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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse
Autoren: Anne Perry
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die Gewürze zu.«
    Â»Was wiegt ein Stoßzahn?«
    Â»Kommt darauf an – achtzig oder neunzig Pfund. Ein Mann könnte ihn tragen, immer einen auf einmal. Sie denken an einen zufälligen Diebstahl?«
    Â»Ein Gelegenheitsdieb«, antwortete Monk. »Warum? Was glauben Sie?«

    Louvain erwog seine Antwort sorgfältig. »Es gibt viele Diebstähle auf dem Fluss, alles, von der Piraterie bis zu den Dreckspatzen, und die Leute wissen, wann ein Schiff einläuft und vor Anker liegen muss, bevor es an einem Kai anlegen und entladen kann. Das kann Wochen dauern, wenn man Pech hat … oder nicht die richtigen Leute kennt.«
    Monk war überrascht. »Wochen? Verderben da nicht einige Frachtgüter?«
    Louvain verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. »Natürlich. Verschiffung ist kein leichtes Geschäft, Mr. Monk. Die Einsätze sind hoch, man kann ein Vermögen gewinnen oder verlieren. Fehler sind unverzeihlich, und niemand erwartet oder hofft auf Gnade. Es ist wie das Meer. Nur ein Narr kämpft dagegen an. Man lernt seine Lektion, und wenn man überleben will, hält man sich daran.«
    Monk glaubte ihm. Er musste mehr über Verbrechen auf dem Fluss in Erfahrung bringen, aber er konnte es sich nicht erlauben, Louvain seine Unwissenheit zu zeigen. Er verabscheute es, dass er gezwungen war, einen Auftrag anzunehmen und bezüglich seiner Fähigkeiten Ausflüchte machen zu müssen, um ihn ausführen zu können.
    Â»Könnte jeder davon ausgehen, dass Sie mehrere Tage hier vor Anker liegen, bevor Ihre Ladung gelöscht werden kann?«, fragte er.
    Â»Ja. Das ist der einzige Grund, mit dem ich meine Abnehmer vertrösten kann«, antwortete Louvain. »Also haben Sie höchstens acht oder neun Tage, um mein Elfenbein zu finden, ob Sie den Dieb fangen oder nicht. Seine Schuld können wir später beweisen.«
    Monk zog die Augenbrauen hoch. »Aber es war Mord? Hodge gehörte doch zu Ihren Leuten?«
    Louvains Gesichtszüge verhärteten sich, seine Augen waren kalt und leer wie der Winterhimmel. »Wie ich mit meinen Männern umgehe, muss nicht Ihre Sorge sein, Monk. Sie täten gut daran, das nicht zu vergessen. Ich bezahle Sie mehr als
anständig, und ich erwarte, dass die Sache auf meine Weise erledigt wird. Wenn Sie den Mann erwischen, der Hodge umgebracht hat, umso besser, aber ich sorge mich darum, die Lebenden zu füttern, nicht Rache für die Toten zu nehmen. Sie können mit Ihren Beweisen zur Wasserpolizei gehen, und die werden denjenigen hängen, der verantwortlich ist. Ich nehme doch an, dass es das ist, was Sie wollen?«
    Eine heftige Antwort lag Monk auf der Zunge, aber er verkniff sie sich und nickte. »Wo ist Hodges Leiche jetzt?«, fragte er stattdessen.
    Â»Im Leichenschauhaus«, antwortete Louvain. »Ich habe Vorkehrungen für seine Beerdigung getroffen. Er ist in meinen Diensten gestorben.« Sein Mund bildete eine dünne Linie, als würde ihm die Tatsache Schmerz bereiten, aber es lag auch ein harter, zorniger Ausdruck darin. Für Monk war dies der erste sympathische Zug, den er an Louvain entdeckte. Er musste nicht länger fürchten, dass Hodges Mörder für seine Tat nicht zur Verantwortung gezogen werden würde. Es mochte nach Flussrecht geschehen, sodass Monks Verantwortung, dafür zu sorgen, dass er den richtigen Mann fand, noch größer war, aber das hätte er erwarten müssen. Er hatte es mit Seeleuten zu tun, hier musste ein Urteil beim ersten Mal das Richtige sein, denn es gab weder Gnade noch Berufung.
    Â»Ich muss ihn mir ansehen«, sagte Monk. Er ließ es mehr wie einen Befehl klingen und nicht wie einen Vorschlag. Einen Mann, den er dominieren konnte, würde Louvain nicht respektieren, und Monk konnte sich seine Verachtung ebenso wenig leisten wie sein Magen.
    Wortlos nahm Louvain ihm die Laterne ab und wandte sich ab, um erneut den Niedergang hochzusteigen, durch die Luke und hinaus aufs Deck. Monk folgte ihm. Oben an Deck blies der Wind mit der hereinkommenden Flut scharf wie eine geschliffene Messerklinge. Durch den schweren grauen Himmel entstand der Eindruck, es sei bereits Abend, und in der Luft lag der Geruch nach Regen. Das Kielwasser einiger vorbeifahrender
Barkassen ließ das Schiff am Anker zerren und das Boot, das ein Stück abseits auf sie wartete, schaukeln.
    Newbolt wartete auf sie. Die Arme über seinem breiten,
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