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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Merciel
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konnte keine Magie wirken. Sie konnte töten, aber Heilen war eine völlig andere Kunst.
    Kelland starb. Sie hatte keine Zeit. Entscheide dich!
    Sie stieß das Schwert zu Malentir hinüber. Der Dorn hatte schon einmal Aurandanes Magie benutzt. Er wusste, wie man seine Macht kanalisierte – und er konnte es gewiss schnell genug, um Kelland zu retten. Sie konnte es nicht.
    »Heilt Ihr ihn!«, sagte Asharre, die an ihrer Hilflosigkeit schier erstickte.
    Malentir stellte keine Fragen. Er packte das Schwert der Morgendämmerung und schob es in die größere, tödlichere Wunde. Blut sprudelte um die Klinge herum, ein Sprudeln, das mit jedem Pulsschlag des Ritters schwächer wurde. Aber Aurandane begann zu leuchten, blau und weiß, und ihr Stahl wurde durchscheinend wie Kristall. Geisterhafte Flammen pulsierten in Kellands Fleisch und warfen ein scharlachrotes Leuchten durch seine Haut; das Schwert, tief in seinem Leib begraben, brannte wie das Herz der Erde.
    Überraschend sanft zog Malentir das Schwert heraus und gab es Asharre zurück. Die Klinge war blutig, und dunkelrote Tropfen spritzten zu Boden … Aber es war sauberes Blut, warmes Blut. Der Schwarzfeuerstaub war aus beiden Wunden verschwunden. Doch die Löcher verblieben, und darin sammelte sich dunkel das Blut, das bei jedem von Kellands Atemzügen aus seinen Körper quoll.
    Diese Wunden würden ihn töten, Schwarzfeuerstein hin oder her, wenn er nicht bald zu den Gesegneten gebracht wurde. Asharre kehrte zur Leiter zurück und blickte hinauf. Bitharn starrte herunter, das Gesicht weiß und starr vor Angst. »Was ist passiert?«, flüsterte sie.
    »Kelland ist schwer verletzt«, sagte Asharre. »Er wird sterben, wenn er nicht bald in die Kuppel kommt. Könnt Ihr ihn dorthin bringen?«
    Bitharn nickte grimmig. Ihre Augen waren glasig von ungeweinten Tränen, aber der Schock verebbte schnell. »Ja. Das werde ich.«
    Asharre ergriff den Ritter bei den Schultern, schleifte ihn zur Leiter und hievte ihn dann nach oben. Blut spritzte ihr übers Gesicht, als sie ihn über ihren Kopf stemmte. Er ächzte einmal und stieß ein leises, ersticktes Keuchen aus, sagte jedoch kein Wort. Bitharn packte ihn unter den Armen und zog ihn mit Asharres Hilfe aus dem Keller. Die Sigrir stand neben der Leiter und schaute zu, bis Kellands rot befleckte Stiefelsohlen verschwunden waren. Dann wischte sie sich das Blut mit einem Ärmel aus dem Gesicht und ging davon.
    Hatte der Dorn gewusst, dass hier Armbrustschützen warteten? Sie konnte diese ausdruckslosen, schwarzen Augen nicht deuten … Aber ein Prickeln des Argwohns kroch ihren Rücken empor und wurde stärker, als sie sich an ihm vorbeischob und den Rest des Tunnels in Augenschein nahm.
    »Er wird überleben?«, fragte Malentir.
    »Falls Bitharn den Tempel rechtzeitig erreicht.«
    »Dann wird er überleben. Dieses Mädchen würde sich nicht einmal vom zweiten Kommen Maghredans aufhalten lassen.«
    Bitharn fragte sich, ob es Enttäuschung oder Erleichterung war, die sie in seiner Stimme hörte, oder keins von beiden. Vielleicht hatte er sie doch nicht verraten … Aber sie betrachtete die toten Armbrustschützen, dachte an die Leichenhände, die sich an Marionettenfäden aus Nebel und Magie bewegt hatten, und spürte, wie sich dieses kribbelnde Misstrauen zu einem Stechen verschärfte.
    Doch ihr blieb nichts anderes übrig als weiterzugehen. Ob Malentir für den Hinterhalt der Armbrustschützen verantwortlich war, um sie zu isolieren, oder nicht – und sie hatte sich das vielleicht nur eingebildet; warum sollte der Dorn seinen stärksten Verbündeten ausschalten, bevor sie Corban überhaupt erreicht hatten? –, es war zu spät für eine Umkehr. Sie hatten den Maoliten in die Enge getrieben. Er würde gewiss fliehen, wenn sie es zuließen, und Asharre hatte nicht die Absicht, das zuzulassen.
    Auf halbem Wege zu dem geheimen Steg versperrte eine improvisierte Barriere aus Brettern und Seilen einen Teil der Tunnelwand. Hundehaare bedeckten die Lücken zwischen den Brettern; der Geruch nach Fäkalien und nassem Fell war überwältigend. Einige gebrochene Knochen mit Flecken von Schwarzfeuer in den Markhöhlen lagen in der Nähe auf dem Boden.
    Asharre warf einen Blick über die Schulter zu dem Dorn hinüber. »Dort ist der Hund gefangen?«
    »Ja.«
    »Es ist nur ein einziger da drin?«
    »Ja.«
    Sie nickte, zog die zusammengerollten Seile weg und löste die Bretter. Durch die größer werdende Spalte sah sie einen gelb gescheckten
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