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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache
Autoren: Klaus Wanninger
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vielleicht fällt Ihnen etwas ein, was Sie bisher nicht beachtet haben.«
    »Absurd. Sie suchen im falschen Milieu. Haben Sie das Schreiben nicht gelesen? Ich sagte Ihnen doch, das sind irgendwelche Fanatiker, grüne Spinner, die uns mit ihrem Autohass in die Steinzeit zurückjagen wollen. Die hocken doch inzwischen schon in den Parlamenten und Regierungen, diese Verrückten.«
    Steffen Braig betrachtete sein Gegenüber nachdenklich. Das war sein Tick, konstatierte er, die Sache mit den Grünen. Alles Fanatiker, Spinner, Verrückte, wie er sie nannte. Er schien sich absolut sicher zu sein, dass die Entführung auf diese Kreise zurückging.
    Braig blickte sich um, betrachtete den teuren Wandteppich, der ein wirres Farbmuster präsentierte. Alles im Raum kündete vom Wohlstand des Besitzers: die Sofagarnitur, der marmorierte Tisch, der mächtige Wandschrank. Nicht gerade schwäbisches Understatement, dachte Braig. Schien wie er kein Einheimischer zu sein oder er hatte eine der wichtigsten und sympathischsten Tugenden des Landes nicht erworben.
    »Na gut«, sagte Braig, »stellen wir das zurück. Sie kamen aus dem Lokal, liefen zu Ihrem Wagen, den Sie in der Nähe geparkt hatten, und spürten plötzlich die beiden Männer hinter sich. Die drückten Ihnen die Pistole in den Rücken, befahlen Ihnen, absolut ruhig zu sein, und machten Ihnen klar, was sie verlangten. Und dann?«
    »Sie brachten mich zum Tunnel.«
    »Sofort? Ohne Unterbrechung?«
    »Ja. Sie rissen mir die Wagenschlüssel aus der Hand und erklärten, dass ich mitkommen solle, ohne mich umzusehen. Die drohten mir Hölle, Tod und Teufel an, falls ich versuchen sollte, mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Vor lauter Angst blieb ich völlig ruhig. Die Typen waren verrückt, total fanatisch. Unberechenbar in ihrem grünen Wahn. Wenn ich mich gewehrt hätte ...«
    Schon wieder dieser Tick, überlegte Braig. Unberechenbare, fanatische Grüne. Konnten Verrückte ein Schreiben aufsetzen, wie es im Tunnel gefunden worden war?
    Er ließ seine Augen erneut in den Räumen umherschweifen, in denen der Mann hier residierte. Wohnen konnte man das kaum nennen. Nicht als Normalsterblicher. Zwei Millionen oder eher drei? Mit Grundstück eher an die drei. Wobei er sich nicht einmal sicher war, ob das wirklich reichte. Er hatte Schwierigkeiten gehabt, das Haus zu finden, obwohl es nicht allzu weit vom Stadtzentrum entfernt war. Degerlochs Villenviertel war in der ganzen Umgebung für seine geldadeligen Bewohner bekannt.
    »Grüne Spinner, Leute ohne jede Vernunft«, beharrte Breuninger.
    »Auf dem Weg zum Tunnel – hat niemand Sie gesehen? Keine Kneipenbummler, niemand, der seinen Hund ausführte?«
    »Woher soll ich das wissen? Überlegen Sie doch, wie spät es war!« Breuninger griff nach seiner Zigarettenschachtel, bot seinem Gesprächspartner eine an, bediente sich dann selbst, nachdem Braig abgelehnt hatte.
    »Waren denn keine Autos mehr unterwegs, als Sie in den Tunnel kamen?«
    »Natürlich. Und ob.«
    Steffen Braig überlegte laut. »Wie kamen Sie dann in die Nische? Muss doch ziemlich auffällig sein, wenn im Tunnel ein Fahrzeug hält und einige Leute aussteigen, oder?«
    Breuninger zögerte mit der Antwort. »Es ging alles so schnell, wie soll ich mich daran noch genau erinnern? Ich sagte Ihnen doch, ich war sehr müde, hatte getrunken ...« Er hielt inne und schaute Braig mit großen Augen an. »Nicht viel, aber immerhin«, korrigierte er sich dann, »so viel jedenfalls, dass ich ziemlich fertig war.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich weiß nur, dass wir vor dem Tunnel stehen blieben. Die Männer warteten, bis kein Auto mehr kam, rissen mich aus dem Wagen und rannten die paar Meter rein bis zur Nische. Sie brüllten mich an, drückten mich an die Wand und gurteten mich fest. Plötzlich waren sie weg.«
    »Sie haben die Männer die ganze Zeit nicht gesehen? Nicht ein einziges Mal einen Blick auf sie geworfen?«
    »Na ja, ich weiß nicht, im Auto und später im Tunnel, als sie mich festbanden, ich glaube, der eine, also vielleicht ...«
    »Ja?«
    »Er hatte einen Bart und war ziemlich ungepflegt.«
    »Und weiter?«
    »Er war überhaupt ein fertiger Typ, wenn Sie verstehen.«
    »Fertig?«
    »Na, nicht gerade kultiviert. Schmuddelig, verkommen, nicht so die Sorte Mensch, mit der man normalerweise verkehrt.«
    Steffen Braig atmete tief durch. Der Qualm der Zigarette stand in der Luft. »Erinnern Sie sich noch, was sie mit Ihnen sprachen?«
    »Sprachen? Quatsch! Der drohte mir die
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