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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache
Autoren: Klaus Wanninger
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Reaktionen hervorrufen
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    ARSCHBACKAGSICHT: Kerl, dessen ungesunder Lebensstil (viel fressen, wenig für andere übrig haben) sich schon in seinem Äußeren manifestiert
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    BETTBRONZER: besoffener Kerl, der so über den Durst getrunken hat, dass er nicht mehr merkt, was er anstellt
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    LAUSBALGSCHENDER: (das Kind einer Laus ist nichts wert) ebenso wie der ENTAKLEMMER (einer, der bei der Ente nachprüft, ob sie ein Ei trägt) ein totaler Geizhals
.
    SCHNÄBBÄBBERER: Vielschwätzer, typischer Politiker
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    SCHNÄPPERLESJOCKEL: ein männliches Wesen, das sich von seinem kleinsten, dennoch nicht immer unauffälligsten Körperglied getrieben fühlt, Frauen hinterherzurennen. Ein wichtiges Problem vieler vor allem älterer Schwaben

    »Ihr Männerbild ist nach wie vor völlig vorurteilsfrei«, kommentierte Braig, »stimmt's?«
    »Wieso?« Elisabeth Ungemach schleppte Teller, Schüsseln und Schalen ins Zimmer, verteilte alles auf dem Tisch.
    »Schnäpperlesjockel«, sagte Steffen Braig, »wenn ich an den Göckele denke ...«
    »Pfui Deifel!« Elisabeth Ungemach donnerte eine Schüssel mit Brokkoli laut auf die Platte. »Der besitzt doch ein solches Körperteil überhaupt nicht.«
    Sie verteilte die letzten Teller und Schalen, hatte Mühe, einen Platz zu finden. Der Tisch war übervoll mit duftenden Überraschungen. Brokkoli, Lauch, Blumenkohl, Weißkrautsalat, in Schinken eingerollter Chicorée, Kartoffelgratin, Reisauflauf, Kroketten. Dazu zwei Flaschen echt schwäbischer Aspacher Alter Berg, den Braig beigesteuert hatte.
    »Wir haben es beide verdient«, erklärte sie, wobei sie mit ihrer Rechten über den Tisch wies. »Sie haben Ihren Fall erfolgreich abgeschlossen und ich meinen vorerst auch.«
    Steffen Braig betrachtete den vollen Tisch, schüttelte den Kopf. »Sie? Von welchem Fall sprechen Sie?«
    »Göckele«, sagte sie nur kurz, setzte sich auf einen Stuhl, hielt Braig ihr leeres Weinglas vor die Nase, »der ist in nächster Zeit beschäftigt. Lets putz!«
    Braig ergriff eine Weinflasche, entfernte den Korken und schenkte ihr ein.
    »So schnell wird der uns nicht mehr belästigen«, fügte sie mit zufriedener Miene hinzu.
    Elisabeth Ungemach nahm das Glas, sog das Aroma des Weines ein, wartete auf Braig, um dann gemeinsam mit ihm zu trinken.
    Steffen Braig genoss den Aspacher Alter Berg, versuchte zu verstehen. Langsam begriff er die Zusammenhänge.
    Es hatte ihn vorhin nicht überrascht, dass der nervige Nachbar auf der Straße vor dem Haus stand und aus Leibeskräften sein Auto polierte und wienerte, als er nach Hause gekommen war. Göckeles Lieblingsbeschäftigung, wenn er nicht gerade mit dem Säubern des Bürgersteigs oder des Treppenhauses beschäftigt war. Braig hatte sich dem Wagen genähert, dessen Tür offenstand und weit über den schmalen Gehweg fast bis zur Hauswand ragte. Es hatte erbärmlich gestunken.
    »Mei Mercedes«, hatte Göckele gekreischt, »mei wunderbarer scheener Mercedes!«
    Steffen Braig war unwillkürlich stehen geblieben, weil er an der Autotür nicht vorbeikam. Der Gestank aus dem Wageninneren war fast nicht zu ertragen gewesen.
    »Mei scheener Mercedes.« Die Stimme des Mannes hatte so schrill geklungen, dass sich auf Braigs Rücken augenblicklich eine Gänsehaut ausbreitete. Nur Gübler vermochte so schnell ähnliche Reaktionen auszulösen.
    Braig hatte nur kurz gegrüßt.
    »Verbrecher müasst mr sei«, war es zurückgekommen, »no hätt mrs gut. No wär mr im Paradies. Oder wie sagt mr heut dazu? Stammheim. Do werdet die ganze Tagdieb durchgfüttert uf unsere Koste. I, wann i was zu sage hätt!«
    Göckele hatte einen Besen in die Hand genommen, ihn drohend vor Braig in der Luft geschwenkt und dann voller Wucht auf den Boden gedonnert. »No aber!«
    »Ja?«
    Der allwissende Nörgler hatte seinen stoppelhaarigen Kopf direkt vor Braigs Gesicht aufgebaut. »I däts dem Lumpepack zeige! No aber! Des gsamte Gschmeiß aus der ganze Welt treibt sich bei uns rum, vergewaltigt unsere Fraue und verführt unsere Kinder. Mr traut sich net amal mehr uf d' Straße naus!«
    »Wer? Sie?«
    Hermann Göckele hatte Braig entgeistert angestarrt. »Ha, Sie hent wohl von überhaupt nix a Ahnung, die ghöret doch alle ghenkt. I dät die auspeitsche lasse mitte in de Stadt. So wie die Perser des machet, vor alle Leut.«
    Steffen Braig hatte den Mundgeruch Göckeles wie eine Kaskade ätzenden Giftes in seiner Nase gespürt und so für Sekunden den ekelhaften Gestank aus dem Wageninneren vergessen.
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