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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse
Autoren: Anne Perry
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Margaret verschont geblieben.
Es hätte halb London treffen können – halb Europa. Louvain hatte darauf gesetzt, dass Hester bereit sein würde, ihr Leben zu opfern, um das zu verhindern.
    Monk landete in dem Boot. »Bringen Sie mich an Land!«, befahl er. »Sofort!«
    Der Ruderer warf einen einzigen Blick in sein Gesicht und gehorchte, tauchte die Ruderblätter mit aller Kraft ins Wasser.
    Sobald sie am Ufer angekommen waren, dankte Monk ihm und verließ das Boot, wobei er auf den nassen Steinen ausrutschte. Er hielt sich an der Mauer fest und stieg, so schnell er konnte, hinauf. Oben wandte er sich direkt in Richtung von Louvains Büro, ohne noch einen Blick nach hinten zu werfen und zu schauen, wie das Boot sich auf den Rückweg machte.
    Â»Sie können da nicht rein, Sir, Mr. Louvain ist beschäftigt!«, rief der Sekretär, als Monk an ihm vorbeistürmte und gegen einen zweiten Sekretär prallte, der eben mit einem Stapel Kassenbücher um die Ecke kam. Fast hätte er den Mann zu Boden gerannt. Er entschuldigte sich, ohne stehen zu bleiben.
    Vor Louvains Bürotür hob er die Hand, um zu klopfen, doch dann riss er die Tür einfach auf.
    Louvain saß an seinem Tisch, einen Stapel Papier vor sich, eine Feder in der Hand. Er schaute auf, weil er gestört wurde, wirkte aber nicht alarmiert. Bei Monks Anblick verdüsterte sich seine Miene.
    Â»Was wollen Sie?«, sagte er unwisch. »Ich bin beschäftigt. Ihr Dieb ist davongekommen. Reicht Ihnen das noch nicht?«
    Monk hatte erhebliche Mühe, die Beherrschung nicht zu verlieren und zu verhindern, dass seine Stimme zitterte. Mit Verwunderung erkannte er, dass er Louvain in gewisser Weise respektiert, ja sogar gemocht hatte. Das war der Mann, der sich von der Schönheit großartiger Landschaften irgendwo in der Welt in den Bann ziehen ließ, der sich danach gesehnt hatte, in den großen, umwerfend schönen Klippern über den Horizont hinauszusegeln, ein Mann, dem er fast vertraut hatte.
    Â»Hat jemand Ihnen Mitteilung gemacht, dass Ihre Schwester
gestorben ist?«, fragte er stattdessen. Er war sich nicht einmal sicher, warum er es sagte.
    Louvains Züge verhärteten sich. Seinen Schmerz konnte er nicht verbergen. »Sie war sehr krank«, sagte er leise.
    Â»Nicht Charity …« Monk sah Louvains Augen größer werden. Indem er ihren Namen aussprach, gab er Louvain zu erkennen, dass er über alles Bescheid wusste. Doch er führte ihn zu dem weit tieferen Schmerz. »Ich habe Mercy gemeint. Dass Charity sterben würde, wussten Sie, als Sie sie in die Portpool Lane brachten, und es war Ihnen egal. Acht Frauen sind gestorben, und es wären noch viel mehr Menschen gestorben, wären Hester und die anderen nicht bereit gewesen, ihr eigenes Leben dafür einzusetzen, die Krankheit zu besiegen.«
    Louvain starrte ihn mit großen Augen an, die Hände auf der Tischplatte waren zu Fäusten geballt. »Sie reden, als wäre es vorbei?«, sagte er heiser.
    Â»In der Portpool Lane ist es das auch.«
    Louvain lehnte sich zurück und atmete langsam aus. »Dann ist es überall vorbei.« Sein Körper entspannte sich. Er lächelte fast. »Es ist zu Ende!«
    Â»Und was ist mit der Mannschaft der ›Maude Idris‹? McKeever ist daran gestorben, und Hodge auch. Was ist mit dem Rest?« Monk beobachtete Louvain aufmerksam.
    Â»Wenn sie’s bis jetzt nicht haben, kriegen sie’s auch nicht mehr«, antwortete er, und seine Miene verriet einen winzigen Funken Mitleid.
    Â»Davon sollten wir uns persönlich überzeugen«, schlug Monk vor und richtete sich auf. Seine Hände schwitzten, und sein Atem ging unregelmäßig.
    Â»Ich bin beschäftigt«, antwortete Louvain. Er suchte Monks Blick, und sie sahen einander in dem stillen Zimmer an. Monk dachte an Mercy, an Margaret Ballinger, an Bessie und an die anderen Frauen, deren Namen er nicht kannte, aber hauptsächlich an Hester und daran, was für eine Hölle das Leben ohne sie für ihn wäre.

    Louvain spürte die Veränderung der Atmosphäre zwischen ihnen. Er richtete sich auf. Der Augenblick der Verständigung war verstrichen. Sie waren wieder Gegner. »Ich bin beschäftigt«, wiederholte er.
    Monk wollte lächeln, aber sein Gesicht war wie eingefroren. »Sie kommen jetzt mit mir, um nach ihnen zu sehen«, sagte er. »Sonst erzähle ich
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