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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache
Autoren: Klaus Wanninger
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ganze Zeit nur, brüllte, schimpfte. Ein rücksichtsloser Gewaltmensch.«
    »Seltsam.«
    »Wieso?«
    »Das Schreiben, das die Täter im Tunnel zurückließen, klingt ganz anders. Sie sprechen darin von der Gewalt des Autoverkehrs und fordern dazu auf, diese Gewalt zu beenden – so habe ich das verstanden.«
    »Ist es etwa keine Gewalt, mich im Tunnel festzuhalten?« Die Stimme Breuningers überschlug sich fast. Er warf seine Zigarette in den Aschenbecher, drückte sie mit heftigen Handbewegungen aus. »Diese Sammlung von Drohungen, Beschimpfungen und wirren Hirngespinsten finden Sie normal, wie?«
    »Wenn ich es normal fände, wäre ich wohl kaum hier, um nach Spuren der Täter zu suchen. Ich stelle nur fest, dass das Verhalten der Männer, so wie Sie es beschreiben, nicht unbedingt zum Inhalt ihres Schreibens und auch nicht zu ihrem Anliegen passt, wenn sie es wirklich ernst damit meinen.«
    »Ach was, von wegen. Das sind brutale Gewalttäter. Oder wollen Sie etwa behaupten, Sie glauben denen mehr als mir?«
    »Nein, das will ich nicht, natürlich nicht«, betonte Steffen Braig.

5. Kapitel
    Der Rotebühlbau, in dem verschiedene kulturelle Organisationen, die Volkshochschule der Stadt und einige Umweltverbände residierten, lag mitten im Herzen Stuttgarts, direkt über der zentralen S-Bahn-Station. Kommissar Braig hatte sich telefonisch mit der Geschäftsführerin des Bundes für Umwelt- und Naturschutz verbinden und einen Gesprächstermin am Spätnachmittag geben lassen.
    Marion Reimer trug ein luftiges gelbes T-Shirt mit roten Punkten und eine weite blaue Stoffhose. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Vor ihr auf dem robusten Schreibtisch türmten sich Bücher und Akten.
    »Wir vertreten alle unsere Anliegen generell gewaltfrei«, betonte die Frau, »aus Prinzip. Unser Ziel ist es, den gewaltsamen Umgang mit der Natur, aber auch der Menschen untereinander, zu beenden oder zumindest abzumildern. Unsere wichtigsten Bemühungen zielen in die Richtung, die Strukturen unserer Gesellschaft, die gewaltsames Verhalten in irgendeiner Weise fördern, umzugestalten und in humanere Bahnen zu lenken. Wir wenden deshalb niemals selbst Gewalt an.«
    Steffen Braig bewunderte die wuchernde Pflanzenschar, die sich über den ganzen Raum verteilte und verschiedenfarbige Blüten präsentierte, und überlegte, an wen ihn Marion Reimer erinnerte. Eine Schauspielerin, eine Sportlerin oder irgendeine Journalistin? Er konnte den Zusammenhang im Moment nicht herstellen.
    »Das ist mir vollkommen klar«, meinte er, »ich will Ihnen auch nicht unterstellen, mit diesem Verbrechen im Wagenburgtunnel in Verbindung zu stehen. Ihre Integrität, auch die Ihres Umweltverbandes, steht außer Frage. Mein Besuch zielt nur dahin abzuklären, ob Sie eine solche Aktion bestimmten Personen zutrauen würden, die uns bisher nicht bekannt sind, oder ob Sie Vermutungen haben, aus welcher Richtung diese Aktivitäten herrühren könnten.«
    »Sie meinen, wir sollen Spitzeldienste leisten und umweltpolitisch engagierte Leute, die bisher noch nicht genügend schikaniert wurden, verpfeifen?« Marion Reimer blickte ihm selbstbewusst in die Augen.
    Erschrocken erhob er sich, lief zum Fenster. Der Rotebühlbau wurde von einem unaufhörlich fließenden Autostrom passiert. Er betrachtete die einzelnen Fahrzeuge und rang nach Worten.
    »Sie verstehen mich völlig falsch. Es geht nicht um Spitzeldienste, wie Sie sich ausdrücken. Dazu gibt es keinen Anlass. Aber, Menschenskind, da wird ein Mann überfallen und terrorisiert, und die Leute, die das tun, sprechen von grünen und umweltpolitischen Zielen, die sie damit angeblich verfolgen. Es kann Sie doch nicht kalt lassen, wenn Ihre anerkanntermaßen gewaltfreie Arbeit so in aller Öffentlichkeit in Misskredit gezogen wird. Damit wird nur Ihr jahrelanges aufopferungsvolles Engagement zerstört. Um dies zu verhindern, bitte ich Sie um Ihre Mitarbeit.«
    »Wie freundlich. Sie sollten Politiker werden, dann könnten Sie Ihre schönen Worte häufiger an die Leute bringen. Es ist schon seltsam, wie Sie sich auf einmal bemühen.«
    Ihr Lächeln verwirrte ihn. »Wie darf ich das verstehen?« Braig lief vom Fenster weg, um sich seiner Gesprächspartnerin wieder gegenüberzusetzen.
    »Nun, Sie wissen wohl selbst, dass wir übermäßig freundliche Behandlung durch die Polizei nicht gerade gewohnt sind.«
    »Sondern?«
    »Eher doch das Gegenteil, wenn ich mich vorsichtig ausdrücke. Sehr oft jedenfalls.
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