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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Autoren: Deon Meyer
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Eingebung und griff nach dem Funkgerät. »Lucien, sind die Gatter normalerweise geschlossen?«
    »Ja, sind sie, das ist eine Privatstraße mit eingeschränkter Zufahrt, die Gatter sind immer geschlossen.«
    Nicht heute Abend. Was bedeutete, dass die Leute im Hummer sie geöffnet, aber keine Zeit damit verschwendet hatten, sie wieder
     zu schließen. Sie hatten es eilig. Und sie hinterließen Wegzeichen.
    »Danke«, sagte ich ins Funkgerät. Mein Herz schlug schneller und ich trat das Gaspedal durch. Ich konnte sie einholen. Ich
     würde sie kriegen.
     
    Das erste Anzeichen dafür, dass sich der Abstand zwischen mir und dem Hummer verringerte, war Staub – zunächst fast unsichtbare,
     feine Schleier, wie geisterhafter Nebel hier und da. Dann wurden die Wolken dichter, so dass ich mir |22| ganz sicher sein konnte und noch schneller fuhr, trotz der kurvigen, schmalen Farmstraße, der unebenen Fahrbahn.
    Plötzlich: Bremsleuchten in der Nacht. Nur ein kurzes Aufblinken, so dass ich mir nicht sicher war, ob ich richtig gesehen
     hatte.
    Ich trat das Gaspedal noch weiter durch, das Jagdfieber hatte mich gepackt.
    Da! Schon wieder, für ein, zwei Sekunden! Ich bremste, hielt an, schaltete Scheinwerfer und Motor aus und ließ das Fenster
     herunter. Ich starrte in die Dunkelheit, steckte meinen Kopf hinaus, um zu lauschen.
    Das rettete mir das Leben.
    Die Kugel schlug in die Rückwand der Fahrerkabine ein. Ein Stern in der Windschutzscheibe, wo eben noch mein Kopf gewesen
     war. Dann krachte der Schuss durch die Nacht. Ich duckte mich, griff nach dem Gewehr, wollte die Tür aufreißen, dachte gerade
     noch rechtzeitig an die Innenbeleuchtung. Ich langte nach oben, schaltete das Licht aus, stieß die Tür auf, sprang hinaus,
     rannte ein paar Schritte und ließ mich fallen.
    Mein neuer Bakkie hatte ein Loch. Ich stieß einen lauten Fluch aus.
    Der Kerl aus dem Hummer schoss wieder. Die Kugel prallte an einem Stein neben mir ab und verschwand pfeifend in der Nacht.
    Er konnte mich trotz der Dunkelheit sehen, er hatte ein Infrarot-Zielfernrohr oder ein Nachtsichtgerät. Ich musste Deckung
     suchen. Ich sprang auf und rannte im Zickzack los. Nach dem hellen Scheinwerferlicht des Pick-ups mussten sich meine Augen
     erst an die Dunkelheit gewöhnen. Ich |23| sah den schwarzen Schatten eines Steinhaufens, hörte noch einen Schuss krachen und hechtete hinter die Felsen. Mein keuchender
     Atem war das einzige Geräusch in der vollkommenen Stille der Karoo. Doch ich hatte den dünnen Blitz seines Mündungsfeuers
     gesehen, rechts von der Straße, ungefähr zweihundert Meter entfernt.
    Sie konnten mich hier festnageln.
    Eine Stimme in der Ferne, ein lauter Befehl.
    Meine einzige Chance bestand darin, in ständiger Bewegung zu bleiben. Ich sprang auf, rannte los, schlug Haken, suchte die
     dunklen Schatten, in denen ich einen Augenblick innehielt, sprang wieder auf, den ganzen Körper angespannt, gestählt. Ich
     zwar zwanzig Meter weit gekommen, ehe mir bewusst wurde, dass er nicht mehr auf mich schoss. Wollte er mich zermürben?
    Meine Augen hatten sich inzwischen etwas besser den Sichtverhältnissen angepasst. Ich sah eine Senke rechts von mir, einen
     kleinen Flusslauf, Dornenbüsche. Ich wandte mich dorthin, rannte zwischen den Zweigen hindurch, kam schneller voran. Er schoss
     immer noch nicht. Hatte er mich im Dunkeln verloren? Ich bemerkte einen Hügel links von mir, bog ab, rannte gebückt hinauf.
    Dann sah ich sie. Vielleicht 250 Meter entfernt. Der Hummer stand mitten auf der Straße, mit eingeschalteten Scheinwerfern.
     Eine dunkle Gestalt rannte mit dem Rücken zu mir zum Fahrzeug, ein großes Scharfschützengewehr über der Schulter. Ich ging
     in die Knie, entsicherte die .270er, sah durch das Zielfernrohr und führte ein paar schnelle Berechnungen durch – kein Wind,
     das Gelände fiel um zehn Meter in seine Richtung ab, die Entfernung betrug 200 |24| Meter. Ich zielte auf seinen Nacken und drückte ab. Ein Ruck durchfuhr ihn, er stürzte. Ich verlagerte das Fadenkreuz auf
     den Hummer. Das Vorderrad war am sichersten, ich konnte es mir nicht leisten, ein Risiko einzugehen.
    Plötzlich fuhren sie los. Ich schoss daneben, zielte weiterhin auf den Hummer, aber sie fuhren zu schnell. Die Wahrscheinlichkeit,
     Grethes Vater zu treffen, war zu groß.
    Ich sprang auf und rannte zu meinem Bakkie.
    Einer weniger. Noch zwei übrig.
     
    Als ich den Ford erreichte, hörte ich Lucien ängstlich rufen: »Lemmer, bist du da?
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