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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice
Autoren: Die grosse Verschleierung
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Einführung des
Verbots im Sommer 2004 zwei Journalisten als Geiseln, um das französische
Kopftuch-Verbot zu kippen - was alle, inklusive der Muslimverbände, empört
hat. Seither hat es sich bewährt. Die kopftuchfreie Schule ist jenseits des
Rheins längst Alltag. Die Schülerinnen und Schüler aller Kulturen finden es
selbstverständlich, dass das stigmatisierende Stück Stoff nicht mehr zwischen
ihnen steht. Und die Lehrerinnen sind erleichtert. Sie können unterrichten,
statt immer wieder dieselben pseudoreligiösen Debatten führen zu müssen,
angezettelt von Kindern islamistischer Eltern. Sie haben endlich klare Verhältnisse. ■ EMMA
5/2009
     
    ALICE SCHWARZER / WAS HINTER DEM
SCHWEIZER MINARETTVERBOT STECKT
     
    Im Laufe des Jahres 2009 war ich mehrfach in der Schweiz
und in Osterreich unterwegs. Und immer wieder war da der Islam Hauptthema,
hinter verschlossenen Türen wie bei öffentlichen Diskussionen; genauer: der
Islamismus, diese politische Instrumentalisierung des Glaubens. Wenn
Intellektuelle, Journalistinnen oder Politikerinnen mit mir darüber sprachen,
schlossen sie meistens die Türe und senkten die Stimme. Wie ich denn die
Entwicklung so einschätze - und was man in ihrem Land wohl tun könne ... Ihnen
selbst seien leider die Hände gebunden, denn jede Kritik am Islamismus sei ja
so leicht misszuverstehen als Islamophobie, ja Rassismus.
    Ich entgegnete jedes Mal freiheraus, sie sollten nur keine
Scheu haben. Die Kritik an einem demokratie- und emanzipationsfeindlichen
Islamverständnis sei doch selbstverständlich, auch für aufgeklärte Musliminnen.
Und nur die Minderheit der Islamisten wolle das missverstehen. Die Mehrheit
der Musliminnen wäre hoch erleichtert, wenn diese auch sie bedrängenden
Fanatiker und Gotteskrieger endlich in die Schranken gewiesen würden. Sie, die
Musliminnen, seien schließlich die ersten Opfer der Islamisten.
    Vor allem aber erwiderte ich den Zaghaften: Mit einer
offenen und aufgeklärten Kritik an dieser Entwicklung sprecht ihr auch der
Mehrheit der Bevölkerung aus dem Herzen. Denn die Menschen in der Schweiz oder
in Osterreich, in Deutschland oder in Frankreich, haben zu Recht ein steigendes
Unbehagen. Und sie sind es langsam leid, dies im Namen einer falschen Toleranz
und bigotten Liberalität unterdrücken zu müssen.
    2009 also hat es in der Schweiz gesprochen, das Volk - und
ein Aufschrei ging durch das Europa der Medien und Politik. Am 29. November
haben bei einer Volksabstimmung 57 Prozent aller Schweizerinnen für ein Verbot
des Baus von Minaretten gestimmt, darunter, heißt es, auffallend viele Junge
und Frauen.
    Der Volksabstimmung war eine polemische, hoch populistische
Kampagne vorausgegangen, die Minarette als Gewehrläufe darstellte und
Parallelen zur Burka zog. Nicht zuletzt darum waren sich im Vorlauf zur
Abstimmung alle guten Schweizer ganz sicher: Das Verbot kommt nicht durch. Auch
kannten sie selbst niemanden, der dafür gewesen wäre.
    Und nun? Schock. Was sollen nur die anderen von uns denken?
Werden die Muslime der Welt jetzt etwa beleidigt sein? (Und keine Geschäfte
mehr mit uns machen?) Sind die Schweizer ein besonders dummes, islamophobes,
rassistisches Volk? Und was wird Europa dazu sagen?
    Als Erste distanzierten sich in der Tat europäische
Spitzenpolitiker. Er sei »ein wenig beleidigt darüber«, dass die Schweiz so »intolerant«
sei, ließ der multikulturelle französische Außenminister Bernard Kouchner
wissen. Und die fortschrittliche schwedische Justizministerin Beatrice Ask erklärte:
»Ich glaube an die Freiheit. Und ich denke nicht, dass wir ein neues Europa
ohne das Recht auf Meinungsäußerung bauen können.«
    Nun, dass jetzt auch schon die Franzosen bei Kritik am Islam
»beleidigt« sind und die Schweden beim Minarett-Verbot die »Meinungsfreiheit«
gefährdet sehen, überrascht. Denn selbstverständlich dürfen auch in der
Schweiz in Zukunft Moscheen (ohne Minarette) gebaut werden und wird kein Muslim
daran gehindert zu beten.
    Noch verwunderlicher aber sind die Reaktionen einiger deutscher
Blätter. So ist das Schweizer Volksvotum für die Hamburger Zeit »ein schwarzer Tag für Europa, für den Westen und für die
Freiheit«. Und der Berliner Tagesspiegel ortete gar
einen »Rückfall hinter die Errungenschaften der Aufklärung« und einen
»krachenden Tritt gegen Vernunft und Wissen«.
    Nur die Bild-Zeitung, als
erfolgreiches Boulevardblatt verpflichtet, die Hand am Puls des Volkes zu
haben, vermeldete am 2.
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