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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Merciel
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Hund humpelnd vor ihr zurückweichen. Das Tier trug grausame schwarze Spiralen, ähnlich denen der Hunde, gegen die sie in der Apotheke gekämpft hatten, aber seine Schnittwunden schienen nicht so tief zu sein, und sie bedeckten nicht so viel von der Haut des Tieres. Seine Augen waren trüb und umnebelt, aber nicht vollkommen schwarz wie die der anderen. Asharre vermutete, dass dieser Hund eines von Corbans frühen Opfern gewesen war. Vielleicht hatte der Mann die Magie, die er für die Verwandlung der anderen benutzt hatte, zu dem Zeitpunkt noch nicht gemeistert, oder vielleicht war seine Verbindung zu Maol am Anfang schwächer gewesen. Was auch der Grund war, ihr war klar, dass dieser gelb gescheckte Hund nicht so verderbt war wie die anderen.
    »Was tut Ihr?«, fragte Malentir.
    Asharre brach einen Teil der Bretter heraus und schob sie zur Seite. Der Hund legte die Ohren an, zog die Lefzen zurück und zeigte scharfe schwarz geäderte Zähne, aber er griff sie nicht an, als sie näher kam. »Eine Prüfung.«
    »Eine Prüfung wessen?«
    »Des Glaubens.« Sie näherte sich der winzigen Höhle und hielt Aurandane vor sich, während sie den Hund in eine Ecke trieb. Er sträubte das Fell, wich aber zurück.
    Als sie nahe genug war, dass sie den Hund berühren konnte, blieb Asharre stehen. Sie konzentrierte sich auf Aurandane und suchte nach der schwachen, leuchtenden Melodie, die sie in der Klinge gespürt hatte, als Kelland gefallen war. Einen Moment später spürte oder hörte oder wusste sie einfach instinktiv, dass sie da war. Die Magie umschlang sie und war gleichzeitig doch schwer fassbar; der Versuch, sie zu kontrollieren, war wie der Versuch, in eine Nebelbank hineinzugehen und mit den Händen danach zu greifen.
    Sie versuchte es erst gar nicht. Sie wappnete sich gegen all ihre Instinkte und ihre Ausbildung und öffnete sich einfach der Magie, erlaubte ihr, durch sie hindurchzufließen, und zwar in jeglicher Form, welche die Magie wählte, welche das auch immer sein mochte. Es kostete sie all ihre Disziplin loszulassen … Aber das, dachte sie, musste die Essenz des Glaubens sein.
    Kapitulation war ihr ein Gräuel, Vertrauen auf Celestia fast ebenso. Aber Asharre zwang sich, beides anzunehmen.
    Aus Aurandane brachen Flammen. Blau und rötlich und silbrig bleich, alles Farben der Morgendämmerung. Licht überflutete den Hund. Der graue Star schmolz und floss ihm in rauchigen Tränen aus den Augen. Die Spiralen in seinen Seiten weinten schwarzen Nebel und ließen saubere Knochen und Muskeln zurück.
    Der Hund sank auf die Seite. Er war immer noch verletzt – und starb vielleicht, da ihm die künstliche Nahrung seiner Verderbtheit durch das Schwarzfeuer genommen war –, aber die Augen, die zu Asharre emporstarrten, waren von einem klaren, sanften Braun, und der gelb gescheckte Schwanz wedelte schwach über dem Boden.
    Sie verdoppelte ihre Anstrengungen und versuchte, die frisch gereinigten Wunden zu heilen. Das leise Lied schwoll zu einem Donnern an, und plötzlich verstand sie, was Oralia gemeint hatte, wenn sie davon gesprochen hatte, von Celestias Macht überwältigt zu werden. Es war, als stehe sie in einem Wasserfall: Sie konnte nichts sehen, konnte in dem donnernden Sturzbach nicht atmen.
    Benommen zog sie sich zurück und verschloss den Geist gegen das Lied des Schwertes. Das Licht erlosch wie eine ausgeblasene Kerzenflamme. Asharre zog sich aus der Höhle zurück und legte die Bretter, die sie entfernt hatte, in dem unendlich viel schwächeren Schein ihrer Laterne wieder an Ort und Stelle. Sie lehnte sie gegen die Wand; sie wollte, dass der Hund entkommen konnte, wenn er wieder gesund genug war. Irgendwann täte er es vielleicht. Bei dem letzten Blick, den sie vor dem Sterben der Magie auf ihn geworfen hatte, waren seine Wunden von einem gesunden Rosa gewesen.
    Malentir sah ihr zu, wie sie sich von der Höhle zurückzog. Um ihn herum regten sich die Schatten wie lebende Kreaturen und schmiegten sich dicht an seinen Körper. »Seid Ihr mit Eurer Prüfung zufrieden?«
    Sie tat seine Frage mit einem Achselzucken ab. »Wo ist Corban?«
    »Hier entlang. Der Eingang war mit Schutzzaubern belegt.« Er zeigte auf die Wand über dem Loch mit der niedrigen Decke, das zu dem Schmugglersteg führte. Die Ziegelsteine darum herum waren mit Kratzern schraffiert. Asharre ließ den Schein ihrer Laterne darüber hinweggleiten. In den Rillen einiger Markierungen hatten sich Blut und schwarzer Schmutz gesammelt, aber die
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