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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Merciel
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mehr erwartet – einen Donnerschlag, ein Aufblitzen von Sonnenfeuer, irgendetwas –, aber da war nichts von alledem. Corban gab ein kleines Ächzen von sich, krümmte sich über der Klinge und umklammerte sie wie die Erlösung. Ein gedämpftes blaues Licht kam aus dem Loch in seinem Leib, wo das Schwert ihn durchbohrt hatte; die Dunkelheit, die sein Fleisch durchdrang, kreiselte wie eine Windhose, als sie ins Licht gezogen und vernichtet wurde. Binnen weniger Augenblicke war sie verschwunden.
    Asharre trat zur Seite und zog ihr Schwert heraus. Sie stieß den Leichnam mit einem Stiefel an. Er war schlaff, war wirklich und wahrhaftig tot. Kaum ein Drittel von Corbans ursprünglichem Körper war auf seinen Knochen verblieben.
    Sie wandte sich wieder dem Tunnel zu, ließ die celestianische Klinge sinken und erstarrte, bevor sie einen Schritt tat.
    »Lasst Euer Schwert fallen«, befahl Malentir. Der Leichnam mit dem herabhängenden Unterkiefer stand neben ihm, Corbans Armbrust in Händen. Die Marionette des Dorns hielt die Waffe vollkommen ruhig, den tödlichen Bolzen auf sie gerichtet.
    Sie verzog die Lippen und wollte sich ihre Angst nicht anmerken lassen. »Ich wusste, dass Ihr ein Verräter wart.«
    »Ein Verräter müsste Eurem Glauben angehören, nicht wahr? Das habe ich nie behauptet. Jetzt lasst das Schwert fallen, bitte, damit ich nicht gezwungen bin, Euch zu töten.«
    Sie dachte an andere tote Männer mit anderen Armbrüsten. An andere Maoliten, die benutzt worden waren, damit Malentirs Hände frei von Blut blieben, damit er ohne Lüge für sich in Anspruch nehmen konnte, dass er seine Gefährten nicht ermordet hatte. »So wie Ihr Kelland getötet habt?«
    »Er wird nicht sterben. Ich brauche ihn lebend. Euch dagegen brauche ich nicht, und da Ihr Euch immer noch an Eure Waffe klammert …« Er hob die Schultern, und die Hände des Leichnams zuckten.
    Der Bolzen traf sie direkt unterhalb der linken Brust. Als er sich in ihr Fleisch bohrte, verspürte sie einen dumpfen Schmerz, der jedoch sogleich von seltsameren und beängstigenderen Gefühlen überdeckt wurde.
    Ihr Fleisch schmolz rund um den Bolzen und formte sich neu, verlor, was immer sie menschlich machte und wurde zu etwas anderem, zu etwas Fremdartigem, Bösartigem. Blasen bildeten sich direkt unter ihrer Haut, schwollen an, platzten und entleerten sich heftig. Fiebrige Hitze breitete sich von ihrer Wunde aus, doch ihr eigenes Blut war kalt an ihren Händen. Der schwarze Sand, der es befleckte, war brennend heiß, genau wie in Kellands Wunden.
    Das alles geschah binnen eines Herzschlags, vielleicht zweier Schläge … Und das Grauen, begriff Asharre mit einem jähen Aufblitzen von Panik, sollte sie von dem Grauen ablenken, das noch käme. Sie ließ Aurandane fallen, packte verzweifelt den Bolzen und bemühte sich, ihn herauszuziehen, bevor der Schwarzfeuerstein explodierte.
    Dass der Schwarzfeuerbolzen so plump gefertigt war, rettete sie. Er war nicht tief ins Fleisch eingedrungen. Beim zweiten Versuch löste er sich. Sie warf ihn auf den Steg, wo er einmal aufprallte, von den Brettern herabrollte und ins Meer fiel. Ein gedämpfter Donnerschlag erklang aus den schwarzen Tiefen und erschütterte den Steg … Und Asharre fiel keuchend vor Pein auf die Knie.
    Sie lebte, aber das Gift war noch in ihr. Heiße Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie biss die Zähne gegen das Entsetzen und den krampfhaften Schmerz zusammen und griff nach dem Schwert.
    Malentir trat vor sie hin und schob ihre Hand mit seinem Stiefel beiseite. Ohne Hast bückte er sich und hob das Schwert der Morgendämmerung selbst auf. »Ich werde das an mich nehmen, vielen Dank.«
    »Warum?«, krächzte Asharre. Aurandane erwachte flammend zum Leben, sobald der Dorn es aufgehoben hatte, und der blaue Glanz des Schwertes trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Sie hob schwach eine Hand, um sich gegen das blendende Licht zu schützen. »Warum braucht Ihr das Schwert?«
    Er hielt inne, neigte ihr den Kopf zu, dann zuckte er die Achseln und wandte sich ab. »Ich schulde Euch keine Antworten.«
    Asharre bog ächzend den Rücken in einem halb vorgetäuschten Schaudern durch. Ihr Schmerz war echt – aber er verwandelte sich schnell in den vertrauten Schmerz einer gewöhnlichen Verletzung. Ob Malentir es wollte oder nicht, das Schwert der Morgendämmerung brannte das Gift aus ihren Adern, geradeso wie es Corban von seinen Fesseln des Wahnsinns befreit und die verderbten Hunde getötet hatte. Die
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