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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
Autoren: Deon Meyer
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Geschichte sein, die typisch für die Kapregion war und mit der sich ein Großteil der Leser identifizieren konnte.
Es durften keine expliziten Sex- oder Gewaltszenen darin vorkommen.
     
    Das ließ mir mehr als genug Freiheit für die Gegebenheiten von
Auszeit
, und ich begann, systematisch den groben Verlauf der Geschichte zu entwerfen.
    Die Kernidee war, dass ich eine junge Frauenfigur schaffen wollte, die die Fähigkeit besaß, die Zeit anzuhalten – und dass
     ich diese Eigenschaft in einen Krimi verpacken wollte, um die Leser nicht zu sehr zu befremden.
    Der nächste Schritt bestand darin, die Geschichte in eine Umgebung einzubetten, in der Zeit eine große Rolle spielt, rein
     wegen der Dramatik und des Spannungseffekts. Ein gutgehendes Restaurant war eine der Möglichkeiten, vor allem im Hinblick
     auf einen potentiellen Schluss. Daraus entstanden Johnnie (der Ermittler) und Pearlie (die Restaurantbesitzerin) October.
     Alles Übrige ergab sich als logische Folge daraus.
    |262| Es gab mehrere Elemente, die die Arbeit an
Auszeit
zu einer interessanten Erfahrung machten. Erstens die Struktur:
    Ich glaube, dass Struktur in dem von mir gewählten Genre von essentieller Bedeutung ist. Sie bildet das Rückgrat einer Geschichte
     und die Richtschnur für den Spannungsbogen. Wenn es einem gelingt, jeden Teil der Struktur befriedigend einzusetzen, stehen
     die Chancen für ein Gelingen der Geschichte gut.
    Aus welchen Teilen besteht die Struktur? Ich persönlich schätze die Abhandlung »Technik des Dramas« des deutschen Romanciers
     und Theoretikers Gustav Freytag (1816–1895) über die fünf grundlegenden Elemente: Exposition, erregendes Moment, Höhepunkt
     mit Peripetie, retardierendes Moment und Lösung beziehungsweise Katastrophe (aber angehende Krimiautoren können sich ruhig
     auch an die Grundsätze des Aristoteles halten).
    Die Struktur von Ermittler- und Kriminalromanen unterscheidet sich von der anderer Genres vor allem durch die Länge der von
     Freytag aufgeführten Teile. Beispielsweise ist die Exposition für gewöhnlich kurz, die Phase des erregenden Moments beginnt
     früh und bildet den Kern der Geschichte, und der Höhepunkt liegt kurz vor dem Ende. Dies bedeutet natürlich, dass das retardierende
     Moment recht kurz ausfällt und die Lösung oft direkt nach dem Höhepunkt folgt. Die Amerikaner fassen dies zu dem Slogan zusammen:
Go in late and come out early.
Der Autor muss so schnell wie möglich die Geschichte in Schwung bringen und schon kurz nach der Lösung das Ende folgen lassen.
    |263| (Übrigens gibt es höchst erfolgreiche Romane in den genannten Genres, die stark von der obengenannten traditionellen Struktur
     abweichen. Mit anderen Worten: Es handelt sich nicht um ein ehernes Gesetz, sondern eher um eine Richtlinie.)
    Die Herausforderung einer wöchentlichen Fortsetzungsgeschichte wie
Auszeit
besteht darin, nicht nur der Story als Ganzes eine Struktur zu verleihen, sondern die Leser zu fesseln, indem man jedes Kapitel
     wie eine kleine, in sich geschlossene Geschichte aufbaut. Der Autor muss versuchen, jedes Mal wieder eine kleine Klimax zu
     liefern, aber keine darf bedeutender sein als die Klimax der Gesamthandlung. Die zweite große Herausforderung war natürlich,
     sich in jedem Kapitel auf 2000 Wörter zu beschränken. Manchmal passte es gut, dann wieder musste ich schneiden, messen und
     anpassen, um die Voraussetzung zu erfüllen.
    Drittens bot mir
Auszeit
das besondere Vergnügen, direkte Rückmeldungen der Zeitungsleser zu erhalten. Nach jeder Folge sandten sie per SMS Kommentare
     ein, und als Autor war es etwas Außergewöhnliches für mich, auf diese Weise Kommentare zu meiner Arbeit zu hören.
    Eine vierte angenehme Seite war es, bei meinen Recherchen auf den Geschmack der malaiischen Küche zu kommen und sie näher
     kennenzulernen. Nicht zuletzt dieser Aspekt weckte beachtliches Interesse bei den Lesern von
Die Burger,
und zwar in dem Maße, dass zur gleichen Zeit, wie die Geschichten erschienen, sogar ein fiktives Interview mit »Pearlie« veröffentlicht
     wurde, das in diesem Band am Ende der Geschichte steht.

|264| Glossar mit Erklärungen der afrikaanssprachigen Wörter und anderer Begriffe
    Afrikaner
– weiße, afrikaanssprachige Südafrikaner
    Antie
/
Auntie
– Tantchen, aber auch: höfliche, respektvolle oder liebevolle Anrede für ältere Frau
    Bakkie
– Pick-up, Transporter mit offener Ladefläche
    Blatjang
– Soße, meist scharf,
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