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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice
Autoren: Die grosse Verschleierung
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müssen. Und
auch die aufgeklärten Muslime haben lange, zu lange geschwiegen - aus Angst,
des »Verrats« an der eigenen Community bezichtigt zu werden. Die Ersten, die
redeten, waren nicht zufällig die Töchter, die sich nicht länger wegsperren und
zwangsverheiraten lassen wollten.
    Als ich damals nach wenigen bewegenden Tagen Iran wieder
verließ, schrieb ich: »Sie alle waren gut genug, für die Freiheit zu sterben -
sie werden nicht gut genug sein, in Freiheit zu leben.« (siehe Seite 30) Und
seither hat EMMA nicht aufgehört, über die Gefahr des Islamismus zu berichten
und vor den Folgen zu warnen.
    Die nachfolgenden Beiträge sind in den vergangenen Jahren
in EMMA erschienen. Sie stammen von Betroffenen - wie der Deutschtürkin Neda
Kelek, der Algerierin Djemila Benhabib oder anonymen deutschen Konvertitinnen -
und Expertinnen: wie der Philosophin Elisabeth Badinter, der Islamwissenschaftlerin
Rita Breuer oder der Journalistin Antonia Rados. Sie alle beschäftigen sich
übrigens nicht mit dem Islam als Religion. Der ist eine Glaubensfrage und seine
Reformierung in erster Linie Sache der Muslime selbst - Ihnen allen geht es um
den Islam als politische Strategie, den Islamismus.
    Die islamistischen Agitateure werden nicht selten
ausgebildet in Iran oder Afghanistan bzw. Ägypten und finanziert von Saudi-Arabien.
Sie haben es verstanden, ihre wahren Motive zu verschleiern und Gutgläubige im
Namen einer falschen »Toleranz« und »Religionsfreiheit« in die Irre zu führen.
Doch ihr wahres Motiv ist nicht der Glaube, es ist die Macht.
    In Deutschland sind die Islamisten vor allem in den
Universitäten, bei den Protestanten und im alternativen Milieu auf offene
Ohren gestoßen. Hierzulande waren das schlechte Gewissen und die Angst, wieder
etwas falsch zu machen in Sachen Fremdenliebe, besonders groß. Und groß war
auch die Bereitschaft gläubiger Altlinker, nach dem Tod ihrer Götter Mao und
Che Guevara, neuen Göttern zu folgen: Allahu Akbar! Vermutlich hätten die
jungen Konvertiten der sogenannten »Sauerlandgruppe«, die beinahe ein blutiges
Attentat unvorstellbaren Ausmaßes mitten in Deutschland angerichtet hätten,
ein, zwei Generationen zuvor bei der RAF mitgemacht.
    Doch sind in Europa heute eigentlich (noch?) nicht die
islamistischen Terroristen das Problem. Das wahre Problem ist die
systematische Unterwanderung unseres Bildungswesens und Rechtssystems mit dem
Ziel der »Islamisierung« des Westens, im Klartext: die Einführung der Scharia
mitten in Europa. Europas charismatischster islamistischer Propagandeur einer
Islamisierung - und gern gesehener Gast bei renommierten akademischen und
politischen Kolloquien - ist Tariq Ramadan. Der Mann mit dem Schweizer Pass ist
ein Enkel des Gründers der ägyptischen Muslimbrüder, die die Urzelle der
Islamisten waren.
    Die eilfertigsten Helferinnen dieser Kräfte sind heute oft
Konvertitinnen, und das in allen Lebensbereichen: an Universitäten, im
Rechtswesen wie in den Medien. Diese Konvertiten sind mal offen, mal verdeckt
konvertiert. Je nach Strategie. Die Taktik der Alt- und Neu-Islamisten ist seit
dem 11. September 2001 mehr denn je die Verschleierung: die Verschleierung
ihrer Absichten wie die Verschleierung der Frauen. Doch unabhängig von den
jeweils subjektiven Motiven der verschleierten Frauen selbst (die durchaus
lauter sein können), ist die objektive Bedeutung eindeutig: Das Kopftuch ist
seit dem Sieg Khomeinis im Iran 1979 weltweit die Flagge der Islamisten.
    Wir dürfen nicht länger wegsehen, wir müssen hinsehen, genau
hinsehen! Wem das bisher noch nicht klar war, dem öffnet die Lektüre dieses
Buches hoffentlich die Augen.
    Alice Schwarzer Köln juli 2010
     
    ALICE SCHWARZER / DIE REALITÄTEN IN
DEUTSCHLAND
     
    Es tut der Debatte gut, auf dem Boden der Tatsachen
geführt zu werden. Und dank der ersten repräsentativen Studie, die vom
Bundesinnenministerium in Auftrag gegeben wurde und für die circa »6.000
Personen aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländern« befragt wurden, wissen
wir seit Sommer 2009 Folgendes:
    In Deutschland leben etwa vier Millionen Menschen aus dem
muslimischen Kulturkreis, rund die Hälfte von ihnen hat die deutsche
Staatsangehörigkeit. Zwei Drittel dieser Menschen mit muslimischen Wurzeln sind
türkischer Herkunft, der Rest kommt aus Südosteuropa, dem Nahen Osten oder
Nordafrika.
    Nur ein Drittel dieser vier Millionen Menschen bezeichnet
sich selbst als »stark gläubig«, der Rest als »eher gläubig«
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