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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf
Autoren: Klaus Wanninger
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9.10.
     
    KHK N: Frau Heimpold, Sie sind bereit, uns zum Tod Ihres Mannes Robert Heimpold sowie zur Bedrohung des Herrn Meck Auskunft zu erteilen? C H: Ja.
    RA Dr. L: Frau Heimpold wird keine Aussagen machen, die sie in irgendeiner Form belasten.
    OS K: Das ist auch nicht unsere Absicht, werter Kollege. KHK N: Frau Heimpold, wir wissen, was für ein schreckliches Schicksal Sie in den letzten Tagen erleiden mussten. Der Tod Ihrer Tochter hat Ihr Leben vollständig verändert, das können wir alle nachvollziehen. Ich denke, alles, was in der letzten Woche geschah, ist auf dieses unfassbare Ereignis zurückzuführen. C H: Ja.
    KHK N: Wie wir es jetzt sehen, steht auch der Tod Ihres Mannes damit in Zusammenhang. Wir haben Zeugen, die beobachtet haben, wie Sie, Frau Heimpold, am letzten Mittwochabend in Schwäbisch Gmünd in ein mit laufendem Motor am Straßenrand stehendes Auto stiegen und davonfuhren. Ihre Mutter, Frau Kastner, hat Sie mit ihrem Wagen dorthin gebracht.
    RA Dr. L: Das ist eine völlig aus der Luft gegriffene Behauptung einer verbitterten alten Frau, die im Rollstuhl sitzt. Wir gehen auf dieses Geschwätz erst gar nicht ein. Frau Kastner verweigert jede Auskunft dazu. Frau Heimpold schließt sich ihr an.
    C H: Es war so.
    RA Dr. L: Frau Heimpold, bitte, das ist eine aus der Luft gegriffene Behauptung. Wir gehen … C H: Es war so.
    RA Dr. L: Frau Heimpold, ich bitte Sie …
    C H: Es war so. Ich habe meinen Mann mit diesem Auto überfahren.
    RA Dr. L: Frau Heimpold, ich lege Wert auf die Aussage … C H: Ich habe meinen Mann überfahren. Und wenn Sie und Ihre Kollegen gestern nicht dazwischengekommen wären, hätte ich mit Meck dasselbe getan. RA Dr. L: Frau Heimpold, es ist jetzt wirklich besser … C H: Sie brauchen sich nicht zu bemühen, ich habe es getan.
    KHK N: Sie haben Ihren Mann überfahren, weil Sie glauben, dass er für den Tod Ihrer Tochter Verantwortung trägt?
    C H: Das habe ich geglaubt, ja.
    KHK N: Es gab einen Anlass für diese Vermutung?
    C H: Die schrecklichen Fotos dieses Journalisten. Die Fotos und das Schreiben dazu.
    KHK N: Ihr Mann hat sie Ihnen gezeigt?
    C H: Nein. Das war ein Versehen.
    Frau Heimpold spricht langsam, legt immer wieder Pausen ein.
    C H: Zwei Tage nach Jessis Tod … Ich war durcheinander … Meine Mutter wollte mich zu sich holen, weg aus unserem Haus, fort von dem Ort, wo Jessis Duft, ihre Aura zu spüren sind. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen … Jessi ist tot, aber in unserem Haus ist sie immer noch gegenwärtig, bis heute …
    Ich wollte nicht weg, verschanzte mich dort. Den ganzen Tag und die ganze Nacht. Ich wollte allein sein, konnte niemanden um mich haben. Ich ging von Zimmer zu Zimmer, räumte auf, zog Schubladen vor, kramte in Schränken … Plötzlich lagen die Fotos und das Schreiben vor mir … Ich war wie in Trance, verstand es am Anfang überhaupt nicht. Erst später wurde mir klar, wessen Robert da beschuldigt wurde. Die Fotos waren eindeutig, da gab es nichts misszuverstehen. Kinder mit Gewehren, die auf Menschen zielen. Verstümmelte Leichen vor ihnen. Kinder, die in einem Steinbruch oder Bergwerk schuften, Schaufeln, Hacken in der Hand, mit nichts als einer kurzen Hose bekleidet, bewacht von anderen Kindern mit Gewehren in der Hand. Und mittendrin: Robert. Ich war wie gelähmt, stellte ihn am selben Abend noch zur Rede. Was sind das für Fotos? Was bedeutet dieses Schreiben, fragte ich ihn. Er versuchte sich herauszureden, stellte es als großen Irrtum dar, schimpfte auf den Drecksjournalisten, der ihn erpressen und abzocken wolle. Fotos können sich wohl kaum irren, oder willst du mir erklären, die sind am Computer zusammengetrickst? Das traute er sich dann doch nicht, mir das ins Gesicht zu lügen. Was ist also damit, fragte ich ihn, verdienen wir so unser Geld? Und einen Tag später kreuzte dann Dieter, also Herr Meck, bei mir auf. KHK N: Was wollte er von Ihnen?
    C H: Es war am Dienstag, einen Tag vor Jessis Beerdigung. Ich war inzwischen in Esslingen, wollte nicht länger mit Robert zusammen sein. Sie müssen miteinander geredet haben, das war es: Meine Frau weiß Bescheid oder hat was mitbekommen. Und er dachte wohl, Dieter könne mich besänftigen, mir einreden, dass es sich doch um einen Irrtum handle. KHK N: Aber das gelang Herrn Meck dann nicht. C H: Dieter, also Herr Meck, ist, nein, er war ein guter Bekannter. Wir kennen uns seit vielen Jahren. Ich habe dem Mann vertraut, müssen Sie wissen, fast wie einem Vater. Mein
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