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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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sonst seine Vorstellung gab, war es schon spät. Das Hauptzelt war bereits voll, aber Tom hatte uns Karten geschickt und im Handumdrehen waren wir drei unterwegs zu den besten Sitzen.
    Wir hatten uns gerade hingesetzt, da blies die Kapelle einen lauten Tusch, die Vorhänge wurden aufgezogen, und eine Parade Indischer Elefanten in lustigen Kostümen tauchte auf.
    Hübsche Mädchen ritten oben auf dem Rücken. Großpapa streckte die Brust heraus, als er sah, wie Pa mit seinem Mikrophon in die Manege stolzierte. Seine Stimme übertönte die Musik, während er jedes Tier samt Reiter vorstellte und von den tollen Dingen erzählte, die noch kommen würden.
    »Das is’ mein Luke«, rief Großpapa laut und stieß Race McGee, der neben ihm saß, mit dem Ellbogen an. »Issa nich ’n gutaussehender Mann?«
    »Schlägt sicher nich dir nach«, gab ein Mann zurück, der Pa schon vieles beim Pokern abgenommen hatte.
    Als die Vorstellung halb vorbei war, war Großpapa bereits so restlos begeistert, daß ich fürchtete, er werde das Ende nicht mehr erleben. Fanny benahm sich fast genauso schlimm. Sie kreischte, schrie und klatschte und hüpfte dazwischen so in die Höhe, daß ihr beinahe der Busen aus dem tiefen Ausschnitt fiel. Ich wünschte mir sehnlichst, sie würde nicht selbst noch eine Vorstellung geben. Aber genau das wollte Fanny. Und hatte Erfolg damit.
    Dann schlichen die Raubkatzen in die Manege, um auf Befehl des Löwenbändigers ihre Kunststücke vorzuführen.
    Dieser Teil gefiel mir nicht, ich wurde nervös. Es machte mir Probleme, daß man große Raubkatzen zu so albernen Dingen dressiert, wie auf Podesten zu sitzen. Ich hielt Ausschau nach Tom, konnte ihn aber nicht entdecken und wünschte mir, die Clowns würden endlich verschwinden. Mit ihren närrischen Spielereien versperrten sie mir die Aussicht und lenkten mich von dem ab, was ich viel lieber sehen wollte.
    Und dann sah ich Logan.
    Er warf keinen Blick auf die Löwendressur, sondern starrte mich über mehrere Bänke hinweg mit finsterer Miene an.
    Direkt neben ihm saß ein ungewöhnlich hübsches Mädchen mit kastanienbraunen Haaren. Ich mußte vier-, fünfmal hinsehen, bis ich seine Begleitung erkannte: Maisie Setterton, Kittys jüngere Schwester. Oho, er traf sie also doch ziemlich oft.
    »Hab’ gehört, Logan hätt’ sich mit Maisie verlobt«, flüsterte Fanny haßerfüllt, als ob sie meine Gedanken lesen konnte.
    »Kann nich verstehn, was er an der findet. Könnt noch nie echte Rothaarige mit ihrer blassen Haut ausstehn. Kriegn so schnell Sommersprossen. Hab’ auch nie von ’ner Rothaarigen gehört, die nich ’ne freche und gemeine Klappe gehabt hätt’, sogar die mit gefärbtn Haaren.«
    »Deine Mutter war eine«, antwortete ich abwesend.
    »Tja«, murmelte Fanny.
    Wieder lächelte sie zu Logan hinüber, aber ihr Lächeln verwandelte sich schnell in einen zornigen Blick. »Schau dir mal diesen Logan an. Tut so, als würd’ er mich nich mal sehn, wenn er herschaut. Dabei muß er’s doch! Würd’ eh kein so steifn Klotz wie Logan Stonewall heiratn, nich mal, wenn er vor mir aufn Knien läg und’s keine andern Kerle mehr auf der Welt gäb als Race McGee.« Und dabei lachte sie Race McGee mitten in sein fahles, feistes Gesicht.
    Bald waren alle Nummern vorbei, aber immer noch hatten wir nur Pa und nicht Tom gesehen. Die Menge begann, sich zu verlaufen, und Großpapa, Fanny und ich machten uns vorsichtig auf den Weg zu dem Platz, wo Tom gemeint hatte, er würde auf uns warten. Aber auch dort sah ich ihn nicht, nur einen großen, dünnen Clown in einem fremdartigen Kostüm.
    Er stand in der Nähe des Zelts, in dem sich die Zirkuskünstler umzogen. Ich stolperte über einen seiner riesigen, grünen Schuhe mit gelben Tupfen und roten Schnürsenkeln.
    »Entschuldigung«, sagte ich und ging um seine Schuhe herum. Da brachte er mich noch mal zum Stolpern, ich drehte mich rasch um und fauchte ihn an. »Warum stellen Sie mir denn Ihre Füße in den Weg?« In dem Moment sah ich seine grünen Augen.
    »Tom… bist du das?«
    »Wer ist sonst schon so plump und hat so riesige Füße?«
    fragte er und nahm lächelnd seine struppige, rote Perücke ab.
    »Heaven, du siehst echt toll aus, allen Ernstes! Aber ich hätte dich nicht erkannt, wenn du mir nicht erzählt hättest, daß du jetzt blond bist.«
    »Und was is mit mir?« schrie Fanny und stürzte sich auf ihn.
    »Haste denn nichts Liebes mehr für mich, deine Lieblingsschwester?«
    »Also, Fanny, du bist
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