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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Autoren: Deon Meyer
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anfangen.
     Es bedeutete großen Druck und lange Arbeitszeiten und zu viele Leute, die sich einmischen würden. Jeder würde mal wieder seine
     eigene Haut zu retten versuchen. Er hatte es satt bis obenhin.
    »Das gibt Ärger«, sagte er leise zu Vusi.
    »Ich weiß.«
    »Es wäre besser, wenn die Kollegen da hinter der Mauer bleiben würden.«
    Ndabeni nickte, ging auf die Männer in Uniform zu und |280| bat sie, auf dem Umweg hinter der Kirche entlang den Friedhof zu verlassen. Sie reagierten nur widerstrebend, denn sie wollten
     unbedingt dabei bleiben. Endlich aber gingen sie.
    Vusi gesellte sich zu Griessel, Notizbuch und Stift in der Hand. »Alle Tore sind geschlossen. Auf der anderen Seite, beim
     Pfarrbüro, gibt es ein elektrisches Eingangstor, und dann noch das Haupteingangstor hier vor dem Gebäude. Sie muss über die
     Gartenmauer gesprungen sein, das war die einzige Möglichkeit, hier hereinzukommen.« Vusi sprach zu schnell. Er deutete mit
     dem Finger auf einen Farbigen, der jenseits der Mauer auf dem Bürgersteig stand. »Der alte Mann da … James Dylan Fredericks
     hat sie entdeckt. Er ist Day Manager bei Kauai Health Foods in der Kloofstraat. Er sagt, er sei mit dem
Golden-Arrow-Bus
von
Mitchells Plain
gekommen und dann am Bahnhof ausgestiegen. Als er hier vorbeigegangen sei, um fünf vor fünf, sei ihm die reglose Gestalt aufgefallen.
     Er sei über die Mauer geklettert, aber als er das viele Blut gesehen habe, sei er zurückgelaufen und habe beim Caledonplein-Bahnhof
     angerufen, weil er die Nummer der Wache dort für Notfälle im Geschäft gespeichert habe.«
    Griessel nickte. Er vermutete, dass Ndabeni seinetwegen so nervös war, als sei er hier, um ihn, den Schwarzen, zu beurteilen.
     Er würde das klarstellen müssen.
    »Ich werde Fredericks sagen, dass er gehen kann. Schließlich wissen wir ja, wo wir ihn erreichen können.«
    »Schon gut, Vusi. Du brauchst nicht … Ich weiß es zu schätzen, dass du mir die Einzelheiten mitteilst, aber will nicht, dass
     du denkst … weißt du …«
    |281| Ndabeni berührte Griessel am Arm, als wolle er ihn beruhigen. »Schon okay, Bennie. Ich will was lernen.«
    Vusi schwieg einen Augenblick. Dann fügte er hinzu: »Ich will das nicht vermasseln, Bennie. Ich war vier Jahre lang in
Kayelitsha
. Ich will nicht dahin zurück. Aber das hier ist meine erste … Weiße«, sagte er vorsichtig, um bloß nicht rassistisch zu klingen.
     »Das hier ist – eine andere Welt.«
    »Ja, das ist es.« Griessel war nicht gut in so etwas, ewig rang er um die richtigen, politisch korrekten Worte.
    Vusi half ihm aus der Verlegenheit: »Ich habe versucht zu ertasten, ob sie etwas in den Hosentaschen hat. Vielleicht einen
     Ausweis. Aber ich habe nichts gespürt. Wir warten jetzt nur noch auf den Rechtsmediziner.«
    In den Bäumen zwitscherte schrill ein Vogel. Zwei Tauben landeten in ihrer Nähe und begannen sofort zu picken. Griessel sah
     sich um. Auf dem Kirchengrundstück stand ein Auto, ein weißer Toyota-Minibus. Er war auf der Südseite geparkt, vor einer zwei
     Meter hohen Backsteinmauer. Auf der Seite stand in großen roten Buchstaben das Wort
Adventure.
    Ndabeni folgte seinem Blick. »Die parken vermutlich nur aus Sicherheitsgründen hier«, meinte er und deutete auf die hohen
     Mauern und die geschlossenen Tore. »Ich glaube, die haben eine Agentur in der Langstraat.«
    »Kann sein.« Die Langstraat war das Hauptquartier des Rucksacktourismus am Kap. Viele junge Leute, Studierende aus Europa,
     Australien und Amerika, die billige Unterkünfte und Abenteuer suchten, kamen hierher.
    Griessel hockte sich wieder neben die Leiche, aber so, dass ihr Gesicht von ihm abgewandt war, denn er wollte |282| weder die schreckliche Wunde noch ihre zarten Gesichtszüge sehen.
    Hoffentlich ist sie nicht auch noch Ausländerin, dachte er.
    Denn dann war wirklich der Teufel los.

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Informationen zum Buch
    Superintendent John October hat vor elf Jahren einen tödlichen Fehler begangen. Seitdem sitzt er abgeschoben im Archiv. Bis
     ein junges Mädchen auftaucht ... Sie behauptet, zu wissen, wer ein Ehepaar vor vielen Zeugen umgebracht hat, ohne selbst gesehen
     zu werden.
    Wie in seinen Romanen gelingt es Deon Meyer, auch mit seinen packenden »Storys« tiefe Einblicke in das moderne Südafrika zu
     gewähren.

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Informationen zum Autor
    DEON MEYER, Jahrgang 1958, Rugby-Fan und Mozart-Liebhaber, ist der erfolgreichste Krimiautor in Südafrika. Er begann als Journalist
    
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