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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache
Autoren: Klaus Wanninger
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teilweise lebenslang zu erdulden haben. Ich bewundere den Mut der beiden Frauen hier. Ich frage mich nur, wieso nicht mehr Ärzte, nicht mehr Pfarrer und Christen aufgestanden sind, sich gegen das unmenschliche Geschehen auf den Straßen zu wehren. Wer diese beiden Frauen verhaften will, kann es tun – aber nur über meine Leiche.« Sie blickte Braig auffordernd an. »Ich weiß, was ich von dir verlange. Verdammt viel.«
    »Dein Vorschlag?«, fragte er.
    Neundorf stand auf und lief zu der Katze, um sie zu streicheln.
    »Breuninger war ein Schwein, Verzeihung. Ich denke, ich kann beweisen, dass er das Kind getötet und seine eigene Entführung inszeniert hat. Die Hetze seines Autoclubs nach freier Fahrt hat bestimmt das Leben vieler Unschuldiger gekostet oder zumindest gefährdet. Was mit ihm geschah, haben wir vorhin im Polizeifunk gehört. Tun wir ihm post-hum noch einen großen Gefallen: Zeigen wir ihn der Öffentlichkeit nicht als den, der er wirklich war, sondern als einen Menschen, der die Fähigkeit entwickelt hat, sein eigenes Tun infrage zu stellen.«
    Neundorf setzte sich wieder, trank von dem Saft.
    »Wir lösen den Fall gemeinsam. Herr Breuninger und sein ebenfalls verunglückter Helfer waren die Entführer aller Opfer. Sie hatten die Propaganda ihres eigenen Clubs endgültig satt. Ihr schlechtes Gewissen wegen der alltäglichen Katastrophen auf unseren Straßen veranlasste sie, die Öffentlichkeit auf dieses vielfache Leid aufmerksam zu machen. Logisch, dass sie es nur heimlich tun konnten, bei dem Beruf!«
    Steffen Braig verfolgte ihre Worte mit kritischer Miene. »Wieso haben sie zwei verschiedene Schreibmaschinen benutzt und völlig unterschiedliche Bekennerschreiben hinterlassen?«
    »Um die Fahndung zu erschweren und die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken. Alle sollten glauben, dass es sich um zwei verschiedene Entführergruppen handelt.«
    »Wo sind deine Beweise?«
    »Wir werden beide Schreibmaschinen in seinem Haus finden – und die Fortsetzung des letzten Bekennerbriefs, wenn möglich.« Sie drehte sich zu Frau Gübler.
    »Dann sollten wir uns beeilen«, erklärte die Ärztin. »Sie haben beides parat?«
    »Ich führe Sie hin.«
    Keine Stunde später hatten sie das Material in Breuningers Haus deponiert.

41. Kapitel
    Jetzt habe ich direkt Achtung vor diesem Breuninger«, bekannte Elisabeth Ungemach, »obwohl ich ihn bisher für ein widerliches Schwein gehalten habe.«
    Sie ordnete gerade die Blätter ihrer Schimpfwortsammlung, reichte eines davon Steffen Braig.
    »Jahrelang freies Rasen für freie Bürger, aber dann doch noch Gewissensbisse und der Versuch, die schlimme Vergangenheit durch couragiertes Handeln wiedergutzumachen. Dass er zuerst seine eigene Entführung vortäuscht und dann auch noch Leute, die es verdient haben, den Abgasmief live erleben lässt, hätte ich ihm nicht zugetraut. Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Schade, dass er gestorben ist. Hätte mich gefreut, wenn er sich noch einige Typen aus dieser Auto-Mafia vorgeknöpft hätte. Alle Achtung, der Name Breuninger steht bei mir von nun an in hohem Ansehen.«
    Steffen Braig nahm das Blatt entgegen, setzte sich an den Tisch.
    »Ich verstehe aber nicht«, fuhr Elisabeth Ungemach fort, »was der Hubschrauberabsturz des Ministers Kering mit Breuningers Aktionen zu tun hat. Erwähnten Sie da nicht einen Zusammenhang?«
    Braig schüttelte den Kopf. »Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich war das nur eine verrückte Hypothese meines Chefs. Aber den plagen jetzt andere Sorgen. Er jagt hinter den Erpresserbriefen her, die damals beim Tod der kleinen Anna in Tamm Lebensmittelfirmen mit der Vergiftung ihrer Produkte drohten. Wenn wir die Verfasser dieser Schreiben entlarven, stoßen wir vielleicht auf den Mörder des Mädchens, der das vergiftete Eis in den Laden brachte. Gübler jedenfalls ist total im Stress.«
    »Sie genießen jetzt aber Ihr freies Wochenende«, ermahnte sie ihn und deutete auf das Papier, »können Sie sich irgendwo wiederfinden?«
    Steffen Braig überflog lachend die neuen Aufzeichnungen.
    »
ALBACHENER FURZ: ein langweiliger, ewig gestriger TYPALLMACHTSDACKEL, auch BAURADACKEL oder GRANATEDACKEL: dummer Kerl, der sich blöd anstellt
.
    HALBDACKEL: größtmögliche Steigerung des ALLMACHTSDACKELS; noch dämlicher kann sich ein Mann wirklich nicht anstellen. Vorsicht: gilt als sehr schlimmes Wort, der Gebrauch dieses Ausdrucks kann sogar beim ruhigsten, zurückhaltendsten Schwaben unkontrollierbare
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