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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse
Autoren: Anne Perry
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an. »Es tut mir sehr Leid um Ihren Verlust, Mrs. Hodge. Ich bin William Monk. Mr. Louvain hat mich beauftragt herauszufinden, wer Ihren Mann umgebracht hat, und dafür zu sorgen, dass er dafür zur Rechenschaft gezogen wird.«
    Sie blickte ihn mit stumpfen Augen an. »Vielleicht«, antwortete sie. »Für mich und meine Kinder spielt das kaum noch eine Rolle. Hilft uns weder, die Miete zu zahlen, noch, etwas zu essen zu kaufen. Ich nehme an, er sollte trotzdem baumeln.« Sie wandte sich wieder der reglosen Gestalt auf dem Tisch zu. »Dummer Kerl!«, rief sie plötzlich wütend. »Aber er war nicht schlecht. Hat mir das letzte Mal aus Afrika ein Stück Holz mitgebracht, wie ein Tier geschnitzt. Hübsch. Ich hab’s bislang
noch nicht verscherbelt. Jetzt muss ich’s wohl tun.« Sie blickte auf den Leichnam. »Du dummer Kerl!«, wiederholte sie hilflos.
    Monks Zorn auf den Dieb war keine Sache des Gesetzes mehr, irgendeinem unbeseelten Gefühl für Gerechtigkeit entsprungen, er schlug plötzlich in einen sehr persönlichen Hass um. Hodge konnte nichts mehr passieren, anders als dieser Frau und ihren Kindern. Aber er konnte nichts Nützliches sagen, nichts, was jetzt helfen würde, und er konnte ihr auch in ihrer Armut nicht beistehen.
    Stattdessen betrachtete er den toten Mann. Er hatte dickes Haar und ruhte mit dem Hinterkopf auf dem Tisch. Monk hob den Kopf des Toten leicht an und tastete nach der Verletzung. Auf dem obersten Tritt des Niedergangs von der Luke runter hatte er kein Blut gesehen, und auch nicht auf Deck. Schädelverletzungen bluteten.
    Monks Finger ertasteten die weiche, gebrochene Schädeldecke unter dem Haar. Es war ein extrem harter Schlag gewesen. Man hatte etwas Schweres und Breites benutzt, und entweder war der Täter ziemlich groß gewesen oder hatte etwas oberhalb von Hodge gestanden. Monk blickte den Leichenschauhauswärter an. »Sie haben ihn sauber gemacht? Das Blut abgewaschen?«
    Â»Ein wenig«, antwortete der Mann von der Tür aus. »War nicht viel. Hab ihn nur präsentabel gemacht.« Seine Miene verriet nicht, ob er wusste, dass der Mann das Opfer eines Mordes oder eines Unfalls war. Unfälle gab es auf Schiffen sicher öfter, besonders auf den Docks, wo schwere Lasten bewegt wurden und sich manchmal lösten.
    Â»Nicht viel Blut?«, fragte Monk.
    Â»Er trug einen Wollhut«, erklärte Louvain. »Ich fürchte, der ging unterwegs verloren, als wir ihn hierher brachten. Ich kann ihn beschreiben, wenn Sie das wichtig finden.«
    Â»Auf Deck war kein Blut«, führte Monk aus. »Und da, wo er gefunden wurde, nur sehr wenig. Es könnte hilfreich sein, aber vielleicht ist es auch nicht wichtig. Ich habe alles gesehen, was
ich sehen muss.« Er dankte Mrs. Hodge noch einmal und ging dann vor Louvain hinaus in den vorderen Raum. »Ich möchte die Zeugenaussage des Aufsehers schriftlich und Ihre auch.«
    Ein kurzes Lächeln huschte über Louvains Gesicht, eine versteckte, innere Belustigung, die er für sich behielt. »Ich habe es nicht vergessen. Sie bekommen Ihr Papier. Dawson!«, rief er den Bediensteten. »Mr. Monk möchte unsere Aussage über Hodges Tod schriftlich für seine Arbeit. Wären Sie bitte so freundlich?«
    Dawson sah ein wenig verdutzt aus, aber er holte Papier, Feder und Tinte herbei. Er und Louvain schrieben ihre Aussagen nieder, unterzeichneten sie und bezeugten sie wechselseitig. Monk steckte die Papiere in die Tasche.
    Â»Hat es Ihnen weitergeholfen?«, fragte Louvain, als sie wieder auf der Straße standen. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, auch der Wind, sodass der Nebel vom Wasser herübertreiben, die Laternen einhüllen und die Dächer einiger Gebäude in der Nähe verbergen konnte.
    Monk wusste nun sicher, dass irgendjemand log. Hodge war nicht auf Deck niedergeschlagen und dann von einem einzelnen Dieb nach unten geschafft worden. Auf den Planken des Decks waren keinerlei Spuren von Blut. Entweder war Hodge nicht dort gestorben, oder es gab mehr als zwei Diebe, einen im Boot und zwei an Deck, aber vermutlich war einer aus der Mannschaft darin verwickelt. Monk beschloss, Louvain seine Überlegungen nicht anzuvertrauen. »Es zeigt verschiedene Möglichkeiten«, antwortete er. »Morgen früh fange ich noch einmal an.«
    Â»Erstatten Sie mir in zwei Tagen Bericht, egal, was Sie bis dahin haben«,
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