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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn
Autoren: Klaus Wanninger
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ein, drückte auf den Knopf. Als er es bei dem Arzt erneut versuchte, war immer noch besetzt. Er nahm das nächste Blatt vom Stapel der Faxablage, überflog den Text. Es handelte sich um die Laboranalyse der bei Herbert Pflüger und Karsten Schwör konfiszierten Ecstasy-Pillen. Die Chemiker hatten die Zusammensetzung der Tabletten geprüft und waren zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich ausnahmslos um eine »normale« Mischung aus Methylenedioxymethamphetaminen, Paracetamol und den üblichen Streckmitteln handelte. Nur bei einigen wenigen Pillen seien stärkere kristalline Bestandteile, die zu Schleimhaut-Blutungen führen könnten, festgestellt worden. Eine über das übliche Maß hinausgehende Gefährdung durch den vorliegenden Stoff liege also nur in der Kombination mit anderen Rauschmitteln vor.
    Braig starrte überrascht auf den Text, wusste nicht, was er glauben sollte. Er schüttelte den Kopf, gab erneut die Nummer Dr. Railes ein. Jetzt war der Arzt zu sprechen. »Braig vom LKA«, stellte er sich vor, »wir hatten letzte Woche miteinander zu tun.«
    »Ich weiß, ich weiß«, antwortete der Mann. Seine Stimme klang aufgeregt. »Es ist gut, dass Sie anrufen. Sie haben gehört, was heute Nacht passierte?«
    »In der Tat. Sie waren wieder dort.«
    »Ich glaubte, ich träume. Die Frau von heute Nacht ist zum Glück noch am Leben, aber die Verletzungen … Genau wie letzte Woche, es ist unfassbar, aber sie sah genauso aus. Das kann kein Zufall sein, unmöglich. Die Würgemale am Hals, die Entstellungen im Gesicht. Sie müssen sich darum kümmern.«
    »Sie glauben, es handelt sich um denselben Täter?«
    »Den Teufel persönlich, wenn Sie mich fragen. Kümmern Sie sich um den Kerl, ich kann es Ihnen nur dringend raten.«
    Braig hörte, wie der Computer den Eingang einer Mail signalisierte, drückte die Empfangsbestätigung. Ralf Entenmann hatte die DNA-Analyse Eugen Illgs übermittelt.
    Er verabschiedete sich von dem Arzt, gab die Mail an die Techniker weiter, bat sie um den Vergleich. Helmut Rössle versprach, es sofort zu erledigen.
    Braig hörte das Rattern und Saugen der Kaffeemaschine, schenkte sich eine Tasse voll. Dann nahm er sich das letzte Blatt der Fax-Ablage vor. Die Polizei in Welzheim teilte ihm mit, dass sich am Sonntagabend um 19 Uhr der vom LKA gesuchte Markus Böhmer gestellt habe und dort einsitze. Ob das Amt die Uberführung des Festgenommenen wünsche?
    Braig bat darum, Böhmer herüberzubringen. Markus Böhmer! Er hatte ihn vollkommen vergessen. Als Verdächtiger im Mordfall Christina Bangler hatte er ihn aus den Augen verloren, seit sie auf den Drogen-Hintergrund gestoßen waren. Ganz außer Acht lassen durfte man ihn allerdings nicht, immerhin hatte er ihn in dem Werkzeugschuppen in der Wilhelma eingesperrt und war dann spurlos verschwunden. Sicher nicht ohne Grund.
    Braig trank von seinem Kaffee, beschloss nach Waiblingen zu fahren, um Entenmann von seinem Besuch zu informieren. Gerade als er den Hörer abnehmen wollte, läutete es. Rössle war am anderen Ende.
    »Alle Idiote von Sindelfinge und derer gibt’s gar viele, wir mir älle wisset«, erklärte der Techniker, »wenn’s nur immer so eifach wär! So hent mir’s gern.«
    Braig hatte Mühe, den roten Faden zu finden. »Geht es bitte etwas verständlicher?«
    »Die DNA-Analyse«, sagte Rössle, »identisch. Mir hent den Kerl.«

38. Kapitel
    Sie haben den Mörder?«, fragte Markus Böhmer. Er saß freundlich lächelnd neben Braigs Schreibtisch, verfolgte die Bemühungen des Kommissars, zwei Tassen auszuschenken.
    Braig hatte ihn kurz nach sechzehn Uhr, als er von Waiblingen ins Amt zurückgekehrt war und die Pressekonferenz mit der Präsentation ihrer erfolgreichen Ermittlungsergebnisse hinter sich hatte, in sein Büro bringen lassen, den begleitenden Beamten dann weggeschickt, weil der Mann ohnehin auf freien Fuß gestellt werden würde. »Zu unser aller Glück, ja«, antwortete er, »beinahe hätte er noch eine Frau ermordet.«
    Er hatte mit Entenmann zusammen Eugen Illg in einem separaten Raum des Waiblinger Kreiskrankenhauses verhört, den DNA-Vergleich im Hinterkopf den Mann unnachgiebig in die Enge getrieben, ihn endlich gegen 13 Uhr zur Unterschrift seines Mordgeständnisses gebracht. Illg, ein kräftiger, von Verbänden und Pflastern am ganzen Körper gezeichneter, grobschlächtiger Typ, war nur langsam aus seinem Alkoholnebel erwacht. Sie hatten ihn auf seinem Bett aus dem Krankenzimmer rollen lassen, waren nicht bereit
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