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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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denen, die hier das Regiment führen.“
    „Ist er Bürgermeister? Abgeordneter?“
    „Nichts von allem. Nur Industrieller — aber er hat mehr politischen Einfluß als irgend jemand sonst. Er regiert die Stadt mit seinem Geld, weißt du?“
    „Das gilt auch für die drei anderen großen Familien?“
    „Ja, das sind die Cahbots, die Harveys und die Lurreys.“
    „Du mußt dir manchmal allerhand sagen lassen, was?“
    „Davon hast du ja eben eine Kostprobe bekommen. Augenblick, mein Junge, ich will nur Bulwer bitten, alles sofort in die Wege zu leiten —.“
    Er ging hinaus und kam nach wenigen Minuten wieder zurück. „Der arme Jack!“ sagte er. „Er ist genauso fertig wie ich. Das ist der Jammer: wir sind gar nicht mehr voll einsatzfähig. Unsere Nerven und unsere Konzentrationsfähigkeit laufen nur noch auf halber Kraft. Und jetzt die Geschichte mit Leslie Carson! Das Verbrechen wächst uns über den Kopf. Ich bin so froh, daß du gekommen bist, um uns zu helfen.“
    „Hoffentlich versprichst du dir davon nicht zu viel“, dämpfte ich seine Erwartung. „Ich bin nur ein Amateur, nichts weiter.“
    „Ein berühmter Amateur.“
    „Die Presse hat uns einige Male in den Blickpunkt gerückt, weil wir eine gute Story wert waren. Das ist alles.“
    „Ihr habt fabelhafte Arbeit geleistet.“
    „Wir hatten gelegentlich Glück; aber wir haben keinen Vertrag mit dem Schicksal, der uns dieses Glück in alle Zukunft garantiert.“
    Bill grinste. „Schon gut. Ich kenne dich doch, Mark. Du läßt nicht eher locker, bist du es geschafft hast — bis du zum Erfolg gekommen bist!“
    „Du meinst, ich sei ein Dickschädel?“
    Bill lachte. „Das gerade nicht. Aber du bist verdammt zäh, wenn es darum geht, am Feind zu bleiben.“
    „Erst müssen wir ihn finden.“
    „Kommst du mit zu Mrs. Carson?“
    „Nein, jetzt nicht. Ich gehe ins Hotel, um mich frisch zu machen. Dann studiere ich die Akten und Protokolle.“
    „Du hast recht. Es wird am besten sein, du machst dich erst einmal gründlich mit den Fällen vertraut. Wo wirst du wohnen?“
    „Deine Braut hat mir das ,Jeremy‘ empfohlen.“ Er blickte mich an. „Du hast Kitty kennengelernt?“
    „Ich weiß nicht, wie sie heißt. Das Mädchen hat mich mit dem Taxi nach hier gebracht.“
    Bill steckte sich eine Zigarette an. „Kitty ist im Moment nicht gut auf mich zu sprechen.“
    „Das mit Kitty wird sich wieder einrenken“, sagte ich und stand auf. „Sie ist noch ziemlich jung.“
    Bill nickte. „Sie ist in vielerlei Hinsicht ein sehr merkwürdiges Mädchen. Ich möchte sie gern heiraten, obwohl ich mir über die damit verbundenen Schwierigkeiten im klaren bin.“
    „Schwierigkeiten ?“
    Er blickte mich an. „Ja“, sagte er. „Kittys Vater ist nämlich ein Mörder.“
    Ich pfiff durch die Zähne. „Er hat gesessen?“
    „Fünfzehn Jahre, wegen Totschlag.“
    „Weiß man in Drumola, daß du mit Kitty verlobt bist?“
    „Offiziell hat es nie eine Verlobung gegeben — wegen der Leute“, sagte er.
    „Du glaubst, ein Sheriff kann es sich nicht leisten, die Tochter eines Mörders zu heiraten?“
    Er zuckte die Schultern. „Du weißt, wie die Leute sind.“
    „Wie sind' sie denn?“
    „Engstirnig und borniert. Sie geben sich liberal, aber in Wahrheit sind sie eingezwängt in ein Korsett alter Vorurteile.“
    „So ist es überall.“
    „Hier ist es besonders schlimm“, meinte er. „Die Leute wissen natürlich, daß ich mit Kitty eng befreundet bin, und daß ich, wie man so schön sagt, mit ihr ,verkehre. Ob sie es billigen, kann ich nicht feststellen. Irgendeinen Vorwurf hat man nie laut werden lassen. Kitty ist soviel ich weiß, recht behebt. Man bemüht sich aufrichtig darum, ihr das Verbrechen des Vaters nicht anzukreiden. Aber gerade dieses Bemühen schafft so oft Situationen, die für Kitty sehr peinlich sind. Du wirst dir das leicht vorstellen können.“ Ich sagte „Genau“ und er fuhr nach kurzer Pause fort:
    „Die Freundschaft mit Kitty wird also akzeptiert. Aber über eine Heirat wird man wohl weniger aufgeschlossen urteilen. Schließlich bin ich Sheriff! “
    „Wie willst du das Problem lösen?“
    „Ich habe nicht vor, auf Kitty zu verzichten. Wenn man mich nicht wieder wählt, soll es mir nur recht sein. In deren Augen habe ich einfach versagt.“
    „Das bügeln wir wieder aus.“
    „Ich fürchte, das werde ich nicht mehr schaffen. Wenn du zum Erfolg kommen solltest, wird' man mir zwar zugestehen, daß ich den richtigen
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