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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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sattelte mein eigenes Pferd und ritt los, um ihn einzuholen, aber an der Küste ging ein stürmischer Wind. Ungefähr dreißig Meter vor mir flog ein Stück Abfall gegen Abdullas Schädel.
    Er bäumte sich auf, wieherte zu Tode erschrocken und galoppierte geradewegs in den Ozean! Es war absurd, wie ich da auf meinem Pferd saß, das sich weigerte, gegen den Wind anzulaufen, und zusehen mußte, wie mein Bruder darum kämpfte, das verrückte Pferd zum Strand zurückzubringen! Die untergehende Sonne stand tief am Horizont hinter uns… das Meer färbte sich blutrot… und dann waren Roß und Reiter beide verschwunden.«
    Nervös bewegten sich meine Hände zur Stirn und blieben dort. »Troy? O nein, Troy!«
    »Wir verständigten die Küstenwache, und alle Männer auf der Party bestiegen die Boote, die ich habe. Dann suchten wir nach ihm. Abdulla Bar schwamm mit leerem Sattel ans Ufer zurück und schließlich fand man, gegen Morgen, Troys Leichnam. Er war ertrunken.«
    Nein! Nein! Das konnte nicht wahr sein.
    Tony legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich an seine Seite. Dann fuhr er fort: »Verzweifelt versuchte ich, deinen Aufenthaltsort in Maine herauszufinden, hatte aber kein Glück. Jeden Tag habe ich meine eigene kleine Gedenkfeier für ihn abgehalten und darauf gewartet, daß du zurückkommst und dich auf deine Art von ihm verabschiedest.«
    Ich dachte, ich hätte bereits alle Tränen um meine Liebe zu Troy vergossen. Aber als ich hier stand und aufs Meer hinaussah, wußte ich trotz allem, daß ich mein Leben lang noch viel mehr um ihn weinen würde.
    Die Zeit verging, während ich neben Tony stand und darauf wartete, daß der schwimmende Kranz wieder auftauchte. Ach, Troy, Jahre hätten wir miteinander verbringen können! Fast vier Jahre, die dir einen guten Teil von Leben, Liebe und Normalität gegeben hätten! Vielleicht hättest du dann auch das Leben so liebgewonnen, um zu bleiben!
    Ich war jetzt wie betäubt und blind vor Tränen, die ich Tony nicht zeigen wollte. Auf unserem Rückweg zum Haupthaus verabschiedete ich mich rasch von ihm, obwohl er sich an meine Hände klammerte und mich zu dem Versprechen zwingen wollte, ich würde wiederkommen.
    »Bitte, Heaven, bitte! Du bist meine Tochter, meine einzige Erbin, denn Troy ist tot. Ich brauche einen Erben, der meinem Leben Sinn und Zweck gibt! Wozu wäre denn sonst alles gut, was wir in Jahrhunderten angesammelt haben? Geh nicht, auch Troy würde wünschen, daß du bleibst! Alles, was er war, steckt hier in diesem Haus und in seiner Hütte, die er dir vermacht hat. Er hat dich geliebt… Bitte, laß mich nicht hier mit Jill allein. Bitte, bleib, Heaven, bitte, mir und Troy zuliebe!
    Alles, was du um dich herum siehst, wird einmal dir gehören, wird einmal dein Erbe sein. Nimm es an, und sei’s auch nur, um es an deine Kinder weiterzugeben.«
    Ich entzog ihm meine Hände. »Nun, du kannst doch überall hingehen, wohin du möchtest, auch ohne Jillian«, sagte ich grausam und stieg in mein elegantes Auto. »Du kannst Leute anstellen, die sich um sie kümmern, und du brauchst bis zu ihrem Tode nicht zurückzukommen. Du brauchst mich nicht, und ich brauche dich nicht oder das Geld der Tattertons. Du hast jetzt genau das, was du verdienst – nichts.«
    Der Wind blies mir durch die Haare, während er dastand und mich fortfahren sah. Der Mann mit dem traurigsten Gesichtsausdruck, den ich je gesehen hatte – aber das kümmerte mich nicht. Troy war tot, und ich hatte das College abgeschlossen, doch das Leben würde weitergehen, trotz Tony, der mich jetzt brauchte, und trotz Jillian, die nie etwas außer Jugend und Schönheit gebraucht hatte.
    20. KAPITEL

    RACHE

    Ich war auf dem Weg nach Hause, zurück nach Winnerow.
    Endlich war es für mich Zeit, die Vergangenheit zu begraben und die Person zu werden, die ich immer sein wollte. Denn jetzt wußte ich, daß unsere Kinderträume oft die klarsten sind.
    Mehr als alles andere wollte ich in die Fußstapfen von Miss Marianne Deale treten. Ich wollte eine Lehrerin sein, die einem Kind wie mir eine Chance im Leben eröffnen könnte, die den Zugang zur Welt der Bücher und des Wissens aufstieß. Denn das sorgte für einen Ausweg aus dem engen Blickwinkel und der Unwissenheit in den Bergen. Außerdem fiel es mir nicht sehr schwer, mein Tatterton Erbe aufs Spiel zu setzen, denn ich war ja keine lumpige Casteel mehr, die sich am Rand der Gesellschaft versteckte. Nein, ich war eine Tatterton, eine VanVoreen. Ich hatte
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