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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei
Autoren: Alfred Leman
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indiziert der Monitor die Kollision der Sonde? Einen Zusammenstoß, der sie zerstört, der ihren Sender zerstört?«
      »Die Nullinie erlischt.«
      »Weiter nichts?«
      »Nein. Es ist nichts anderes zu erwarten.«
      »Die Nullinie erlosch gleichzeitig mit dem letzten Signal?«
      Der Mann zögerte. »Ja«, sagte er. »Nein… Zuerst war der gesamte Schirm weiß. Dann konnte man einzelne Signale erkennen, darunter die Nullinie. Dann wurden die Zacken dünner. Verzeihung, die Anzahl der Signale verringerte sich, aber es waren noch sehr viele da. Und dann erst erlosch die Nullinie. Das Ganze dauerte drei oder vier Sekunden.«
      »Vier Sekunden«, wiederholte Jermakow. Er sprach die Worte so aus, als erfülle ihn diese Zeitdauer mit Unbehagen. »Es handelt sich um Ihre persönliche Meinung?« fragte er.
      »Es ist die Meinung des Bootskommandanten.«
      »Und Ihre?«
      »Ich habe das alles selbst so gesehen.«
      »Danke«, sagte der Leutnant. Einige Augenblicke stand er wie leblos da. Dann stopfte er mit sparsamen Bewegungen all die Kanäle, durch die diese unsinnige Flut der Nachrichten in den Raum sprudelte. Er duldete nur Chronometer und Hologramm. In der beruhigten Atmosphäre gewannen geringfügige Umstände an Gewicht. Jermakow erinnerte sich nicht, gehört zu haben, daß der Mann gegangen war. »Nun, Murphy?« fragte er mit überraschender Wärme und wandte sich jetzt erst dem Mann zu, um ihm ins Gesicht zu sehen.
      »Admiral Stratlater ist nicht mehr an Bord, Leutnant.« Der Bootsmann stand noch immer in gestraffter Haltung vor dem Schott. »Er legte von unserem Boot ab. Vor etwa einer Stunde. Allein, in einer S vier.«
      »Ich weiß«, sagte Jermakow. »Danke, Bootsmann Murphy.«
      Als der Mann gegangen war, beorderte Jermakow Assistent-Leutnant Bahr zu sich in den Leitstand. Bahr fungierte als Zweiter Annihilationsoffizier und erschien so schnell wie ein Geist. Der Assistent-Leutnant bewegte sich etwas schlaksig. Zwischen hellen, lose fliegenden Haarsträhnen spähten überaus wachsame Augen hervor, ihr Blick richtete sich auf die Augen Jermakows, die jetzt zwischen dem Chronometer und dem holographischen Raum hin- und herzuckten.
      Jermakow nickte dem Mann nur zu. Bahr verstand sofort und griff in die Tastatur. Büschel grüner, nadeldünner Linien schossen in die Leere des Hologramms und formierten sich zu einem Gitter. Die Perspektive verlieh der fingierten Endlosigkeit zupackende Realität. Schwärze zersplitterte zu Kuben mit sinnlich erfaßbaren Grenzen, aber die Anzahl der Kuben war ungeheuer. Die Kabine schien zusammenzuschnurren, ihr Volumen verflüchtigte sich. Die Männer taumelten und griffen nach einem Halt.
      Jermakow erspähte einen Fetzen leuchtenden Nebels im Raum. Der Umstand war mächtig genug, ihn augenblicklich auf seinen Posten zu fixieren. Das Wölkchen ballte sich zu einer winzigen Sonne, zu einem fernen, funkelnden Punkt. Die Finger des Leutnants zuckten. Der Funke durchwanderte einige der holographischen Kuben auf krummer Bahn. »Also los«, sagte Jermakow. Seine Hände flatterten wie Vögel über das Manual. Aber dann erstarrten sie mitten im Flug. Ein Finger blieb über einer der vielen Tasten in der Schwebe.
      Jermakow wußte um die Vorgänge in verplombten Tiefen des Bootes, die dieser simple Fingerdruck auslösen würde. Er wußte um die Unumkehrbarkeit des Prozesses und um die Brutalität der Materie, mit der die Maschinerie nun umging: des gefrosteten Antiheliums. Geringe Bruchstücke eines Gramms nach vollzogener Dosierung. Mögliche Ursache für Fetzen verdampfenden Stahls, die davonstieben würden vom Boot, für Löcher in diesem Boot, größer als Scheunentore. Die Lippen des Leutnants waren trocken und ein wenig geöffnet, die Augen blickten ausdruckslos, als spüre der Mann gewissen Empfindungen nach, die seine Haut von innen überliefen.
      Endlich stieß der Finger auf die Taste nieder. Jermakow hielt den Atem an. Zwanzig, fünfundzwanzig Sekunden. Dann erlosch der Funke. Weiter geschah nichts.
      Der Leutnant ließ die angestaute Luft aus den Lungen entweichen. Die Männer tauschten einen Blick. Bahr lachte, ein wenig zu laut.
      Gleich darauf wurden weitere Signale sichtbar. Jermakows Finger huschten über das Pult. Auch diese Funken erloschen.
      Die Dinge entwickelten sich sehr rasch. Das Boot stieß mitten in den Meteoritenschwarm. Die holographische Projektion hellte bald als Ganzes auf. Wolken elektronischen
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