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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice
Autoren: Die grosse Verschleierung
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Dezember triumphal: Von 169.600 abgegebenen Stimmen
seien 82 Prozent der Bild -LeserInnen ebenfalls für ein Verbot von
Minaretten gewesen - um zwei Tage darauf zurückzurudern mit der Schlagzeile:
»Deutsche sind gegen ein Minarett-Verbot«. Was war geschehen? Bild am Sonntag hatte eine repräsentative
Emnid-Umfrage in Auftrag gegeben. Und danach plädierten nur noch 38 Prozent der
Deutschen für ein Minarett-Verbot (und 48 dagegen). Bild-Leser sind also stärker gegen Minarette als andere.
    Große Aufregung. Allein, die meiner Meinung nach wichtigste
Frage wurde bisher kaum gestellt: Warum haben 57 Prozent der Schweizerinnen
sich für das Minarett-Verbot entschieden? Was steckt hinter dieser rigorosen
Ablehnung von Türmen aus Stein, von denen aus der Muezzin zum Gebet ruft? Denn
das ist doch klar: So ein Minarett tut eigentlich niemandem weh - zumindest
solange es sich nicht demonstrativ machtvoll (wie in Köln) oder via
Lautsprecher lärmend (wie in Rheinfelden an der Schweizer Grenze) in den Himmel
reckt.
    Nein, hinter dieser Minarett-Abstimmung steckt natürlich
viel mehr: nämlich das ganze Unbehagen! Das Unbehagen an den Gottesstaaten und
ihren Steinigungen und Selbstmordattentaten. Das Unbehagen an der
(Zwangs-)Verschleierung von Frauen selbst mitten in Europa. Das Unbehagen an
der Zwangsverheiratung von hierzulande aufgewachsenen Töchtern und Söhnen. Das
Unbehagen an der statistisch nachweisbaren höheren Gewalt in traditionellen
muslimischen Familien. Das Unbehagen an der Relativierung von Emanzipation und
Rechtsstaat, ja der ganzen Demokratie - und das im Namen »anderer Sitten« und
eines »wahren Glaubens«. Kurzum: die Sorge um die in den letzten 200 Jahren so
mühsam und blutig erkämpften Menschenrechte im Westen.
    Über dieses Unbehagen muss endlich öffentlich geredet werden!
Von Journalisten wie Politikern, hinter deren angeblicher »Toleranz« gar zu oft
ganz einfach Angst steckt: Angst vor Kontroversen, Angst vor gewalttätigen
Islamisten und, last but not least, Angst vor wirtschaftlichen Einbußen, denn
die Geschäfte mit den islamischen Ländern florieren.
    Doch die Debatte lässt sich nicht länger gewaltsam
unterdrücken. Umfragen belegen: Die Mehrheit der Europäer (55 Prozent) sieht
im Islam heute eine »Religion der Intoleranz«. Und 78 Prozent stimmen dem Satz
zu: »Die muslimischen Ansichten über Frauen widersprechen unseren Werten.« (Die
restlichen 22 Prozent sind der bekannte harte Kern der Frauenverachter auch in
unserer Kultur.)
    Nicht anders sieht das zum Beispiel die Alevitische
Gemeinde Deutschland e.V., sie sind die Liberalen unter den organisierten
Muslimen. Sie warnt »nachdrücklich davor, das Abstimmungsergebnis als bloße
Islamophobie oder gar Ausländerhass zu interpretieren«. Die Schweizer
Volksabstimmung sei »vielmehr Ausdruck eines zunehmenden Gefühls der
Verunsicherung weiter Teile der Bevölkerung, nicht nur in der Schweiz. Diese
Verunsicherung durch einen politisch instrumentalisierten Islam verspüren
insbesondere auch alevitische Menschen in Europa. Dieser Umstand muss von der
Politik endlich ernst genommen werden. Denn die Gründe hierfür sind alles
andere als irrational.«
    Ali Ertan Toprak, der 2. Bundesvorsitzende der
Alevitischen Gemeinde, fährt fort: »Eine Tabuisierung dieser Ängste sowie die
politische Verunglimpfung von berechtigter Kritik am Islam als Religion und
Islamverbänden als deren Repräsentanten in Europa schadet in allererster Linie
den in Europa lebenden Muslimen selbst.«
    So ist es. Und das wird von vielen seit 30 Jahren - seit
Beginn des Siegeszuges des Islamismus nach dem Sieg Khomeinis im Iran -
ignoriert: dass das Gewährenlassen oder gar der falsche Dialog mit den
Islamisten alle anderen Menschen aus dem muslimischen Kulturkreis diesen
Fanatikern nur noch stärker ausliefert. Mit ihnen, mit der Mehrheit der - noch
- friedliebenden, demokratisch gesinnten Musliminnen auf der Welt, müssen wir
solidarisch sein!
    Es war in der Minarett-Debatte keine große Überraschung,
dass der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die schärfsten Worte
fand. Er erklärte: Islamophobie sei wie Antisemitismus ein »Verbrechen gegen
die Menschlichkeit«. Die Schweizer Volksabstimmung sei ein Zeichen der
»zunehmenden rassistischen und faschistischen Haltung in Europa«. Und er riet,
klar, seinen Landsleuten zu einem Wirtschaftsboykott und zur Auflösung von
Schweizer Konten.
    Dabei hat niemand so beunruhigend wie Erdogan die
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