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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse
Autoren: Anne Perry
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dachte, vier bewaffnete Männer würden ausreichen, aber ich habe mich getäuscht.« Sein Gesicht verriet Gefühle, die nicht zu deuten waren.
    Â»Wie waren sie bewaffnet?«, fragte Monk.
    Â»Mit Pistolen und Entermessern«, antwortete Louvain.
    Monk runzelte die Stirn. »Das sind Waffen für den Kampf Mann gegen Mann. Ist das alles, was sie haben?«
    Louvains Augen weiteten sich fast unmerklich. »Es gibt vier Kanonen auf Deck«, antwortete er vorsichtig. »Aber die sollen vor einem Angriff von Piraten auf See schützen. Auf einem Fluss kann man die nicht abfeuern!« Ein leichtes Grinsen zuckte um seine Lippen und verschwand wieder. »Sie wollten nur das Elfenbein, nicht das ganze verdammte Schiff!«
    Â»Wurde abgesehen von Hodge noch jemand verletzt?« Monk verbarg seine Verärgerung nur mit Mühe. Schließlich war es nicht Louvains Schuld, dass er gezwungen war, sich eines Auftrags auf unbekanntem Terrain anzunehmen.

    Â»Nein«, sagte Louvain. »Flussdiebe wissen, wie sie leise längsseits anlegen und an Bord kommen. Hodge war der Einzige, der ihnen begegnet ist, und sie haben ihn umgebracht, ohne sonst jemanden zu wecken.«
    Monk versuchte, sich die Szene vorzustellen: die engen Räume im Innern des Schiffes, der Boden, der im Tidenstrom schwankte und schaukelte, das Knarren der Schiffsplanken. Und dann plötzlich das Wissen, dass da Schritte waren, dann der Schrecken, der Kampf und schließlich lähmender Schmerz, als sie ihn niederschlugen.
    Â»Wer hat ihn gefunden?«, fragte er leise. »Und wann?«
    Louvains Miene war düster, sein Mund eine starre Linie. »Der Mann, der ihn um acht Uhr ablösen wollte. Er hat mir eine Nachricht geschickt.«
    Â»Bevor er gesehen hat, dass das Elfenbein fehlte, oder hinterher?«
    Louvain zögerte nur eine Sekunde. Es war kaum wahrnehmbar, und Monk überlegte, ob er es sich nur eingebildet hatte. »Hinterher.«
    Hätte er »vorher« gesagt, Monk hätte ihm nicht geglaubt. Aus reiner Selbsterhaltung musste der Mann wissen wollen, womit er es zu tun hatte, bevor er Louvain irgendetwas sagte. Und wenn er kein Vollidiot war, hatte er sich als Erstes darum gekümmert, ob der Mörder noch an Bord war. Hätte er sagen können, er habe ihn gefangen genommen und das Elfenbein beschützt, hätte er eine ganz andere Geschichte erzählen können. Außer natürlich, er war daran beteiligt und wusste bereits alles.
    Â»Wo waren Sie, als die Nachricht Sie erreichte?«
    Louvain blickte ihn starr an. »Hier. Es war inzwischen fast halb neun.«
    Â»Wie lange waren Sie da schon hier?«
    Â»Seit sieben.«
    Â»Wusste er das?« Monk beobachtete Louvains Gesicht aufmerksam. Eine der Möglichkeiten, sich ein Bild von den Männern
zu machen, die auf dem Schiff geblieben waren, bestand darin herauszufinden, wie sehr Louvain ihnen vertraute. Ein Mann in seiner Position konnte es sich nicht leisten, über einen Fehler hinwegzusehen, ganz zu schweigen von jeglicher Form von Illoyalität.
    Â»Ja«, antwortete Louvain mit amüsiertem Flackern in den Augen. »Jeder Matrose würde das erwarten. Das sagt Ihnen nicht das, was Sie glauben.«
    Monk spürte die Hitze in seinem Innern entflammen. Er suchte sich mühselig Antworten zusammen und bekam sie nicht zu packen wie sonst immer. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit Louvain intellektuelle Spielchen zu spielen. Er musste entweder offener agieren oder sehr viel spitzfindiger vorgehen.
    Â»Dann sind alle Schiffseigner um diese Zeit in ihren Büros?«, schlussfolgerte er laut.
    Louvain entspannte sich ein wenig. »Ja. Er kam hierher und sagte, Hodge sei umgebracht und das Elfenbein gestohlen worden. Ich bin sofort mit ihm …« Er unterbrach sich, als Monk aufstand.
    Â»Können Sie Ihre Wege noch einmal nachvollziehen, und ich schließe mich Ihnen einfach an?«, bat Monk ihn.
    Louvain erhob sich schwungvoll. »Selbstverständlich.« Er sagte nichts weiter und führte Monk über den ziemlich abgenutzten Teppich zu der schweren Tür. Diese öffnete er, verschloss sie hinter ihnen und steckte den Schlüssel in die Innentasche seiner Weste. Er nahm eine schwere Jacke von einem Garderobenständer und warf einen Blick auf Monk, um abzuschätzen, ob dessen Kleidung für einen Ausflug auf den Fluss taugte.
    Monk war stolz auf seine Kleidung. Selbst in Zeiten, in denen
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