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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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Braig und Neundorf waren ohne Rücksprache mit Söderhofer bei Thomas Bittler vorstellig geworden und hatten nach seiner Frau verlangt.
    »Meine Frau. Sie machen wohl Witze, wie?«, hatte er geantwortet und ihnen mitgeteilt, dass Nicole Bittler-Heunemeister seit ihrem schweren Unfall in der Chirurgie der Ulmer Universitätsklinik liege.
    »Was für ein Unfall?«, hatte Braig gefragt.
    »Samstag- auf Sonntagnacht. Sie wollte mir ein neues Auto in die Ukraine bringen.«
    »Dabei ist sie verunglückt? Wo?«
    »Kurz vor Ulm. Wegen überhöhter Geschwindigkeit. Der Wagen hat sich überschlagen.«
    »Wo ist er?«
    »Wer? Der Wagen?«
    Braig und Neundorf hatten sich die Adresse der Werkstatt geben lassen, dann die Kollegen vor Ort verständigt und sie darum gebeten, sofort Lackproben des Unfallfahrzeugs ins LKA zu bringen. Sie hatten sie über die Brisanz der Angelegenheit aufgeklärt, danach Rössle informiert und ihn um einen sofortigen Vergleich ersucht.
    Nach einem kurzen Imbiss waren sie dann nach Ulm aufgebrochen. Rössles Anruf hatte sie unmittelbar vor der Klinik erreicht.
    »Treffer«, hatte er gelobt, »alle Idiote von Sindelfinge, jetzt hent ihr die Drecksau doch noch kriegt.«
    »Ja«, hatte Braig geantwortet. »Aber die Morde gehen nicht auf das Konto des Kinderschänders, sondern auf das seiner Frau.«
    Sie waren die Treppen hochmarschiert, hatten Nicole Bittler-Heunemeisters Zimmer betreten.
    »Das Spiel ist aus, Frau Bittler«, erklärte Neundorf nach einer kurzen, sehr förmlichen Begrüßung. »Wir haben alle Beweise.«
    Die Frau ging hoch wie eine Rakete, fing an zu schimpfen und vor Wut zu geifern. »Verkommenes Pack!«, ließ sie wie eine unaufhörlich laufende Schallplatte immer wieder vernehmen.
    »Diese jungen Menschen haben mich die Liebe wieder neu gelehrt«, zitierte Braig aus der heuchlerischen Ansprache ihres Mannes. »Die Worte habe ich oft gehört. Seit dem Film von Herrn Hessler und Herrn Stiegelmaier habe ich endlich begriffen, wie sie zu verstehen sind.«
    Eine Kaskade von Schimpfworten und Flüchen ging über ihm nieder.
    Braig ließ sich nicht beirren. »Wissen Sie, wann mir die Worte zum ersten Mal zu Ohren kamen?« Er gab selbst die Antwort. »Heute vor einer Woche. Bei Frau Bopfinger in Stuttgart. Sie kamen damals leider etwas zu spät und waren auch ziemlich außer Atem, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Seit einigen Minuten weiß ich auch, warum. Es hat doch etwas länger gedauert in Aalen, Herrn Hessler über den Haufen zu fahren, als Sie das geplant hatten.«
    Die Frau schien kurz vor der Explosion. »Ja und?«, stieß sie schwer atmend hervor. »Auch wenn mein Mann zehnmal am Tag mit Minderjährigen vögelt, was geht die das an? Er hat nun mal diese Veranlagung, aber er macht das im Ausland und deshalb haben die sich da nicht einzumischen!« Sie richtete sich in ihrem Krankenbett auf, schien vor Wut beinahe zu platzen. »Er hat schon so viel Gutes getan, da darf er auch mal an sich selbst denken! Und wenn zwei so verkommene Halunken glauben, sie könnten unser gemeinsames Lebenswerk zerstören, dann täuschen die sich! Ich habe sie gewarnt, alle beide, als sie uns vor ein paar Wochen mit ihren Schnüffeleien belästigten. Und als sie trotzdem keine Ruhe gaben und uns mit angeblich eindeutigen Filmaufnahmen aus der Ukraine drohten, machte ich ihnen klar, dass sie mich noch kennen lernen würden!«
    »Die haben Sie kennen gelernt«, meinte Braig, als er sich endlich wieder verständlich machen konnte. »Und das haben beide Männer mit dem Leben bezahlt.«

34. Kapitel
    Die Pressekonferenz am nächsten Morgen unterschied sich derart von all ihren Vorgängerveranstaltungen der vergangenen Jahre, dass das sogar die Neugier der überaus zahlreich anwesenden Journalisten erregte. Braig und Neundorf hatten die Hintergründe der Morde an Tobias Hessler und Fred Stiegelmaier ausführlich dargelegt, unzählige ins Detail reichende Fragen verschiedener Medienvertreter beantwortet. Kurz vor dem absehbaren Ende der Veranstaltung hatte ein Journalist das einzig noch ungelöste Problem auf den Punkt gebracht.
    »Darf ich das ungewohnte Dauerschweigen des anwesenden Herrn Staatsanwalts als Hinweis interpretieren, dass die beiden Kriminalbeamten in den vorliegenden Fällen ausnahmsweise imstande waren, die Verbrechen ohne seine leitende Hand aufzuklären?«, hatte er mit unverhohlenem Grinsen gefragt, »oder möchte der Herr Staatsanwalt uns damit zu verstehen geben, dass die
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