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Schwarz auf Rot

Schwarz auf Rot

Titel: Schwarz auf Rot
Autoren: Qiu Xiaolong
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gibt es Menschen, die diese Schatten nicht loswerden. Hong gehört dazu, und vie l leicht auch Bao.«
    »Yang hat ein Romanmanuskript hinterlassen, nicht wahr?«
    »Ja. Es ist englisch geschrieben. Oberinspektor Chen sagt, es sei ein Roman in der Art von Doktor Schiwago und handelt von einem Intellektuellen während der Ära Mao. Aber die Staatssicherheit hat es sofort beschla g nahmt.«
    »Ihr hättet eine Kopie machen können.«
    »Dazu blieb uns keine Zeit. Kaum hatten wir das Pr ä sidium betreten, tauchte die Staatssicherheit auf. Offe n bar wußte sie bereits davon. Und natürlich hat Parteisekr e tär Li sich hinter sie gestellt. Chen hat nur ein paar Se i ten überflogen, während er unten im Restaurant saß …«
    »Wie bitte?«
    »Er bestand darauf, daß ich Bao allein verhöre, schließlich war es mein Fall, und er ist in das kleine R e staurant im Parterre gegangen und hat gelesen. Er kam erst zurück, als das Verhör beendet war. Es wäre mö g lich, daß er ohne mein Wissen eine Kopie gemacht hat.«
    »Hat er noch etwas über das Manuskript gesagt?«
    »Nein, kein Wort.«
    »Dann wird er seine Gründe haben. Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn du ihn darauf ansprichst«, sagte Peiqin nachdenklich. »Chen ist schlau. Womöglich hat er etwas Riskantes vor.«
    »Und du meinst, er möchte mich da nicht mit hinei n ziehen – zumal wenn die Staatssicherheit im Hintergrund lauert?«
    »Möglich. Das kann man nicht wissen«, sagte sie und wechselte dann unvermittelt das Thema. »Wir werden heute abend f ürstlich speisen!« Inzwischen war sie damit beschäftigt, die Krabben für die Tofu-Füllung zu hacken.
    »Du brauchst wirklich nicht so viele Gerichte zu m a chen. Wir haben doch keine Gäste.«
    »Du hast dem Präsidium bewiesen, was für ein fähiger Polizist du bist. Das ist Anlaß genug zum Feiern.«
    »Mal ganz ehrlich, Peiqin. An jenem Morgen im Alten Halbplatz war ich drauf und dran zu kündigen«, sagte Yu. »All die Jahre habe ich so wenig zu unserem Ei n kommen beigetragen. Und du hast hart gearbeitet, im Restaurant und hier zu Hause. Ich dachte, ich könnte meine Familie besser unterstützen, wenn ich ein kleines Geschäft hätte, so wie Geng oder wie Li Dong.«
    »Ach was, mein Lieber. Du bist ein großartiger Pol i zist, und ich bin stolz auf dich«, erwiderte Peiqin. »Geld ist nicht zu verachten, aber es ist nicht alles. Wie kon n test du auf so eine Idee verfallen?«
    »Danke«, sagte er nur und verkniff sich, sie daran zu erinnern, daß der Vorschlag von ihr gekommen war.
    »Jetzt muß ich die Rippchen braten, da spritzt das Öl . Du gehst besser wieder in den Hof. Ich ruf dich, wenn das Essen fertig ist.«
    An der Tür wartete eine weitere Überraschung auf Yu. Es war Cai, der Grillenkämpfer, der durch Yus Interve n tion wieder auf freiem Fuß war. Er stand, eine Flasche Maotai in der einen und eine riesige, lebende Weic h schildkröte in der anderen Hand, da. Als er hörte, daß Qinqin für eine Prüfung lernen mußte, bestand er darauf, Yu in den Hof zu begleiten. »Ihr Sohn muß seine Aufg a ben machen, das ist ganz richtig so. Es ist das Allerwic h tigste unter der Sonne. Wenn ich eine gute Ausbildung gehabt hätte, wäre es mit meinen Geschäften nicht ber g ab gegangen. Unterhalten wir uns doch draußen weiter.« Cai ließ die Geschenke bei Peiqin, bevor er in einer G e ste tiefer Dankbarkeit seine Hände übereinanderlegte. »Genosse Hauptwachtmeister Yu, ich danke Ihnen.«
    »Ich habe nur meine Arbeit als Polizist getan. Sie brauchen mir deswegen nicht zu danken und schon gar nicht Geschenke zu bringen.«
    »Angesichts eines so großen Gefallens ist mein Dank nahezu bedeutungslos«, sagte Cai aufrichtig. »Solange der blaue Berg und der grüne Fluß bestehen, stehe ich in Ihrer Schuld.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrem Triaden-Jargon. Ich bin der zuständige Beamte für den Fall Yin, und da Sie mit dem Mord an ihr nichts zu tun haben, sah ich keinen Grund, warum Sie in Haft bleiben sollten.«
    »Wenn es mehr Polizisten von Ihrer Sorte und weniger Alte Liangs gäbe, würden wir in einer besseren Welt l e ben.«
    »Jetzt, wo Sie wieder draußen sind, sollten Sie etwas Sinnvolles mit Ihrem Leben anfangen, Cai. Sie können nicht ewig nur Grillen für sich kämpfen lassen. Sie mü s sen auch an Ihre Familie denken. Ihre Frau Xiuzhen hat immer Ihre Unschuld beteuert.«
    »Ich werde mich so grundlegend ändern, als hätte ich mein Herz gewaschen und meine Knochen ausgewec h selt. Ja,
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