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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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Casteel zu Ehre und Würde. Stolz und aufrecht saß er da, und erst als wir die Main Street hinter uns hatten, drehte er sich zu seiner Frau um und flüsterte:
    »Annie, wach mal auf. Hast’se starrn gesehn, haste? Hast’s doch nich verschlafn, oder? War das nich ’n Ding, wie denen die Augn ausm Kopf fieln? ’S gibt echt kein, der’s besser hat als wir. Dieses Heaven-Mädel von uns is aufs College gegangn und kommt mit allem raus, was man für Geld kaufn kann.
    Hab’ noch nie gesehn, daß Schule so viel ausmacht, noch nie.«
    Großpapa hatte noch nie eine so lange Rede gehalten, auch wenn ihm gar nicht klar war, was er sagte. Es war Tonys Geld gewesen, womit dieses Auto gekauft worden war, und kein Geld von meinem Verdienst.
    Über eine Stunde brauchten wir, um hinzukommen, so langsam fuhr ich, aber schließlich waren wir beim Zirkusareal, gleich hinter der Stadtgrenze. Aus fünf Landkreisen waren die Leute herbeigeströmt, um den Zirkus zu sehen, in dem Luke Casteel oben auf einer Plattform stehen und alles ankündigen würde. Als Großpapa und ich hereinkamen, drehten sich die Köpfe und musterten uns. Ich hörte, wie sie flüsterten: »Das ist Toby Casteel, Lukes Vater!«
    Großpapa und ich hatten uns noch nicht so recht daran gewöhnt, daß uns so viele Augen anstarrten, da tauchte von hinten eine schlanke Frau auf, ganz in Feuerrot gekleidet. Den ganzen Weg brüllte sie wie ein Stier: »Halt! Wartet doch! Ich bin’s, deine Schwester Fanny!« und bevor ich mich noch bekreuzigen konnte, stürzte sie sich schon überschwenglich in meine Arme.
    »Heiliger Bimbam, Heaven«, kreischte sie so laut, daß sich ein Dutzend Leute umdrehten und starrten. »Siehst echt toll aus!« Fanny drückte mich ein paar Mal, dann umarmte sie Großpapa. »Also, Großpapa, hab’ dich noch nie so piekfein gesehn! Kenn’ dich ja kaum wieder, wennste sonst so alt und verkrumpelt ausschaust.«
    Das waren Komplimente, wie sie Fanny regelmäßig austeilte.
    Ihr rotes Kleid hatte weiße Tupfen und saß so eng, daß es wie aufgemalt wirkte. An beiden braungebrannten Armen trug sie bis zum Ellbogen goldene Armbänder, die schwarzen Haare mit dem Mittelscheitel hatte sie mit weißen Seidenblumen hinter die Ohren gesteckt. Sie wirkte tatsächlich wie eine schöne exotische Katze, die die falschen Farben trug.
    Fanny trat inzwischen einen Schritt zurück und starrte mich erschrocken an. »Machst mich ganz krank, echt. Siehst gar nich mehr wie du aus. Wetten, siehst aus wie deine tote Ma.
    Haste keine Angst, so auszuschaun wie ’n Toter im Grab?«
    »Nein, Fanny, ich fühle mich wohl, wenn ich wie meine Mutter aussehe.«
    »Könnt’ dich noch nie verstehn, nie«, murmelte sie mit einem scheuen Grinsen. »Hör doch auf, dich zu ärgern, Heaven, bitte.
    Laß uns Freundinnen sein und Pa zuschaun und auf die Vergangenheit pfeifn.«
    Ja, dachte ich, für diese Nacht könnte ich es tun, Großpapa und Tom zuliebe, den wir später treffen würden.
    »Hab’ den altn Mallory los, echt. Hab’ ihn ganz schnell abrasiert, als ich kapierte, daß der mich nur geheiratet hat, um
    ’ne Zuchtstute zu habn. Kannste dir vorstelln, der Mann dacht, ich würd’ seine Bälger kriegn, wo ich doch schon eins hab’?
    Hab’s ihm aber gesteckt, daß ich meine Figur nicht ruinieren würd’, wenn das Balg rauskäm, und ich dann keine jungen Kerle mehr kriegn könnt. Und weißte was? Der tat ganz irre.
    Fragte, was ich mir denn zum Teufel dächt’, warum er mich geheiratet hätt’, wenn nich’ als Ma für seine Bälger… Liebe Güte, dabei hat er schon drei Ausgewachsne.«
    Sie warf mir ein verschlagenes Lächeln zu. »Dank dir, daßte damals versucht hast, mein Baby zurückzukaufn. Wußt aber, du würdst’s nich hinkriegn. Die würdn meine hübsche Darcy nich fürs ganze Geld rausrückn, das die Tattertons in ihrem Keller zusammengekratzt habn.«
    Während wir uns aufs Hauptzelt zu bewegten, drehte sich Fanny ab und zu um und umarmte Großpapa. Dann widmete sie mir wieder mehr Aufmerksamkeit. »Der alte Mallory zahlt
    ’n netten Unterhalt, aber verflixt, ’s macht kein Spaß, wenn man Geld hat und kein damit neidisch machn kann. Heaven, laß uns zwei doch mal den Hohlköppen da zeign, was Geld is.
    Hab’ mir dort drübn aufm Hügel ’n nettes, großes Haus gebaut.« Damit deutete sie in die Richtung. »Und du baust jetzt auf der andern Seite vom Tal. Wenn der Wind gut ist, könn’
    wir uns dann immer zujodln.«
    Als wir die Plattform erreichten, wo Pa
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