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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier
Autoren: Klaus Wanninger
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zufällig hier vorbeigekommen und hatte die Frau auf dem Gehweg entdeckt. Um nicht in Verdacht zu geraten, raste er davon, als er Sie kommen hörte.«
    »Ohne Licht? Wieso hatte er die Beleuchtung seines Autos abgeschaltet?«
    »Er hatte kein Licht?«
    »Natürlich nicht«, sagte Reusch, »das Fahrzeug stand vollkommen dunkel, ohne jede Beleuchtung da.« Er setzte seine Brille wieder auf, rückte sie zurecht.
    »Und er fuhr ohne Licht davon? In diesem Nebel?«
    »Na, sage ich doch!«, erklärte der Mann mit unüberhörbarem Triumph in der Stimme. »Ohne Licht. Und mit offenem Kofferraum!«
    Braig massierte seine rechte Schläfe, hinter der er ein heftiges Pochen spürte. So wie Reusch den Vorgang beschrieben hatte, deutete in der Tat vieles darauf hin, dass es sich um die Person handelte, die die Frau wenn nicht getötet, so doch zumindest hier auf dem Gehweg abgelegt hatte. Wer anders als der Mörder aber sollte dies getan haben? »Das Auto«, sagte er, »konnten Sie erkennen, um welches Modell es sich handelte?«
    Die Reaktion der Männer erfolgte fast synchron. Beide hoben ihre Hände, starrten Braig mit angestrengter Miene an. »Wir versuchen es den ganzen Morgen schon«, antwortete Bergel, »aber …« Er verstummte, streckte ratlos seine Hände von sich weg.
    »Ein großer Wagen?«, versuchte Braig zu helfen, »oder eher ein kleiner? Ein weit verbreitetes Modell oder ein selteneres?«
    »Es hat keinen Sinn«, erwiderte der Mann, »es geht wirklich nicht, es war zu dunkel. Zu dunkel und zu neblig. Und zu früh. Wir waren beide noch nicht richtig wach. Tut mir Leid, aber so ist es nun mal.«
    »Dann können Sie auch zur Farbe des Autos nichts sagen? Oder zu seinem Kennzeichen?«
    Reusch schaute Braig durch seine dicke, die Größe seiner Augen abnormal verzerrende Brille an. »Dunkel«, sagte er, »ein dunkles Auto. Aber das heißt nicht viel. Heute Morgen war alles dunkel. Die Straße und die Häuser. Und das Auto auch.« Er schüttelte bedauernd den Kopf.
    Braig spürte, dass das Gespräch keine nennenswerten Erkenntnisse mehr brachte, wollte nur noch einen Punkt zur Sprache bringen, der ihm immer stärker auf den Nägeln brannte. »Es war neblig und noch ziemlich dunkel heute Morgen«, sagte er, »keine angenehmen Bedingungen also.
    Können Sie mir sagen, warum Sie dann so früh unterwegs waren?«
    »Wir?« Bergels Stimme drohte sich zu überschlagen. »Verdächtigen Sie jetzt etwa uns?«
    »Wessen sollte ich Sie verdächtigen?«
    »Die Leiche hier abgelegt zu haben, was denn sonst?« Die Aufregung war beiden Männern ins Gesicht geschrieben.
    »Und? Haben Sie es getan?«, fragte Braig.
    Bergel sprang in die Höhe, stieß mit dem Kopf an die Decke des Wagens. »Sind Sie verrückt? Glauben Sie, wir hätten dann die Polizei gerufen?« Er fuhr sich mit der Hand über den Schädel, starrte Braig wütend an. »Ist das der Dank, dass wir so lange auf Sie gewartet haben?«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, weshalb Sie sich so aufregen. Ich habe keinerlei Verdacht geäußert. Obwohl wir das schon erlebt haben, dass Täter als vermeintliche Zeugen auftreten. Aber bei Ihnen wundert mich nur, dass Sie so früh unterwegs waren. Zum Joggen?«
    Bergel beruhigte sich wieder, nahm erneut Platz. »Natürlich. Was denn sonst?«
    »Also, mich bekämen Sie freiwillig nicht so früh aus den Federn.«
    »Wir machen das auch nicht oft«, gab der Mann zu, »aber unsere Kondition …« Er zögerte, überlegte, wie er fortfahren solle, setzte dann erneut an: »Wir spielen Fußball. Beide. Na ja, in letzter Zeit waren wir einfach nicht mehr so fit und deshalb beschlossen wir, von jetzt an morgens … Fitnesstraining, verstehen Sie?«
    Braig kam die Antwort etwas zu stockend, irgendwie auch krampfhaft bemüht. Er glaubte zwar nicht, dass die Männer etwas mit dem Tod der Frau zu tun hatten, konnte sich trotzdem nicht vorstellen, dass sie freiwillig so früh unterwegs gewesen waren, nur um sich fit zu halten. Er musste den Kollegen auftragen, Bergel und Reusch zu überprüfen. »Fitnesstraining«, wiederholte er, »Sie laufen am Neckar entlang?«
    Bergel nickte, dankbar, dass Braig ihm Glauben schenkte. »Wir wohnen in der Roßkampffstraße, in der Nähe vom Bahnhof.« Er zeigte in die Richtung des Neckars. »Von dort joggen wir hierher zur Götzenturmbrücke, dann drüben am Wasser entlang bis zur Ebertbrücke und auf dieser Seite wieder zurück. Da haben wir fast die ganze Zeit frische Luft.«
    »Und als Sie heute
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