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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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Beitrag von Wert, nicht ein Hinweis auf seinen Mörder. Die einzige Verbindung, von der sie sich entscheidende Erkenntnisse versprachen, der Anruf eineinhalb Stunden vor seinem Tod, der ihn wohl an den Rand Untertürkheims gelockt hatte, war keinem Absender zuzuordnen.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem nicht registrierten oder entsprechend manipulierten Prepaid-Handy ausgeführt und deshalb nicht zu identifizieren, verlautbarte die zuständige Gesellschaft. Die einzige Feststellung, die sich in dem Zusammenhang machen ließ, war die Erkenntnis, dass sich der Anrufer mitten in der Stuttgarter City aufgehalten hatte. Dort hatte nämlich ein Sendemast seine Impulse aufgenommen.
    »Verdammter Mist«, schimpfte Stührer. »Sollen wir jetzt etwa sämtliche Einwohner der Innenstadt überprüfen?«
    Deprimiert von der erneuten Erfolglosigkeit ihrer Arbeit hörte Braig kurz vor zwölf sein Telefon läuten. Ohne aufs Display zu achten, griff er nach dem Hörer.
    »Ich bin es, Genkinger.«
    Das mühselige Suchen und Überprüfen hatte Kraft gekostet. Braig benötigte mehrere Sekunden zu einer Antwort. »Oh, das überrascht mich jetzt aber. Haben wir unsere Miete noch nicht überwiesen?«
    Der Tierarzt hatte ihn noch nie im Amt angerufen, Braig konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern. Sie unterhielten sich zwar oft und gern, längst auf freundschaftlicher Ebene, seinen Vermieter aber vom Arbeitsplatz aus zu kontaktieren, war eine neue Erfahrung.
    Dr. Genkinger ließ sein gewohnt herzhaftes Lachen hören. »Das werde ich sofort überprüfen.« Er räusperte sich, fand zu einem ernsthafteren Ton. »Nein, es geht um diesen Stiegelmaier. Daran arbeiten Sie doch, oder?«
    »Ja«, bestätigte der Kommissar überrascht.
    »Heute Morgen war Frau Bopfinger in der Praxis und hat mir etwas erzählt, was Sie interessieren könnte.«
    »Isis Bopfinger?«
    »Unsere Partykönigin, genau.«
    »Mit ihrem Caruso.«
    »So ist es. Sie kennen meine Goldesel ja alle. Caruso scheißt gleich Hunderter, da muss man schön artig sein und seinem Frauchen zuhören, wenn es sich seine Seele erleichtern will. Ich nehme an, dass mich die Frau weniger ihres Carusos wegen besucht als vielmehr deshalb, um jemand zu haben, der sie reden lässt, ohne gleich dazwischenzugehen, aber sei’s drum ... Jedenfalls, am vergangenen Samstagabend gegen 19.40 Uhr war sie in Untertürkheim, genauer am Rand von Untertürkheim in der Gehrenwaldstraße und wollte in die Württembergstraße einbiegen, als plötzlich ein dunkler Daimler mit hohem Tempo an ihr vorbeischoss.«
    Braig glaubte nicht richtig zu hören. »Am vergangenen Samstagabend«, vergewisserte er sich. »Und das Auto schoss stadteinwärts an ihr vorbei?«
    »Ganz genau. Und obwohl der Wagen so schnell fuhr, konnte sie den Fahrer genau erkennen.«
    »Wer war es?«
    »Nicole Bittler-Heunemeister.«
    Braig glaubte zu spüren, wie sein Körper Adrenalin in seinen Blutkreislauf pumpte. Massen von Adrenalin. Er sprang von seinem Stuhl auf, lief, das Telefon am Ohr, hektisch hin und her.
    »Frau Bopfinger will damit natürlich nicht den Verdacht auf diese Frau lenken. ›Stellen Sie sich vor‹, erzählte sie mir aufgeregt, ›beinahe wäre die arme Frau Bittler diesem Mörder begegnet. Um Gottes willen, kann die von Glück sagen, dass sie gerade noch davonkam. Wie die Zeitungen schreiben, war das nämlich genau die Zeit, als es passierte‹, sagte sie. Und deshalb hat sie am Sonntag bei den Bittlers angerufen, um der Frau genau das mitzuteilen.«
    »Und?«, fragte Braig.
    »Da war aber nur eine Angestellte am Apparat und die informierte sie, Frau Bittler sei noch in der Nacht, also von Samstag auf Sonntag zu ihrem Mann in die Ukraine gefahren. Etwas früher als geplant. Sie wollte den neuen Daimler, den sie erst seit ein paar Tagen fuhr, dorthin überführen. Als Geschenk für einen führenden Politiker dort, um sich sein Wohlwollen für das Waisenhausprojekt zu sichern.«
    »Das neue Auto«, stammelte Braig, »in die Ukraine.«
    »Genau das«, bestätigte der Tierarzt.

33. Kapitel
    Nicole Bittler-Heunemeister glich einem Monster, das einer Horrorshow entwichen war.
    Braig und Neundorf standen vor ihrem Bett in der Ulmer Universitätsklinik, konzentrierten sich auf die Teile ihres Gesichts, die nicht von dicken Bandagen bedeckt waren.
    Die Verletzte zischte irgendetwas von »verkommenem Journalistenpack«, giftete und geiferte vor sich hin.
    Nach dem Anruf Dr. Genkingers war alles sehr schnell gegangen.
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