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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf
Autoren: Klaus Wanninger
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Er wird über Jahre hinweg gefoltert, mit Drogen vollgepumpt, rechnet Tag für Tag mit seiner Ermordung, ehe diese am 9. April 1945 tatsächlich erfolgt.
    Sein Anschlag kostet sieben Parteigenossen und einer Kellnerin, die nur deswegen bedienen durfte, weil Hitler ausnahmsweise früher gegangen war, das Leben – ist das der Grund, weshalb Georg Elser jahrzehntelang totgeschwiegen wird?
    »Den Krieg zu verhindern« hatte dieser einsame, grübelnde, tüftelnde Schwabe, ein Mensch aus dem einfachen Volk, nicht einer von denen da oben, sich zum Ziel gesetzt – 55 Millionen Menschen, erklären die Historiker, mussten schließlich sterben. Georg Elser – ein schwäbischer Held.

33.Kapitel
    Der Anruf hatte ihn mitten in einem wichtigen Gespräch mit einem hohen Funktionär der Staatspartei erreicht. Sie waren gerade dabei, neue, effizientere Strategien zur Ablenkung der Medien bei der insgeheim geplanten weiteren Einschränkung der Pressefreiheit zu entwickeln.
    »Sie und wir haben da ja sehr viel Erfahrung«, hatte der Politiker geäußert, »Bedrohung durch Ausländer und so«, als Mecks Handy plötzlich aufheulte.
    »Bohnwald gibt uns eine letzte Chance«, hatte Catherine Heimpold erklärt, »in genau einer Stunde in Esslingen auf der Burg.«
    Meck war schon auf Konfrontation gegangen, hatte losbrüllen wollen, als er merkte, dass die Frau bereits aufgelegt hatte. Bohnwald, war ihm sofort klar gewesen, Bohnwald genießt absoluten Vorrang vor allem anderen.
    Er hatte sich bei dem Politiker entschuldigt, die Fortsetzung des Gesprächs auf einen anderen Zeitpunkt terminiert, war nach Esslingen gefahren. Kurz vor zwanzig Uhr hatte er die Burg erreicht. Bohnwald, was will der noch, hatte er überlegt, warum gibt der keine Ruhe?
    Der Anruf war genau in dem Moment eingetroffen, als er seinen Wagen geparkt hatte. Catherine Heimpold, wie er auf dem Display erkannte.
    »Bohnwald macht es spannend«, erklärte sie, »wir sollen zum Neckarhaldenweg kommen.«
    »Was soll das?«, fragte er gereizt. »Erst Burg, dann Neckarhalde. Wo ist das überhaupt?«
    »Westlich der Frauenkirche. Am Hang der Weinberge. Am besten benutzen Sie den Hellerweg. Bis gleich.«
    Meck startete fluchend den Motor, gab die gerade erwähnten Straßen ein, folgte der angegebenen Route. Er fuhr die Krummenacker Straße hoch, bog nach links auf den Hellerweg ab. Schöne, vom Wohlstand ihrer Besitzer zeugende Häuser, Villen, herrschaftliche Anwesen, plötzlich nur noch Weinreben. Er sah das Schild, das das Befahren des asphaltierten Weges mit Motorfahrzeugen untersagte, stellte das Auto ab. Gerade als er den Wagen verließ, läutete sein Handy.
    »Ja?«
    »Wir sollen zu Fuß zu ihm kommen. Er wartet an der Stelle, wo der Hellerweg auf den Neckarhaldenweg stößt. Er lädt uns ein, die wunderbare Aussicht auf Esslingen zu genießen.«
    »Der spinnt wohl«, bellte er zurück, merkte dann aber, dass sie die Verbindung bereits unterbrochen hatte. Zu Fuß, dachte er, dieser Idiot!
    Er schloss seine S-Klasse ab, folgte dem sanft abfallenden asphaltierten Weg, sah die Stadt und das Neckartal tief unter sich liegen. Rings um ihn herum Weinreben, unten im Tal die Gebäude der Firma Hengstenberg. Er schaute nach links, erkannte die mittelalterliche Silhouette mit den Türmen der St. Dionys-Kirche, dem Münster St. Paul und der Frauenkirche. Genau in dem Moment, als er seinen Blick zur Bahnstrecke im Hintergrund richtete, um einem in der Ferne scheinbar lautlos dahinschwebenden ICE zu folgen, raste plötzlich das Auto den Weg hoch direkt auf ihn zu. Er hatte keine Zeit mehr, zu überlegen, warf sich zur Seite, spürte das Fahrzeug an sich vorbeischießen, landete auf dem weichen Untergrund zwischen zwei Weinreben.
    Welcher Vollidiot dreht hier seine Runde? Meck erhob sich kochend vor Wut, sah den Wagen oben neben seinem Fahrzeug verschwinden, trat auf den Weg, klopfte sich den Schmutz von der Hose. Niemand war zu sehen, kein Bohnwald, keine Catherine Heimpold. Er verstand nicht, wo die beiden abgeblieben waren, ging langsam auf den vereinbarten Treffpunkt zu. Diesmal kam das Auto von oben. Er hörte den laut aufheulenden Motor, drehte sich um, fand gerade noch Zeit, erneut zur Seite zu hechten. Mein Gott, was war hier los?
    Er knallte mit dem Kopf gegen die Stange, an der die Weinreben befestigt waren, spürte Schwindel. Bohnwald, begriff er, das Schwein will uns umlegen, deshalb der seltsame Ort.
    Er schob sich mühsam in die Höhe, hielt sich am Rand des Weges, eilte
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