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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut
Autoren: Klaus Wanninger
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Fahndungsbilder zu erstellen.
    Daniel Schiek war eines der Allround-Talente des Landeskriminalamtes. Nach der Ausbildung zum Grafiker und einem erfolgreich absolvierten Studium an der Kunsthochschule in Wuppertal hatte er sich zum Kriminaltechniker ausbilden lassen und war heute sowohl in der Erstellung von Fahndungsfotos als auch in der Spurensicherung tätig. Optimale Verbindung zweier Arbeitsbereiche, wie er erklärte, um jedes Fachidiotentum zu vermeiden.
    Schiek begrüßte Braig und die drei Augenzeugen, ließ sich den jungen Mann ausführlich beschreiben. Nach wenigen Minuten hatte er ein Gesicht auf dem Monitor modelliert, das den Ansprüchen der Beobachter weitgehend gerecht wurde. Der gesuchte Mann hatte ein schmales, von einer breiten Nase dominiertes Gesicht, einen dünnen Oberlippenbart und künstlich blondierte Haare – entweder eigene, wie die zwei männlichen Zeugen vermuteten, oder eine Perücke, wie die einzige Frau behauptete. Sein Alter schätzten sie auf 17 bis 20 Jahre.
    »Was wird jetzt mit dem Bild?«, fragte Florian Denz, einer der Straßenfestbesucher.
    Braig war sich seiner Sache sicher. »Wir lassen nach ihm suchen. Vielleicht haben Sie tatsächlich den Verbrecher richtig gesehen, dann sind Sie ein wichtiger Zeuge.«
    Er bedankte sich bei den hilfsbereiten Leuten, ließ das Fahndungsfoto mit der Bitte um Mithilfe an alle Polizeidienststellen und Presseorgane faxen.
    Bernhard Söhnle, ein junger Mitarbeiter im Rang des Kriminalmeisters, tauchte genau im richtigen Moment in Braigs Büro auf.
    »Hallo, ich soll mit dir nach Backnang.«
    Sie kannten sich seit einigen Jahren, hatten schon oft miteinander gearbeitet. Braig schätzte den jungen Kollegen aufgrund dessen Fleißes und schneller Auffassungsgabe.
    »Du bist informiert?«
    Söhnle nickte. »Ich soll die ganzen Häuser über dem Murrhang abklappern, ob zufällig jemand gestern Abend verdächtige Personen bemerkt hat.«
    Braig nickte, nahm ein Glas, füllte es mit Leitungswasser. »Das wird mühsam«, erklärte er, »ich glaube kaum, dass wir viel Glück haben. Erstens waren ohnehin die meisten Leute außer Haus, irgendwo auf diesem Straßenfest, und dann noch der Lärm. Eine Musikgruppe neben der anderen.«
    »Ich kenne das«, sagte Söhnle, »vor zwei Jahren war ich dort. Die ganze Stadt schien auf den Beinen.«
    Sie liefen zur Nürnberger Straße, nahmen die nächste S-Bahn. Unterwegs studierte Braig die Notizen Roland Buschs über dessen nächtlichen Anruf bei der Ehefrau des Ermordeten, die der Kollege ans LKA gefaxt hatte. Klara Greiling war der Tod ihres Mannes bereits bekannt gewesen, als Busch gegen zwei Uhr in der Nacht bei ihr angeläutet hatte. Bekannte hätten sie mehr als eine Stunde vor dem Anruf bereits informiert, das Gerücht über das Geschehen habe sich minutenschnell in der ganzen Stadt verbreitet. Mit dem Besuch Braigs bei ihr am Sonntag mittag gegen 14.30 Uhr sei sie einverstanden.
    Das Haus der Greilings lag nicht weit außerhalb der Innenstadt, eine im Stil der 70er Jahre errichtete Villa mit gepflegtem Rasen rings ums Haus, flachem Dach und angebautem Swimmingpool. »Recht protzig für ein schwäbisches Anwesen«, lästerte Braig, als er an der hohen gusseisernen Pforte läutete.
    Er blickte die Straße entlang, betrachtete die benachbarten Gebäude. Eines wie das andere zeigte weite, hohe Fenster, geräumige Garagen, gut geschnittene, unkrautfreie Rasenflächen: Leute mit Geld, die offen zur Schau stellten, zu was sie es gebracht hatten.
    Die Rhythmen der Musikkapellen im Zentrum der Stadt waren deutlich zu hören. Trotz des Verbrechens ging das Fest im gewohnten Stil weiter.
    Die Frau, die Braig öffnete, passte nicht ganz in die Umgebung. Sie war klein, trug einen langen dunklen Rock, eine graue Bluse, darüber eine schwarze Jacke. Die Haare hatte sie altmodisch zu einem Knoten gebunden.
    »Klara Greiling«, stellte sie sich vor, als er die Pforte geöffnet hatte und bis zur Haustür gekommen war, »Sie sind ...?«
    Braig zeigte seinen Ausweis, nannte seinen Namen, sprach sein Beileid aus. »Ich hätte nur einige Fragen wegen Ihres Gatten an Sie, es dauert nicht lange.«
    Sie nickte, führte ihn ins Haus, eine Treppe hoch, an einer Glastür vorbei, hinter der er das gefüllte Becken eines Pools erkannte. Im ersten Obergeschoss erwartete ihn ein großer Raum, dessen Wände mit unzähligen Fotografien geschmückt waren, allesamt große Häuser und villenartige Anwesen darstellend.
    Klara Greiling bemerkte
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