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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn
Autoren: Klaus Wanninger
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gewesen, sich von seinen von den unzähligen Hundebissen herrührenden Schmerzensbekundungen beeindrucken zu lassen.
    Illg hatte, soweit war Entenmann in seinen Ermittlungen bereits fortgeschritten, den Sonntagmittag in gewohnter Manier verbracht: Mit zwei Freunden vor dem Bildschirm Autorennen verfolgend, hatte er in gewaltigen Mengen Alkohol konsumiert. Kurz vor Mitternacht hatte er sich auf den Heimweg gemacht, 2,8 Promille im Blut, wie die nächtliche Uberprüfung ergeben hatte. Vom Alkohol enthemmt, war er über Jessica Nägele hergefallen, die ihm zufällig über den Weg gelaufen war.
    »Und was war am letzten Montag?«, hatte Braig gefragt.
    Entenmann war von den Freunden des Mannes bereits informiert worden. »Die arbeiten alle drei beim Daimler am Fließband. Letzte Woche hatten sie Sonntagsschicht. Also zeichneten sie das Autorennen auf Video auf und schauten es sich am Montag, ihrem freien Tag, an. Natürlich wie üblich begleitet von Unmengen an Bier und Schnaps. Und irgendwann am späten Abend war Illg wieder auf dem Weg nach Hause.«
    »Wo wohnt der Kerl?«, hatte Braig gefragt, den bandagierten Mann im Bett vor Augen.
    »In der Fronackerstraße«, hatte Entenmann geantwortet, »200 Meter vom Fundort der Leiche entfernt.«
    »Warum haben Sie die beiden Frauen überfallen und so schrecklich zugerichtet?«, war Braig auf den Mann eingedrungen, als er wieder klar bei Verstand war.
    »Trinken macht mich stark«, hatte Illg geantwortet, »wenn ich Alkohol drin habe, bin ich zu allem bereit. Und dann laufen die jungen Weiber einfach so mitten in der Nacht durch die Straßen. Würden Sie das grad so hinnehmen?«
    Braig hatte ihn nur angestarrt und sich auf den Moment gefreut, wo er den Mann nicht mehr sehen musste.
    Auf dem Rückweg hatte er die Gelegenheit genutzt, bei Neundorf vorbeizuschauen, war von ihr zu einem späten vegetarischen Mittagessen eingeladen worden. Sie benötigte noch ein, zwei Tage, vollends zu genesen.
    Die Pressekonferenz hatte Braig in Eigenregie gestaltet. So sehr er es verabscheute, ins Licht der Öffentlichkeit zu treten, hatte er es dennoch genossen, den Journalisten ohne die Anwesenheit Kochs gegenüberstehen zu können. Der Oberstaatsanwalt hatte es abgelehnt, sich den versammelten Pressevertretern zu stellen, angeblich aus Zeitmangel.
    »Erklärt sich das Fehlen des Vertreters der Staatsanwaltschaft aus der offenkundigen Falschinformation heraus, der Mord in Waiblingen gehe auf Ecstasy-Konsum zurück?«, hatte ein Journalist gefragt.
    Braig hatte grinsend darum gebeten, diese Frage dem Herrn Oberstaatsanwalt doch besser persönlich zu stellen.
    Als er von der Pressekonferenz in sein Büro zurückkam, war er über die Anwesenheit Markus Böhmers informiert worden. Braig telefonierte gerade mit Ann-Katrin, als der begleitende Beamte an die Tür klopfte. »Jetzt geht es mir wieder besser«, hatte er ihr erklärt, »wir haben auch den zweiten Täter.« Er hatte ihr versprochen, sie heute noch zu besuchen, sich dann auf Böhmer konzentriert.
    »Sie haben sich freiwillig gestellt?«
    »Damit der Wahn ein Ende hat. Ewig kann das ja nicht so weitergehen.«
    »Warum sind Sie getürmt?«, fragte Braig. »Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erklären, es gäbe keinen Grund. Sie haben mich eingesperrt – Widerstand gegen die Staatsgewalt – wir können Sie schon allein deswegen belangen.«
    »Ich weiß«, antwortete Markus Böhmer. Er nahm den Kaffee dankend entgegen, entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner. »Es tut mir Leid, ehrlich. Ich wollte Sie nicht einsperren. Aber ich sah keinen anderen Ausweg.«
    »Warum sind Sie abgehauen?«
    »Erstens«, erklärte Böhmer, »die Sache mit meinem Vergehen. Ich habe damals Mist gebaut, zugegeben. Aber es war eine unglückliche Verkettung dummer Umstände. Ich war total enttäuscht und ersäufte meinen Frust in Alkohol – ein teuflisches Gemisch. Ich trinke selten, eigentlich nie – aber mein emotionaler Zustand damals brachte mich voll aus dem Tritt. Und deshalb fürchtete ich, für Sie sei alles klar: Einmal der Täter, immer der Täter.« Er machte eine Pause, trank von dem Kaffee. »Und dann war da noch was.«
    Braig schaute überrascht zu dem jungen Mann. »Ja?«
    »Sie werden lachen oder mich für blöd erklären.« Böhmer musterte ihn aufmerksam, fuhr dann fort. »Sie kennen mein Hobby, neben den Pflanzen, Sie wissen es.«
    Braig nickte zustimmend. »Die Sterne.«
    »Ich musste abhauen. Es ist November.«
    »Wie bitte?«
    »Wäre
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