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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier
Autoren: Klaus Wanninger
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Körper sieht genauso aus wie ihr Gesicht.«
    Die Worte der Ärztin rissen Braig aus seinen Überlegungen. Seine fragende Miene zeigte, dass er ihren Sinn noch nicht erfasst hatte. »Sie meinen …«
    Dr. Ulmer schnäuzte sich wieder, bückte sich dann nieder. »Wir können sie umdrehen, Ihre Kollegen haben alles fotografiert.« Sie drehte die Tote auf die Seite, schob die Bluse und das Shirt darunter hoch.
    Braig warf nur einen kurzen Blick auf den Rücken der Frau, hatte augenblicklich genug. »Mein Gott, wer war da am Werk?«
    »Das frage ich mich auch«, pflichtete ihm die Ärztin bei.
    Der Rücken war genau wie das Gesicht übersät von Hämatomen, aufgeplatzten Wunden, blutverkrusteten Hautpartien, dazu seltsam verformt, als sei die Frau zwischen zwei Mühlsteine geraten.
    »Woran ist sie gestorben?«, fragte Braig. »Wagen Sie einen Befund?«
    Die Ärztin reagierte erst nach einigen Sekunden, ein frisches Taschentuch vor ihre Nase gepresst. »Sie meinen, weil die Auswahl so groß ist …«
    Braig nickte, tastete die Haut der Leiche vorsichtig ab. Sie war kalt.
    »Drehen Sie sie um, dann können Sie es erkennen.« Dr. Ulmer griff der Toten unter die Schulter, wandte den Körper auf den Rücken.
    Braig schrak zusammen. Der Bauch der Frau war völlig deformiert, die Hüfte abnormal verzogen, auf der Linken deutlich verrenkt.
    »Sie wurde mehrfach überfahren. Das war wohl das endgültige Ende«, erklärte die Ärztin.
    »Mehrfach? Von verschiedenen Fahrzeugen?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist Ihre Sache, das herauszufinden.«
    Braig nickte, seufzte laut auf. »Dann wurde die Frau also mit unzähligen Schlägen auf den Leib und ins Gesicht malträtiert, anschließend mehrfach überrollt, vielleicht auf einer stark befahrenen Straße und schließlich – Stunden später erst, wenn ich das richtig verstehe – hier abgelegt.« Er schaute fragend zu der Ärztin, sah ihr vorsichtiges Kopfnicken.
    »So könnte ich mir das vorstellen, ja. Aber natürlich muss ich Sie darum bitten, die Analysen der Gerichtsmedizin abzuwarten. Sie wissen, mein Urteil ist nur vorläufiger Natur.«
    »Das ist mir klar.« Braig betrachtete den zerschundenen Körper der Toten, war noch nicht am Ende seiner Überlegungen. »Sie ist seit mehreren Stunden tot, richtig?«
    Dr. Ulmer nickte.
    »Gegen Mitternacht?«
    »Eher noch ein paar Stunden früher.«
    »Vergewaltigt?«
    »Sie ist dermaßen von Hämatomen und Wunden übersät, auch im Schambereich, dass ich Ihnen darauf keine befriedigende Antwort geben kann. Warten Sie den Befund der Kollegen ab.«
    »Womit wurden ihr die Verletzungen zugefügt? Mit der Hand?«
    Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Eher nein. Sie sind dermaßen ausgeprägt, dass ich auf härtere Gegenstände schließen würde. Holz, Werkzeuge, irgendwelche massiven Stücke, die sich gut zum Schlagen eignen.«
    »Und anschließend mehrfach überfahren, um von den schrecklichen Verletzungen abzulenken?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ein außer Kontrolle geratener Liebhaber, keine Ahnung.«
    »Aber warum hat er sie dann nicht einfach auf der Straße liegen lassen, sondern hierher transportiert?« Braig sah ihre ratlose Miene, spürte die feuchte Kälte in seine Kleidung kriechen. Er zog seinen Schal zurecht, hüllte sich fester in seine Jacke. »Wissen wir etwas über ihre Identität?«
    »Nur das hier.« Dr. Ulmer machte sich an der Bluse und der Hose der Verstorbenen zu schaffen, brachte zwei schmale, keine fünf Zentimeter langen Stoffanhängsel zum Vorschein. »Ich habe sie vorhin entdeckt.«
    Er beugte sich nieder, las auf beiden Teilen denselben aufgedruckten Namen. Marianne Kindler. »Eine Modemarke?«
    »Mir ist sie unbekannt.«
    »Sie glauben, die Frau ließ ihren Namen in ihre Kleidung einsticken?«
    »Wieso nicht? Ich kenne Leute mit ganz anderen Marotten. Vielleicht war sie im Krankenhaus oder zur Kur. Dann empfiehlt es sich doch, gekennzeichnete Kleider zu tragen, damit sie nicht verwechselt werden können.«
    Braig fand das Argument stichhaltig, nickte. »Sonst haben wir keine Hinweise auf ihre Identität?«
    Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Ich habe schon mit Ihren Kollegen darüber diskutiert. Sie haben nichts gefunden.« Sie wies auf Rauleder und Rössle, die immer noch mit dem Abdruck auf dem Asphalt beschäftigt waren.
    »Dann muss ich es mit Marianne Kindler versuchen.« Braig gab die Nummer des LKA in sein Handy ein, hatte die Stimme Stöhrs in der Leitung. Ungewohnt leise, gerade noch zu
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