat versuchen konnte, trat Asharre auf seine ausgestreckten Hände und zerquetschte die Finger unter ihren Füßen. Sie hätte ihm die Hände abgeschlagen, wusste aber nicht, ob das Schwert solche Wunden heilen konnte. Er gab einen kleinen, zischenden Aufschrei von sich und zuckte heftig zurück, aber sie trat nach ihm, bis er liegen blieb.
    »Schwört mir, dass Ihr, wenn ich Euch Aurandane gebe, den Verbrannten Ritter nicht nach Duradh Mal bringen werdet und dass Ihr keine weiteren von Celestias Getreuen gefangen nehmen werdet, um sie als Eure Schachfiguren zu benutzen«, verlangte sie. »Schwört es, um ganz Ang’artas willen.«
    Malentir leckte sich die blutigen Lippen. Seine Augen leuchteten im unirdischen Licht des Schwertes wie Onyx. Asharre beobachtete ihn genau, bereit, dem Dorn beim ersten Anzeichen von Verrat die Kehle aufzuschlitzen, aber der Mann nickte nur mit schmerzverzerrtem Mund. »Also schön, ich werde es schwören. Gebt uns Aurandane, und wir entbinden den Verbrannten Ritter von seinem Eid, Ang’duradh zu reinigen. Wir werden keine weiteren Diener der Strahlenden mehr nehmen, gesegnet oder nicht.«
    »Gut.« Sie schlug mit der flachen Seite ihres Schwertes hart auf seine Knöchel und trat gleichzeitig seine Füße zur Seite. Wieder schrie der Dorn auf; wieder ignorierte Asharre ihn. Er brauchte den Schmerz, um durch die Schatten zurück nach Ang’arta zu wandeln, und sie brauchte die Zeit zur eigenen Flucht. Sie war keine Celestianerin, und sein Eid schützte sie nicht.
    Sie stieß Aurandane zwischen die Bretter der Kisten mit dem Schwarzfeuerstein am anderen Ende des Piers. Tintenschwarzer Rauch quoll hervor, als die Magie des Schwertes sich daran machte, ihn zu verzehren.
    Asharre wartete nicht ab, bis es damit fertig war. Sie schritt davon, vorbei an dem sich windenden Dorn und hinein in den schmalen Tunnel, der wieder hinauf nach Cailan führte und von dort aus in die Süße des offenen Himmels.

    Epilog
    »Habt Ihr Asharre gesehen?«, fragte Heradion.
    Bitharn hob den Blick von ihrem Buch und legte einen Finger als Lesezeichen auf die Seiten. Mit der anderen Hand beschattete sie die Augen gegen das Vormittagslicht.
    Sie saß auf einer sonnengewärmten Bank in den Tempelgärten. Zarte Blüten von den Bäumen ringsum bestreuten die Bank und die umliegenden Pfade mit Blütenblättern. Auch Heradions Umhang war mit weißen und gelben Blütenblättern bestäubt; er war schon seit einer Weile in den Gärten unterwegs.
    Er sah … gesund aus. Ein wenig schlanker, ein wenig müde, aber unversehrt und wohlauf. Bitharn lächelte. »Wann bist du zurückgekommen?«
    »Gestern. Gleich nach meiner Ankunft haben sie mich zum Hohen Solaros geschleppt, und dann hieß es die ganze Nacht hi ndurch, Fragen, Fragen, Fragen. Das Verhör durch diesen Man n war beängstigender als alles, was ich in Cardental erlebt habe. Gegen Mitternacht haben sie mich endlich gehen lassen, aber ich war zu erschöpft, um irgendetwas anderes zu tun, als zusammenzubrechen. Ich habe mir gedacht, ein Spaziergang durch die Gärten heute Morgen würde mir helfen, mich zu erholen, und das ist auch passiert. Wie dem auch sei, habt Ihr Asharre gesehen?«
    »Sie ist vor einer Weile vorbeigekommen«, antwortete Bitharn und deutete auf den Pfad, der zu den Kräutergärten führte. »Sie ist mit ihrem gelb gescheckten, kleinen Hund vorbeigekommen. Warum?«
    »Oh, ich habe nur gehofft, ich könnte ihr von all den schauerlichen Abenteuern erzählen, die ich auf dem Rückweg von Cardental erlebt habe.«
    Bitharn zog die Augenbrauen hoch. Durch diese Geste höflicher Ungläubigkeit wollte sie ein kleines Kribbeln der Bestürzung verbergen. War
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