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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache
Autoren: Klaus Wanninger
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fest, weil er um sein Leben fürchtete.
    Das Auto verfolgte sie unablässig. Kaum hatten sie ein Stück gerader Straße erreicht, waren sie im gleißenden Kegel seiner Scheinwerfer.
    Braig wusste nicht, was hier gespielt wurde, er verstand nur, dass die Verfolger gefährlich waren. Wenn Neundorf nur noch die Flucht als Ausweg kannte, gab es nichts zu spaßen. Offensichtlich hatte sie ebenso wie er keine Waffe dabei, mit der sie sich gegen die Männer hätte wehren können. Die Straßen waren leer und ins Dunkel der Nacht getaucht.
    Als es passierte, wusste Braig nicht einmal genau, wo sie sich befanden. Neundorf dagegen schien die Ecke zu kennen wie ihre Westentasche, anders war es nicht zu erklären. Sie raste mit irrsinnigem Tempo eine kleine holprige Straße entlang, bog dann blitzschnell nach rechts ab. Braig riss die Augen vor Entsetzen weit auf, als er sah, worauf sie zujagten: eine wuchtige breite Betonmauer mit einem schmalen Durchlass für Fußgänger und Radfahrer. Neundorf nahm das Risiko auf sich, raste einfach hindurch, Zentimeter von den Kanten der Betonwand entfernt.
    Als sie das schwere Vehikel Sekunden später auf einem schmalen Waldweg stoppte, schien hinter ihnen die halbe Welt zu explodieren: Der Wagen ihrer Verfolger raste mit irrsinnigem Tempo gegen die Mauer und zerbarst in unzählige Teile, Feuer flammte auf.

40. Kapitel
    Irgendwo in der Stadt hatten sie die Maschine stehen lassen. Als Neundorf und Braig im LKA eintrafen, war es kurz vor elf. Der Polizeifunk meldete den Unfalltod zweier Männer an einer Mauer am Waldrand bei Sillenbuch.
    »Wir müssen nach Lauberg«, drängte Neundorf, als sie wieder fähig war sich zu äußern, »jetzt sofort.«
    »Wieso hast du Blut an den Händen? Was ist passiert?«
    »Später. Gib mir etwas Zeit.«
    Neundorf telefonierte mit irgendjemandem, schrie kurz in den Apparat, verschwand dann in der Toilette, um sich das verkrustete Blut von den Händen und aus dem Gesicht zu waschen.
    »Das muss ins Labor. Vergleich mit dem Bekennerschreiben aus dem Wagenburgtunnel.«
    Braig nahm das Blatt Papier, das Neundorf ihm in die Hand gedrückt hatte, und gab es beim Nachtdienst ab.
    Keine dreißig Minuten später kamen sie in Lauberg an. Sie hatten kaum ein Wort geredet, er wusste nicht, wohin sie wollte.
    »Ich nehme an, du weißt, was du tust.«
    Neundorf nickte nur. »Hat der Besitzer des Motorrads dich gesehen?«
    »Unmöglich. Er wandte mir den Rücken zu, war mit dem Zigarettenautomaten beschäftigt.«
    »Sonst jemand?«
    »Nein. Niemand.«
    Es sei denn ein Zufall. Wie in so vielen Kriminalfällen. Alles war genau geplant, doch ein Zufall brachte alles ins Wanken.
    »Im Notfall streiten wir alles ab, klar?«
    Er nickte schwerfällig.
    Neundorf steuerte direkt auf das weitläufige Anwesen von Ziegenfuß zu.
    »Willst du seine Gebäude auf den Kopf stellen?«
    »Ziegenfuß?«
    »Hinweise auf seinen Komplizen?«
    Sie lachte nur, fuhr an dem Bauerngehöft vorbei. Das Scheinwerferlicht erfasste das freie Feld, dann die Kirche. Bis Braig begriff, wohin die Fahrt ging, waren sie bereits da.
    Frau Sommer stand in der Tür.
    »Haben Sie auf uns gewartet?«, fragte er ungläubig.
    »Je später der Abend, desto netter die Gäste«, antwortete ihm eine Stimme aus dem Pfarrhaus.
    Überrascht nahm er Frau Gübler wahr. »Tut mir leid, ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
    Neundorf schob ihn ins Innere. Braig drückte den beiden Frauen die Hand, stolperte in das kleine wohlbekannte Erkerzimmer. Selbst die rote Katze fehlte nicht. Sie schlief eingerollt auf einem Kissen der Eckbank, blinzelte nur kurz, als sie die Geräusche hörte.
    »Sie ist schon wieder da«, erklärte die Pfarrerin mit seltsamer Stimme, »draußen war es ihr zu nass und zu kalt.«
    Es klang gezwungen fröhlich, als wollte sie ablenken von dem, um was es hier eigentlich ging.
    »Schön, dass Sie gekommen sind«, meinte Neundorf, Frau Gübler im Blick.
    »Nach Ihren barschen Worten am Telefon blieb ihr wohl nichts anderes übrig«, entgegnete Frau Sommer.
    Braig sah ratlos von einer Frau zur anderen. »Darf ich vielleicht mal wissen, um was ...«
    »Um es kurz zu machen«, unterbrach ihn Neundorf, »ich denke, wir gehören zusammen. Ich glaube, wir sind uns sympathisch. Alle. Aber wir haben ein Problem zu lösen. Gemeinsam.«
    »Sie sind Beamtin. Im Dienst«, erwiderte Frau Gübler nach einem kurzen Blickwechsel mit der Pfarrerin.
    »Wir sind privat hier. Steffen und ich. Privat, klar?«
    Braig begriff
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