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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn
Autoren: Klaus Wanninger
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Raum verabschiedet und den Mann in Untersuchungshaft überstellen lassen. Braig und Kurz hatten sich ohne ein einziges Wort die Hände gereicht, waren dann nach Hause gegangen. Er hatte eine der letzten Straßenbahnen erwischt, hatte noch kurz seinen verschwitzten Körper gewaschen und war gegen ein Uhr völlig entkräftet ins Bett gefallen.
    * * *
    Als er seine Augen wieder aufschlug, war es kurz vor acht. Er hatte wirres Zeug geträumt, von irgendwelchen fremden Gestalten, die ihn durch eine völlig verfallene, von Ruinen geprägte Stadt gejagt hatten, war zwei- oder dreimal dank unbekannter Geräusche aufgewacht. Er fühlte sich natürlich immer noch todmüde, spürte dazu noch tosende Schmerzen in seinem Kopf. Sein Schlafzimmer lag in Zwielicht, draußen schien es zu regnen.
    Braig kletterte aus dem Bett, sah durchs Fenster. Wolkenbruchartiger Niederschlag prasselte auf die Straße. Er duschte, erst warm, dann etwas kühler, trocknete sich ab, suchte seine Kleider zusammen. Als er seinen Anrufbeantworter abhörte, hatte er Ann-Katrins Stimme im Ohr.
    »Ich weiß, wie viel du wieder zu tun hast, deshalb gebe ich dir nur kurz meine neue Telefonnummer: 9915168. Du erreichst mich direkt am Bett. Mir geht es besser. Wirklich. In Liebe. Ann-Katrin.«
    Braig spürte sein schlechtes Gewissen, überlegte, wann er zuletzt mit ihr gesprochen hatte. War es gestern gewesen? Oder vorgestern? Oder noch länger? Er brachte es nicht mehr auf die Reihe, ließ das Band noch einmal laufen, notierte sich die Nummernfolge, wählte sie dann. Es dauerte eine Weile, bis er sie in der Leitung hatte.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    Ann-Katrin schien überrascht. »Oh, du bist es. Besser, wirklich besser. Sie reden schon davon, dass ich bald in die Reha-Klinik darf.«
    »Anfang nächster Woche?«
    »Nein, so schnell nicht. Aber in vierzehn Tagen vielleicht.«
    »In vierzehn Tagen erst?« Er ärgerte sich über seine vorschnelle Bemerkung, versuchte seine Enttäuschung zu überspielen, redete schnell weiter. »Das freut mich für dich.«
    »Du erstickst in Arbeit«, forschte sie, »ja?«
    Braig seufzte leise. »Leider, ja. Es tut mir Leid, dass …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Die Schwester hat mir eine Zeitung gebracht. Ihr seid auf der ersten Seite. Mir ist alles klar.«
    Er spürte den Zorn, den ihre Bemerkung in ihm auslöste, dachte voller Wut an die Pressekonferenz zurück.
    »Schlagen Drogenmörder bald wieder zu?«, zitierte Ann-Katrin, »Polizei rechnet mit neuen Morden.«
    »Ja, es ist beschissen«, sagte er.
    »Aber ihr habt einen der Täter festgenommen.«
    »Der Mord in Ludwigsburg vom Donnerstagabend ist geklärt, ja. Aber der Mann hat ein Alibi für den Montag. Wir suchen nach dem Täter von Waiblingen.«
    »Er stand unter Drogen?«
    »Ecstasy«, sagte Braig, »irgendeine neue Mischung, die gerade verteilt wird. Wir fürchten, dass sie die Konsumenten von einer Sekunde zur anderen in Wahnvorstellungen treiben kann und aggressiv werden lässt.«
    »Und jetzt sucht ihr alle Personen, die das Zeug verteilen und schon probiert haben.«
    Er seufzte laut. »Zusammen mit denen vom Drogendezernat. Ich weiß nicht, welche Chancen wir haben.«
    »Ich wünsche dir viel Erfolg. Aber lass dich nicht fertig machen. Das ist es nicht wert.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte er, »und ich weiß, dass heute Samstag ist. Ich verspreche dir, bei dir vorbeizuschauen. Heute noch, garantiert, gleich, wie verrückt es wieder zugeht.«
    »Du brauchst dich nicht abzuhetzen. Theresa will heute Mittag auch kommen.«
    Sie wechselten noch ein paar Worte miteinander, verabschiedeten sich dann. Braig nahm sich fest vor, sein Versprechen zu erfüllen. Er zog sich vollends an, lief zu seinem Vorratsschrank, sah, dass er nur noch wenig Brot zu Hause hatte. Er durfte nicht vergessen, in einer Bäckerei vorbeizuschauen.
    Braig schnitt den Rest des Laibes auf, holte sich Marmelade und Käse aus dem Kühlschrank, ließ zwei Tassen Kaffee durchlaufen, frühstückte dann. Kurz vor neun machte er sich auf den Weg ins Büro.
    * * *
    Raffaela Kurz hatte ihn bereits erwartet. Ihr Fax war der aufgedruckten Uhrzeit nach vor wenigen Minuten eingetroffen. Braig zog es aus dem Gerät, kaum dass er sein Büro betreten hatte, las den Text.

    9.30 Uhr Verhör Georg Meinl im Vernehmungsraum hei uns. Du bist dabei? Kurz

    Er schaute auf die Uhr, nahm einen Block und einen Stift, spurtete den Gang entlang, dann zwei Stockwerke tiefer. Die Kollegin war gerade
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