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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf
Autoren: Klaus Wanninger
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Kopfnicken.
    »Sie auch nicht?«, fragte Neundorf, dem dicken, mit einem grellgelben T-Shirt und einer kurzen Hose bekleideten Mann zugewandt, der die Tote nach den Aussagen Frau Auberlens entdeckt hatte.
    Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. »Nichts, überhaupt nichts«, stammelte er schließlich zusammenhanglos, »niemals.«
    Neundorf sah, dass der Mann nach dem Erlebnis noch unter Schock stand, gab sich mit seiner Auskunft zufrieden. Stattdessen notierte sie sich Name und Anschrift der Teilnehmer der Stäffeles-Tour, wies auf die eventuelle Notwendigkeit weiterer Fragen in den folgenden Tagen oder Wochen hin, erhielt dazu die uneingeschränkte Bereitschaft aller Betroffenen. Sie bedankte sich für ihre Mitarbeit, verließ die Gruppe, suchte den uniformierten Kollegen auf, mit dem sie kurz zuvor gesprochen hatte. Eine unübersehbare Schar aufgeregter Gaffer wartete hinter der Absperrung auf Neuigkeiten.
    »Was isch passiert? Wirklich Mord?«, kreischte eine Frau.
    Neundorf wandte sich ab, nahm den Beamten zur Seite. »Es soll einen Mann geben, der die Tote kennt«, sagte sie mit leiser Stimme, »wissen Sie etwas davon?«
    Der Beamte nickte, passte sich ihrer Lautstärke an. »Ein Herr Manfred Gänsslen«, meinte er fast flüsternd, »hier ist seine Handynummer und die Adresse.« Er zog ein Papier aus seiner Jackentasche, reichte es ihr.
    »Wie? Er ist nicht hier?« Neundorf schaute den Kollegen überrascht an, wies auf die Menschenansammlung hinter der Absperrung.
    »Tut mir leid, er ließ sich nicht dazu überreden, zu warten. Er beharrte darauf, sofort nach Hause gehen zu müssen, weil seine Frau krank sei. Sie benötige die Medikamente, die er gerade in der Stadt besorgt habe. Er ließ sich nicht beirren, gab uns seine Rufnummer.«
    Neundorf wusste nicht, was sie davon halten sollte, nahm das Blatt entgegen, überflog die Anschrift. Gerokstraße. Sie wusste, dass das nicht allzu weit entfernt war. »Er nannte den Namen des Mädchens?«
    »Ich habe ihn auf der Rückseite notiert«, sagte der Mann, »hier.« Er wies auf das Papier.
    Jessica Heimpold war in krakeliger Schrift zu lesen.
    Neundorf las den Namen leise, sah zu dem Beamten auf. »Und der Mann, der Ihnen diesen Namen nannte, dieser Gänsslen, woher will er das Mädchen kennen?«
    »Sie sei die Tochter von Nachbarn, behauptete er.«
    Neundorf behielt das Blatt in der Hand, bedankte sich bei dem Kollegen für die Auskunft, begab sich ein paar Schritte weiter bis zum Beginn der Treppe, tippte dann die Nummer des Mannes in ihr Handy ein. Sie hatte ihn nach wenigen Sekunden in der Leitung, hörte sofort sein Bedauern, nicht auf sie gewartet zu haben.
    »Meine Frau hatte heute Morgen so große Schmerzen, dass ich den Notarzt rief. Und dann musste ich natürlich schnell die Medikamente besorgen, die er ihr verschrieb.«
    »Und was führte Sie zu dem toten Mädchen?«
    »Wir wohnen in der Gerokstraße. Die Sünderstaffel ist der kürzeste Weg zur nächsten Apotheke.«
    »Wie haben Sie sie entdeckt?«
    »Ich habe sie nicht entdeckt. Ich war auf dem Rückweg die Stufen hinauf, als ich auf eine Gruppe Touristen stieß. Die liefen aufgeregt hin und her, versperrten den Platz, wo Jessica lag. Ich kam fast nicht durch, nur weil ich so drängte und ihnen erklärte, dass die Staffel mein täglicher Weg sei, ließen sie mich überhaupt an das Mädchen ran. Da erkannte ich sie. Und in dem Moment kamen auch schon Ihre Kollegen die Stufen hoch.«
    »Sie kennen das Mädchen?«
    »Jessica Heimpold, ja. Ich buchstabierte einem der uniformierten Beamten den Namen, er schrieb ihn auf.«
    »Das wurde mir mitgeteilt, danke. Sie wissen genau, dass es sich bei der Toten um diese junge Frau handelt?«
    »Ja, natürlich. Oder glauben Sie, ich hätte Ihren Kollegen einfach so irgendeinen Namen genannt?«
    Neundorf ging nicht auf seine Replik ein. »Woher kennen Sie sie?«, fragte sie stattdessen.
    Gänsslens Erklärung ließ nicht lange auf sich warten. »Wir sind Nachbarn, das sagte ich auch schon. Sie wohnen drei Häuser weiter.«
    »Wo ist das genau?« Sie notierte sich die Anschrift, vereinbarte mit dem Mann sofort im Anschluss an dieses Telefonat ein persönliches Treffen, ließ sich den kürzesten Weg zu ihm beschreiben.
    »Vom oberen Ende der Sünderstaffel kommen Sie über die Diemershaldenstraße direkt zur Georg-Elser-Staffel. Die gehen Sie hoch. Dann sind es nur noch wenige Meter.«
    »Die Georg-Elser-Staffel?«, vergewisserte sie sich überrascht.
    »Ja, die ist
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